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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Magd.
    «Hier oben ist sie also auch nicht. Ich meine Griet», setzte sie auf Franziskas fragenden Blick hinzu. «Niemand weiß, wo sie ist. Sie hat Vitus vorhin allein gelassen, angeblich, um etwas zu erledigen. Sie wird doch wohl nicht etwa allein in die Stadt gegangen sein?»
    «Das glaube ich nicht.» Franziska schüttelte den Kopf. «Griet ist ein vernünftiges Mädchen, sie weiß, dass sie so etwas nicht tun soll.»
    «Aber wo steckt sie dann?» Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Adelina die Kammer wieder und stieg hinab ins Erdgeschoss. Dort stieß sie beinahe mit Neklas zusammen, der gerade zur Hintertür hereingekommen war. Auf ihren fragenden Blick hin schüttelte er den Kopf.
    «Im Garten ist sie nicht.»
    Adelina spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Griet war schon einmal verschwunden. Es war zwar schon ein paar Jahre her, aber die Erinnerung flackerte in diesem Moment heftig in ihr auf.
    «Ich verstehe das nicht», sagte sie mit einem leichten Zittern in der Stimme. «Wo kann sie nur hingegangen sein? Es ist schon dunkel! Und wo ist Mira? Sie wollte doch nach ihr sehen.»
    Bevor Neklas darauf etwas erwidern konnte, wurden aus Richtung der kleinen Kammer hinter der Apotheke Schritte laut. Eine Tür ging, und Sekunden später tauchte zuerst Mira und gleich hinter ihr Griet auf. Das junge Mädchen rieb sich heftig über die Oberarme, offenbar war ihr kalt.
    «Allen Heiligen sei Dank!» Adelina stürzte auf ihre Stieftochter zu, fasste sie bei den Schultern und schüttelte sie leicht. «Wo bist du nur gewesen? Wir haben uns Sorgen gemacht! Du kannst doch nicht einfach verschwinden, ohne jemandem zu sagen, wohin du gehst.»
    Sichtlich verlegen zog Griet den Kopf ein. Sie ließ die Hände sinken und spielte mit einer Falte ihres Rocks.
    «Tut mir leid, Mutter. Ich wollte euch nicht ängstigen. Es war nur so, also … ich war draußen … und, also, da habe ich etwas gehört. Ich wollte Vitus nicht beunruhigen, deshalb …»
    «Seit wann stotterst du denn?» Mit einer Mischung aus Spott und Belustigung musterte Neklas sie. «Jetzt noch einmal ganz ruhig von vorn. Was hast du gehört? War jemand im Hof?»
    Griet wich seinem Blick aus und knetete weiter an ihrer Rockfalte herum. «Nein, ich meine, ja, also …» Sie holte tief Luft und hob den Kopf wieder. «Ich dachte, ich hätte etwas im Garten gehört. Und da war auch jemand – eine Bettlerin.»
    «In unserem Garten war eine Bettlerin?» Verblüfft starrte Adelina sie an. «Wie ist sie denn dorthin gekommen? Hast du sie hinausgeworfen? Du hättest uns Bescheid sagen müssen, Griet!»
    «Sie war nicht gefährlich, nur hungrig.» Wieder senkte Griet den Kopf. «Als ich gesehen habe, dass sie harmlos ist, bin ich schnell reingegangen und habe ein Brot geholt. Das habe ich ihr gegeben, dann ist sie gegangen.»
    «Harmlos?» Energisch schüttelte Adelina den Kopf. «Das kann man bei Bettlern nie wissen. Was, wenn sie nicht allein gewesen wäre? Du hättest wirklich nach uns rufen sollen. Und ein ganzes Brot hast du hergeschenkt?»
    «Ja, ich … sie hat mir leidgetan.»
    Diesmal stieß Neklas einen deutlich amüsierten Laut aus. «Einen ganzen Brotlaib, wie?» Er lachte in sich hinein.
    «Was ist denn daran lustig?» Adelina schoss einen empörten Blick auf ihn ab.
    «Ganz einfach, Lina. Griet mag nicht deine leibliche Tochter sein, aber sie ist ganz offensichtlich deines Geistes Kind. Oder hast du schon vergessen, wie du einst einem kleinen Straßenmädchen viel zu viel Geld gegeben hast, weil es dir leidgetan hat? Und dass du ebenjenes Mädchen einige Zeit später als Magd in dein Haus geholt hast? Zwei vom gleichen Schlag, würde ich sagen.» Er zwinkerte ihr grinsend zu.
    Einen Moment lang sah Adelina ihren Mann sprachlos an, dann zuckte es um ihre Mundwinkel, und sie musste ihrerseits ein Lachen unterdrücken.
    «Na, weißt du …» Sie wandte sich an Griet. «Dann will ich es mal gut sein lassen. Magda bereitet das Abendessen vor. Bis sie fertig ist, werde ich in der Apotheke noch ein wenig für Ordnung sorgen. Komm mit, Griet. Du kannst mir dabei helfen.»
    «Soll ich Euch auch helfen, Meisterin?», wollte Mira wissen.
    «Nein. Geh du bitte in die Küche und unterstütze Magda. Sei so gut und stell auch etwas ordentlich Nahrhaftes für meinen Bruder zusammen. Ich fürchte, wenn Tilmann nicht allmählich etwas zu essen bekommt, wird er noch unleidlicher.»
    «Ist er das nicht ohnehin immer?» Mira verschränkte die Arme vor dem

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