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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Miene wurde finster und verschlossen. «Vielleicht trage ich nicht direkt schuld an seinem Tod, eine Mitverantwortung jedoch sicher.»
    «Das stimmt doch nicht! Wie kannst du so etwas sagen?», rief Adelina. Sie vermochte ihre Bestürzung über die Worte ihres Bruders nicht zu unterdrücken.
    Tilmann sah sie für einen langen Moment schweigend an. Dann sagte er in kühlem, beinahe abweisendem Ton: «Ich war es, der darauf bestanden hat, noch länger mit der Anklage zu warten. Ich wollte weitere Beweise sammeln. Und ich war es auch, der das heimliche Treffen im Zeughaus vorgeschlagen hat. Womöglich war es sogar einer meiner Männer, der uns verraten hat.»
    In dem Kellergelass herrschte für einen Augenblick betretenes Schweigen. Nur das Knistern der glühenden Kohlen in dem runden Eisenbecken war zu vernehmen. Schließlich räusperte sich Marie, die bisher nur schweigend zugehört hatte.
    «Hauptmann Greverode, Ihr braucht Euch keine Vorwürfe machen. Dazu besteht in meinen Augen kein Anlass. Soweit ich es mitbekommen habe, sind Eure Männer absolut loyal. Glaubt Ihr wirklich, dass einer von ihnen Euch verraten hat? Kann es nicht vielmehr sein, dass man Euch verfolgt hat, vielleicht auch Clais van Dalen? Wenn Ihr tatsächlich schon seit so langer Zeit Nachforschungen anstellt, habt Ihr vielleicht wirklich einfach zu viel Staub aufgewirbelt. Und nur weil Ihr vorsichtig sein wolltet und noch dazu den Ort des Treffens vorgeschlagen habt, heißt das noch lange nicht, dass Euch irgendeine Schuld oder Verantwortung trifft.»
    «Frau Marie, Eure Worte sind wohlgemeint.» Tilmann lächelte schwach, wurde jedoch sogleich wieder ernst. «Aber Euch ist die Tragweite der Angelegenheit nicht klar. Selbst ich muss mir darüber erst noch weitere Gedanken machen.» Er ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. «Ich denke, es wäre gut, wenn ihr mir jetzt für eine Weile meine Ruhe lasst.» Er schloss die Augen, drehte den Kopf zur Wand und schwieg.
    Adelina warf Neklas einen kurzen Blick zu, den dieser mit einem zustimmenden Neigen des Kopfes erwiderte.
    «Also gut, kommt», wandte sie sich an die anderen. «Lasst uns hinausgehen und meinen Bruder ein wenig ausruhen. Er darf sich noch nicht zu sehr anstrengen.»
    Mit einem Ruck fuhr Tilmanns Kopf wieder zu ihr herum. Empört starrte er sie an.
    Sie nickte ihm freundlich zu. «Wir sehen heute Abend noch einmal nach dir.»
    Er schien etwas erwidern zu wollen, überlegte es sich dann jedoch offenbar anders. Jupp und Marie waren bereits halb die Treppe hinauf, Mira direkt hinter ihnen. Auch Adelina und Neklas schickten sich an, den Kellerraum zu verlassen, doch Tilmanns nächste Worte hielten sie noch einmal auf.
    «Die Aufzeichnungen …» Vorsichtig hob er die Hand und fuhr sich durch sein Haar. «Clais hätte ein Bündel Aufzeichnungen zu unseren Treffen mitbringen sollen. Alles, was wir bis dahin an Hinweisen zusammengetragen hatten. Hat man dergleichen bei seiner Leiche gefunden?»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Nicht, dass ich wüsste. Der Gewaltrichter hat nichts davon gesagt, der Vogt ebenfalls nicht. Glaubst du, jemand hat diese Schriftstücke gestohlen?»
    «Da fragst du noch?» Tilmann schnaubte höhnisch. «Natürlich wurden sie gestohlen! Oder – aber das will ich lieber nicht hoffen – Reese oder der Vogt haben sie verschwinden lassen.»
    «Um Himmels willen!» Adelina starrte ihn entsetzt an. «So etwas würde Reese niemals tun. Vom Vogt kann ich es zwar nicht mit Sicherheit sagen, aber auch das vermag ich mir nicht vorzustellen.»
    Mit einem bitteren Lachen deutete Tilmann auf sich selbst. «Schau, wo ich gelandet bin. Was mit Clais geschehen ist. Hier sind Täter am Werk, die Schutz aus den höchsten Kreisen genießen. Die Verbindungen haben, genau wissen, was sie tun. Dass ich noch lebe, verdanke ich vermutlich nur der Tatsache, dass mein Gegner selbst verwundet war. Zwar wussten wir, dass unsere Nachforschungen nicht ungefährlich waren, aber wir gingen davon aus, dass höchstens unsere Positionen als Hauptmänner der Stadtsoldaten auf dem Spiel standen. In Lebensgefahr haben wir uns nicht gewähnt. Selbst wenn ich nicht hier liegen würde, sondern auf meinen eigenen Füßen hinausgehen könnte, wäre es unmöglich, mich jetzt in der Öffentlichkeit zu zeigen. Wie du schon gesagt hast, Adelina – der Vogt will mich vor Gericht bringen. Für ihn steht fest, dass ich Clais getötet habe. Das Gegenteil zu beweisen dürfte mir schwerfallen. Denn nicht nur

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