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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ab.
    «Esst, solange die Eier noch ein wenig warm sind.» Ohne ihm ins Gesicht zu sehen, wandte sie sich ab und füllte neue Kohlen in das große Becken. Sie schürte das Feuer, bis kleine helle Flammen hochzüngelten, dann schob sie das Becken, das auf einem schweren Dreifuß stand, näher an die Matratze heran.
    Greverode sah ihr schweigend, aber interessiert zu. Erst als sie wieder nach ihrem Teller griff und sich auf den Hocker setzte, nahm er den Löffel zur Hand, der im Rührei steckte, und begann langsam zu essen. Die gebratenen Speckstreifen schienen ihm besonders zuzusagen. Obgleich sie so tat, als sehe sie nicht hin, und ihren Blick fest auf ihren eigenen Teller gerichtet hielt, nahm sie aus dem Augenwinkel wahr, dass er genüsslich kaute. Auch das geröstete Brot schien ihm zu schmecken.
    Eine geraume Weile lang aßen sie schweigend. Als Mira ihren Teller geleert hatte, stellte sie ihn beiseite und ging zu einem Regal, in dem Ludmilla einen Krug mit verdünntem Wein abgestellt hatte. Sie goss davon in zwei Becher und reichte einen Greverode.
    Er nahm ihn schweigend, trank einige Schlucke. Dann sah er Mira mit einer Mischung aus Argwohn und Spott an.
    «Womit habe ich diese freundliche Behandlung Eurerseits verdient, Jungfer Mira? Ihr seid so schweigsam, das bereitet mir ein wenig Sorge.»
    «Ludmilla sagt, Ihr braucht noch viel Ruhe. Und die Meisterin wäre sicher nicht erfreut, wenn sie hört, dass ich mich mit Euch streite.»
    Greverode, der gerade einen Schluck getrunken hatte, hustete in seinen Becher. Verblüfft hob er den Kopf. «Dann hättet Ihr also einen Grund, Euch mit mir zu streiten, unterdrückt diesen aber aus Fürsorge und – Gott behüte – Gehorsam?»
    «Das habe ich nicht gesagt.»
    «Ach nein? Was denn dann?» Neugierig legte Greverode den Kopf schräg.
    Mira biss sich auf die Unterlippe. «Esst die Schüssel leer, Hauptmann Greverode. Dann kann ich sie wieder hinauftragen. Ludmilla wird später herkommen und nach Euch sehen.»
    Sie senkte den Blick auf ihren Schoß, spürte jedoch, dass Greverode sie forschend ansah. Dann hörte sie, dass er wieder zu essen begann. Als er die Schüssel geleert hatte, stellte er sie neben sich auf dem Boden ab und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Rasch stand sie auf, ging zum Regal und holte ein sauberes Leinentuch. Wortlos reichte sie es ihm und beobachtete, wie er sich sorgfältig Mund und Hände säuberte. Gern hätte sie ihm einige Fragen gestellt, aber aus unerfindlichem Grund traute sich plötzlich nicht.
    Gerade als sie sich bücken wollte, um die Schüssel aufzuheben, sprach er sie erneut an.
    «Ihr enttäuscht mich, Jungfer Mira. Wollt Ihr etwa schon die Flucht antreten? So kraftlos kenne ich Euch ja gar nicht. Ich hatte gedacht, dass die Informationen, die Ihr heute über Ailff van Wesel erhalten habt, Euch ziemlich aufgebracht hätten.»
    Mira hielt in der Bewegung inne, richtete sich wieder auf. «Das klingt, als hättet Ihr von Eurem Verdacht ihm gegenüber aus einem bestimmten Grund erzählt, während ich anwesend war. Glaubt Ihr vielleicht, ich weiß etwas darüber? Nun, dem ist nicht so. Ich habe schon seit einiger Zeit nicht mehr mit meinem Stiefvater gesprochen. Vermutlich wird er früher oder später hier auftauchen, um mir mitzuteilen, dass er mich mit einem seiner hochgeschätzten Freunde verlobt hat. Dagegen kann ich zwar nichts tun, aber bis es so weit ist, lege ich keinen Wert auf seine Gesellschaft.» Trotzig verschränkte sie die Arme vor dem Bauch.
    «Das wird er nicht machen.»
    Verblüfft sah sie ihn an. «Was meint Ihr damit?»
    Für einen Moment sah es so aus, als suche Greverode nach den passenden Worten. Dann schien er sie gefunden zu haben. «Ich meine nur, dass Euer Stiefvater es nicht leicht haben wird, Euch an den Mann zu bringen. Ich möchte jetzt nicht darauf herumreiten, dass Ihr Euch einer Ehe mit mir widersetzt habt. Bei Lichte besehen war dies eine ausgezeichnete Entscheidung. Ich glaube allerdings nicht, dass Euer liebreizendes Äußeres ausreichen wird, einen passenden Bräutigam für Euch zu begeistern. Ihr lebt schon zu lange im Haushalt meiner Schwester und unter ihrem Einfluss, als dass es irgendjemandem entgangen sein könnte, welch unerträglich vorlautes Weib Ihr seid. Kaum ein Mann wird sich eine solche Bürde aufhalsen wollen.»
    Erstaunt riss Mira die Augen auf, starrte ihn empört an. «Das ist ja wohl … Kann es sein, Hauptmann Greverode, dass es Euch Spaß macht, mich zu

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