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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ich ungehobelter Greis keinen Sinn darin sah, mit einem aufmüpfigen Weib, wie Ihr es seid, meinen Hausfrieden zu stören.»
    Mira wusste nicht, was sie sagen sollte.
    «Abgesehen davon liegt mir nichts daran, eine Frau zu zwingen, mir zu Willen zu sein.» Sein Blick bohrte sich in den ihren. «Mag sein, dass Euer Stiefvater in dieser Hinsicht weniger Skrupel hat. Wenn ich mich recht entsinne, hat er Euch unter Androhung von Gewalt zu zwingen versucht, Euer Einverständnis zu geben.»
    Beklommen nickte sie.
    «Ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass eine Ehe, die auf solch einer Basis geschlossen wird, kaum einen guten Verlauf nehmen wird.»
    «Aber …»
    «Ihr habt geglaubt, ich wolle um jeden Preis eine Frau von Adel ehelichen. Natürlich lag eine solche Verbindung in meiner Absicht, weil sie meine Stellung hier in Köln gefestigt hätte. Aber im Unterschied zu Arnold halte ich Zwang in bestimmten Situationen für das denkbar ungeeignetste Mittel, ein Ziel zu erreichen. Vor allem bei einer Frau, von der man befürchten muss, dass sie einem aus Hass eines Nachts im Schlaf ein Messer zwischen die Rippen jagt.»
    «Wie bitte?»
    Nun lächelte er sie zum ersten Mal offen an. Der milde Spott in seinem Blick verursachte Mira unversehens eine Gänsehaut. «Glaubt nicht, dass ich Euch unterschätze, edle Jungfer. Das Zusammenleben mit Euch dürfte dem Ritt auf einem Pulverfass ähneln. Mag sein, dass ich um einige Jahre älter bin als Ihr, Mira, aber deshalb bin ich noch lange nicht lebensmüde.»
    Für einen langen Moment erwiderte sie seinen intensiven Blick, obgleich das einen heftigen Aufruhr in ihr auslöste.
    «Ich hasse Euch nicht. – Nicht mehr.»
    «Das freut mich zu hören.» Das Lächeln auf seinen Lippen vertiefte sich.
    Fahrig knetete sie ihren Rock. «Ich hätte Euch niemals einen Greis nennen dürfen, dafür entschuldige ich mich.» Sie atmete tief durch. «Aber das andere nehme ich nicht zurück.»
    «Das andere?» Fragend hob er die Augenbrauen.
    «Ihr seid mir nie anders als ungehobelt begegnet, Hauptmann Greverode. Deshalb sehe ich keinen Anlass, meine diesbezügliche Einschätzung Eures Charakters zu ändern.»
    «Ihr würdet sie aber ändern, wenn ich Euch freundlicher begegnete?» Gespannt musterte er sie.
    Mira erkannte die Falle sofort. Bewusst langsam verschränkte sie die Arme vor dem Leib und bemühte sich, ihrer Stimme einen kühlen, gleichmütigen Klang zu geben.
    «Ihr wollt mich doch nicht enttäuschen, Hauptmann Greverode? Ich hatte mich gerade an Euer liebliches Wesen gewöhnt. Zerstört jetzt nicht alles, indem Ihr in einem Anflug geistiger Umnachtung weich werdet.»
    Greverode starrte sie einen Moment lang sprachlos an, dann lachte er unvermittelt schallend auf. Ächzend hielt er eine Hand gegen die Wunde an seiner Seite gepresst, konnte seinen Heiterkeitsausbruch jedoch kaum bremsen.
    Mira musste sehr an sich halten, ernst zu bleiben. Dass dieser Mann lachte, war extrem selten, aber wenn er es tat, wirkte es einfach ansteckend. Schließlich erlaubte sie sich zumindest ein Lächeln.
    «Sollen wir uns jetzt nicht allmählich wieder den dringlichen Themen zuwenden?»
    Greverode rang nach Atem und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. «Das sollten wir, edle Jungfer, das sollten wir in der Tat.»

[zur Inhaltsübersicht]
    16. KAPITEL
    A delina wusste, dass es alles andere als höflich war, ein fremdes Gespräch zu belauschen, aber sie hatte ihren Bruder und Mira auch nicht unterbrechen wollen. Natürlich war da auch dieses gemeine Zwicken der Neugier – seit ihrem Gespräch mit Neklas fragte sie sich, ob in ihrem Hause tatsächlich Dinge vorgingen, die sich bislang ihrer Kenntnis entzogen hatten. Nun war sie sich dessen vollkommen sicher.
    Absichtlich geräuschvoll stieg sie die Stufen in das Kellergelass hinab und tat, als habe sie das Geplänkel zwischen den beiden nicht mitbekommen.
    «Tilmann, wir müssen uns unterhalten», beschied sie ihm. «Warum hast du uns nicht gleich gesagt, dass du dich heimlich unter van Wesels Männer gemischt hast?»
    Als Tilmann seine Schwester erblickte, wurde seine Miene unvermittelt ernst.
    «Ach, Adelina.» Er griff nach dem Trinkbecher, der neben seinem Lager am Boden stand, und fand ihn leer. Ehe er etwas sagen konnte, hatte Mira das Gefäß bereits an sich genommen und mit frischem Wein gefüllt.
    Schweigend hielt sie ihm das Getränk hin, mit einem knappen Nicken nahm er es entgegen. «Ich hatte noch keine Gelegenheit, euch jeden

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