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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wohl zu viel geworden war, saß hinter dem Tresen im Regal zwischen zwei bauchigen Krügen und putzte sich hingebungsvoll. Alles in allem war ihr Haushalt damit in einem angenehm friedlichen Zustand, den Adelina sehr zu schätzen gelernt hatte.
    Vorsichtig legte sie die schmale Zange, mit der sie das Konfekt aufnahm, um es in die Glasur zu tauchen, beiseite und wischte sich die Hände an ihrer Schürze sauber.
    «Ich grüße Euch, Herr Reese! Was gibt es denn, Ihr seht so besorgt aus?»
    Der Gewaltrichter trat an den Tresen und warf einen neugierigen Blick auf die teuren Süßigkeiten, riss sich jedoch sogleich wieder davon los.
    «Es ist etwas geschehen …», setzte er an, schüttelte den Kopf und begann erneut: «Ich werde Euch nicht mehr helfen können, was den Fall Eures Bruders angeht.»
    «Und weshalb nicht?» Alarmiert hob Adelina den Kopf, und auch Mira und Griet hielten in ihren Tätigkeiten inne.
    Reese verschränkte die Hände vor dem Bauch, löste sie jedoch gleich wieder und gestikulierte erregt. «Der Vogt hat Beschwerde gegen mich beim Rat eingelegt!»
    «Beschwerde? Weswegen denn?»
    «Wegen meiner Freundschaft zu Euch, Frau Adelina.» Reese ließ die Arme sinken und seufzte resigniert. «Ich hatte so etwas bereits befürchtet. Man hat mir die richterlichen Befugnisse in dieser Sache bis auf weiteres entzogen, weil ich als befangen gelte. Ihr wisst, dass dies nicht zum ersten Mal geschieht.»
    «O nein.» Adelina schlug bestürzt die Hände vor den Mund. «Man hat Euch des Amtes enthoben?»
    «Nein, so schlimm ist es nicht», beschwichtigte er sie rasch. «Nur in dieser Angelegenheit darf ich nicht weiter ermitteln. Die Schöffen werden übergangsweise einen Ersatzgewaltrichter bestellen. Derweil darf ich mich anderen Vorfällen in der Stadt widmen.» In seiner Stimme klang ein bitterer Ton mit. «Es tut mir leid, Frau Adelina.»
    «Wer soll Euch denn vertreten?», wollte sie wissen. «Oder übernimmt der Vogt nun selbst die Aufklärung?»
    «Wohl kaum», antwortete Reese sichtlich verärgert. «Haich ist mit anderen Dingen beschäftigt. Hauptsächlich damit, dem Erzbischof um den Bart zu gehen. Er wird sich nur einmischen, wenn es sich nicht vermeiden lässt.»
    «Also jemand aus dem Rat?»
    «Thönnes Overstolz.»
    «Der Rentmeister?» Adelina runzelte die Stirn. «Darf er das so einfach? Wenn ich nicht irre, steht er doch selbst auf der Liste der Verdächtigen.»
    «Auf Eurer Liste vielleicht – oder vielmehr der von Greverode», bestätigte Reese grimmig. «Aber nicht auf der der Schöffen. Im Rat kann ich nicht einmal über den Verdacht gegen Overstolz sprechen, weil ich sonst preisgeben müsste, dass ich mit Greverode in Kontakt stehe.»
    Betroffen senkte Adelina den Blick. «Herr Reese, wenn Ihr Euch gezwungen sehen solltet … Ich könnte verstehen, dass Ihr … ach je, wir hätten Euch nicht in diese prekäre Lage bringen dürfen.»
    «Beruhigt Euch, Frau Adelina.» Reese hob beschwichtigend eine Hand. «Solange ich es für vertretbar halte, werde ich über die Anwesenheit Eures Bruders hier im Haus schweigen. Macht Euch bitte keine Vorwürfe – Greverode hat sich schließlich selbst dazu entschieden, sich mir zu zeigen. Ihr hattet keine Gelegenheit, ihn daran zu hindern.»
    «Aber es ist mein Haus …» Verzagt zuckte Adelina mit den Schultern. «Hat man schon etwas Neues über den toten Mann in Erfahrung gebracht? Oder vielleicht sogar diesen Harro aufgespürt?»
    «Leider nichts dergleichen», antwortete Reese. «Es hätte mich auch gewundert. In einer so großen Stadt wie Köln verschwinden ständig Menschen – es war schon ein großer Zufall, dass wir die Leiche überhaupt entdeckt haben.»
    Adelina nickte. «Wahrscheinlich habt Ihr recht.» Seufzend griff sie erneut nach der Zange, spielte damit herum. «Ausgerechnet Overstolz. Wie ist man auf ihn verfallen?»
    «Einige Ratsherren haben ihn vorgeschlagen», erklärte Reese. «Allen voran Evert Palm.»
    Adelina und Mira merkten auf. Die Gesellin trat ein paar Schritte näher. «Auch er ist einer unserer Verdächtigen.»
    Der Gewaltrichter legte den Kopf schräg. «Sieh an, und ich dachte, er habe lediglich seinen Schwager protegiert. Was macht den guten Evert denn in dieser Sache verdächtig, wenn ich fragen darf?»
    Adelina hob die Schultern. «Tilmann sagt, Palm stehe wahrscheinlich in Briefkontakt mit van Wesel.»
    «Was er aber vermutlich nicht beweisen kann.»
    «Nein, kann er nicht. Alles Beweismaterial, das er und Clais

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