Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
stutzig gemacht. Ich dachte immer, die zwei können einander nicht ausstehen. Wie Franziska eben gesagt hat – sie zanken andauernd. Aber weshalb muss sie deshalb weinen? Mira weint nie! Und hast du nicht bemerkt, wie entschlossen sie ist, ihm zu helfen? Weshalb tut sie das, wenn sie ihn nicht leiden kann? Sein Schicksal könnte ihr doch gleichgültig sein.»
    Adelina dachte über Griets Worte so lange nach, bis sie den Stand eines Fischers erreicht hatten, der aus großen Fässern eingelegte Heringe feilbot. Sie prüfte die Fische eingehend, ließ sich auch welche von weiter unten im Fass zeigen, um sicherzugehen, dass sie wirklich einwandfreie Ware erhielt. Erst als sie zu einer Schrage weitergingen, an der fangfrischer Lachs verkauft wurde, nahm sie den Faden wieder auf. «Würde es dir Sorgen bereiten, wenn Mira eine Zuneigung zu Tilmann gefasst hätte?»
    Sichtlich überrascht hob Griet den Kopf, wollte schon antworten, zögerte dann aber. «Ich weiß nicht, Mutter … Es kommt mir nur seltsam vor. Damals, als er sie heiraten wollte, hat sie sich wie verrückt dagegen gewehrt. So unverschämt, wie sie sich ihm gegenüber aufgeführt hat, habe ich immer befürchtet, er würde ihr irgendwann einmal … Nun ja.» Verlegen senkte das Mädchen den Blick. «Ich glaube zwar nicht, dass er ihr etwas … ähm, also, er ist ja nicht gewalttätig oder so. Obwohl er schon Männer blutig geprügelt hat und noch Schlimmeres.»
    «Und noch Schlimmeres», bestätigte Adelina. «Fürchtst du dich vor ihm, Griet?»
    «Nein.» Als ihre Stieftochter den Kopf wieder hob, konnte Adelina sehen, dass sie die Wahrheit sprach. Ein Umstand, der sie zugleich verwunderte und freute. «Nein, ich habe keine Angst vor ihm. Nicht mehr. Aber er ist so … Er wirkt immer wie eine Mensch gewordene Gewitterwolke. Selbst wenn er guter Dinge ist, weiß man nie, wann und wie rasch seine Stimmung ins Gegenteil umschlagen kann.»
    «Du hältst ihn für launisch?» Amüsiert sah Adelina Griet von der Seite an. Da sie bei dem Fischweib mit dem Lachs angekommen waren, widmete sie sich eingehend der Untersuchung der hier dargebotenen Fische. Mit Argusaugen betrachtete sie jeden einzelnen, rümpfte dann die Nase.
    «Der Lachs soll von heute sein?», fragte sie.
    Das Fischweib nickte eifrig. «Ganz frisch, gute Frau, ganz frisch.»
    «Hmm.» Adelina tippte einen der Fische vorsichtig an, rieb dann Daumen und Zeigefinger aneinander und verzog die Lippen. «Schmierig. Und er glänzt auch nicht. Dieser Fisch ist bestenfalls von gestern.»
    «Was? Wollt Ihr etwa behaupten, ich verkaufe alten Fisch?», zeterte das Weib hinter dem Stand sogleich los.
    Adelina zuckte die Achseln. «Das muss ich nicht behaupten, das sehe ich. Komm, Griet, gehen wir weiter.» Sie gab dem Mädchen ein Zeichen und wanderte in Richtung des nächsten Standes, das erboste Gezeter des Fischweibes ignorierend.
    «Launisch würde ich ihn nicht nennen», griff Griet das Gespräch wieder auf. «Jähzornig, das schon eher. Glaubst du, er würde sie jetzt noch nehmen? Ich meine, er schien doch am Ende sogar froh zu sein, dass sie sich ihm widersetzt hat. Und so, wie er immer mit ihr redet, kann ich mir nicht vorstellen, dass er sie auch nur ein bisschen leiden kann.»
    Adelina schmunzelte, als sie an das Gespräch zurückdachte, dessen Zeugin sie am Vortag geworden war. «In einem stimme ich dir zu, Griet, er kann sie gerade nicht gut leiden. Aber allmählich kommt mir der Verdacht, dass wir den Grund dafür vollkommen missverstanden haben.»
    «Was meinst du damit?», fragte Griet überrascht.
    Adelina hob die Schultern. «Ich glaube, ich muss einmal ein ernstes Wörtchen mit Tilmann reden.» Suchend blickte sie sich um. «Wir sollten allmählich nach Hause gehen. Wo ist Franziska?»

[zur Inhaltsübersicht]
    17. KAPITEL
    A uch Griet blickte sich nach allen Seiten um. «Ich weiß nicht. Eben war sie doch noch hinter uns.»
    In Adelina stieg ein ungutes Gefühl auf. Franziska hatte Katharina bei sich. Sie konnten doch nicht beide von einem Moment auf den anderen verschwinden!
    «Komm, lass uns den Weg zurückgehen, den wir gekommen sind. Vielleicht hat sie nur eine Bekannte getroffen …»
    «Nein, schau mal dort drüben!» Griet fasste Adelina am Arm und deutete aufgeregt in Richtung des Heringsstandes. Ein Stück von der Verkaufsschrage entfernt stand Franziska und wehrte sich vehement gegen einen vierschrötigen Kerl, der sie an der Schulter festhielt. Ein Reiter auf einem kräftigen

Weitere Kostenlose Bücher