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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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verteilt die Klugheit unter seinen Schäfchen recht ungleichmäßig – Beede hat leider gerade genug davon abbekommen, dass sie eine leidlich gute Ehefrau abgibt. Liebevoll, gehorsam … Einem Mann wie Greverode, dessen scharfer Verstand dem ihren so sehr überlegen ist, hätte das niemals gereicht. Nicht einmal die Frau, die er später geehelicht hat, konnte mit ihm mithalten, und sie war alles andere als dumm. Natürlich wollte ich das anfangs nicht einsehen, Frau Adelina. Ich war beleidigt – wegen der mir entgangenen familiären Verbindung einerseits und andererseits, weil ich mit meiner Schwester fühlte. Sie war sehr enttäuscht, dass er ihr die kalte Schulter gezeigt hat.» Der Anflug eines Lächelns kehrte in Overstolz’ Gesicht zurück. «Glücklicherweise hielt die Trauer nicht lange an. Schon ein knappes halbes Jahr später feierte meine Schwester glücklich Hochzeit mit Evert Palm. Und wenn ich glücklich sage, dann meine ich das wörtlich. Selten habe ich eine beglücktere, fröhlichere Braut gesehen als Beede.»
    «Dennoch habt Ihr Euch nicht mit Tilmann ausgesöhnt», stellte Adelina fest. Sie wusste nicht recht, was sie von dem Mann halten sollte, der nun vor dem Tresen auf und ab ging. Weshalb erzählte er ihr das alles? Wollte er wirklich ihr Vertrauen erringen, oder war das Ganze eine Finte, um sie in eine Falle zu locken? Innerlich schüttelte sie den Kopf über sich. Allmählich argwöhnte sie schon an jeder Ecke Verschwörer. Doch mit allem hatte sie gerechnet – nur nicht damit, dass der Rentmeister möglicherwiese auf ihrer Seite stehen könnte.
    «Nein, das habe ich nicht», bestätigte Overstolz und rieb sich verlegen über den Kinnbart. «Ich war ebenso ehrgeizig wie Greverode, nicht umsonst bin ich einer der jüngsten Rentmeister, die die Räte der Stadt Köln je ins Amt gewählt haben. Mir war klar, dass auch Greverode in den Rat drängen würde, und ein gewisser Konkurrenzkampf kam mir gelegen.» Er blieb stehen und blickte Adelina geradewegs in die Augen. «Mag sein, dass ich über das Ziel hinausgeschossen bin. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich Euren Bruder sehr schätze. Er ist ein ausgezeichneter Hauptmann, und meiner Meinung nach hätte er das Amt des Stimmeisters vollauf verdient. Nicht dass das nicht auch auf van Dalen zugetroffen hätte.» Er hob die Schultern. «Greverode versteht sich einfach noch besser darauf, die Menschen anzuleiten und wichtige Angelegenheiten effizient durchzusetzen.» Overstolz stieß heftig die Luft aus. «Frau Adelina, ich singe hier das Lob Eures Bruders nicht ohne Grund. Ich weiß, dass er van Wesel auf der Spur war, und bei Gott, wenn der Graf Clais ermordet hat und dies möglicherweise nun Greverode anhängen will, werde ich höchstpersönlich dafür Sorge tragen, dass das seine letzte Untat gewesen ist. Nachdem Euer Bruder die ersten Verdachtsmomente gegenüber dem Rat und den Schöffen geäußert hatte, begann ich ebenfalls, Nachforschungen anzustellen. Erschreckendes ist dabei zutage getreten – sowohl für die Stadt Köln als auch für mich persönlich. Ich bitte Euch deshalb, Meisterin Burka …» Er trat nahe an den Tresen heran und ergriff unvermittelt Adelinas Hand. «Wenn Ihr in Kontakt mit Eurem Bruder steht, teilt ihm mit, dass wir reden müssen, und zwar so rasch wie möglich.» Abrupt ließ er sie wieder los. «Ich verabschiede mich nun. Ihr findet mich in den nächsten Tagen vormittags im Rathaus. Nachmittags könnt Ihr mich am ehesten in meinem Kontor antreffen.» Er nickte ihr noch einmal zu. «Gehabt Euch wohl, Meisterin Burka.»
    Kaum hatte er die Apotheke verlassen, als sich die Tür zum Hinterzimmer öffnete und Neklas eintrat.
    «Nun», sagte er mit gerunzelter Stirn, «wenn das mal kein aufschlussreicher Auftritt war.»
    Adelina rieb sich ratlos über die Stirn. «Glaubst du ihm?»
    Neklas schaute erst sie an, dann richtete er seinen Blick zur Decke. Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen. «Ich denke, viel wichtiger ist die Frage, ob Tilmann ihm diese Geschichte abnimmt.»

[zur Inhaltsübersicht]
    18. KAPITEL
    T hönnes Overstolz behauptet, er will mir helfen?» Erregt ging Tilmann vor seinem Krankenlager auf und ab.
    Adelina und Neklas hatten ihm von dem denkwürdigen Besuch des Rentmeisters erzählt, auch Mira hatte sich dazugesellt. Gemeinsam versuchten sie sich einen Reim auf Overstolz’ Verhalten zu machen.
    «Kann das eine Finte sein, um Euch aus Eurem Versteck zu locken?» Mira stellte

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