Verschwörung im Zeughaus
Männern sahen.»
Tilmann hob ruckartig den Kopf. «Weißt du ihre Namen?»
Adelina dachte angestrengt nach. «Der eine hieß Veit Liesborn, der andere … Hartmann von … von …»
«Hartmann vom Winkel?» Tilmann starrte sie entgeistert an.
«Ja, das ist der zweite Name», bestätigte Adelina. «Kennst du die beiden?»
«Kennen? Wir dienen schon seit vielen Jahren gemeinsam in der Stadtgarde. Beide sind beritten und gehören zu Clais’ Gleven, Veit ist sogar mit ihm verwandt. Er hat eine von Christines Schwestern geheiratet. Verdammt!» Er schlug sich mit der Faust in die flache Hand. «Wenn ich doch nur selbst mit ihnen sprechen könnte! Ich kann nicht glauben, dass sie … Nein, sie sind keine Verräter! Das ist unmöglich.»
«Unmöglich erscheint mir im Augenblick nichts mehr zu sein», gab Neklas zu bedenken. «Wie es aussieht, stochern wir in einem Hornissennest herum, von dessen Ausmaßen wir noch keine Ahnung haben.»
Tilmann sah seinen Schwager für einen langen Moment schweigend an, dann senkte er den Kopf, stützte seine Ellbogen auf dem Küchentisch ab und legte den Kopf in die Handflächen.
Adelina blickte ratlos zu Neklas, der jedoch nur die Schultern hob. Ehe sie etwas sagen konnte, öffnete sich erneut die Küchentür.
«Hauptmann Greverode, Ihr müsst Euch sofort verstecken!» Mira trat aufgeregt ein. «Da kommen Männer der Stadtgarde über den Alter Markt. Der Vogt führt sie an. Wenn er …»
In diesem Moment schallte bereits ein lautes Pochen von der Haustür her.
«O mein Gott, komm, schnell!» Adelina sprang auf und fasste Tilmann am Arm. Auch Neklas half seinem Schwager aufzustehen. Gemeinsam führten sie ihn zur Kellertreppe.
«Los, geh zur Tür und halte sie hin», forderte Neklas Adelina auf. «Mira, du hilfst mir unten mit der Falltür. Wo ist Griet? Auch sie könnte –»
«Griet ist nicht da», unterbrach Mira ihn hastig.
«Nicht da? Was soll das heißen?» Neklas hob irritiert den Kopf, entschied sich jedoch dafür, das Thema im Moment fallenzulassen. «Los, kommt, wir müssen nach unten.»
Adelina eilte indes hinüber in die Apotheke. Bevor sie die Tür öffnete, straffte sie die Schultern und atmete einmal tief durch. Hinter sich hörte sie die polternden Schritte, die die Holzschuhe ihres Knechtes verursachten. «Herrin, was wollen die Männer des Vogtes hier?», fragte Ludowig. «Braucht Ihr Hilfe?»
«Das werden wir gleich sehen», antwortete sie und öffnete die Tür.
«Meisterin Burka.» Gerlach Haich lächelte ihr zu. «Ihr gestattet, dass wir uns noch einmal bei Euch umsehen?»
Adelina blieb mitten in der Tür stehen. «Weshalb sollte ich Euch das schon wieder erlauben, Herr Vogt?», fragte sie mit kalter Stimme, von der sie hoffte, dass sie entschlossener klang, als sie sich fühlte. Sie hörte Ludowig nähertreten und war froh über seine Anwesenheit. Seine hünenhafte Gestalt wirkte imposant und einschüchternd.
Haich ließ seinen Blick zwischen ihr und Ludowig hin und her wandern und schien zu überlegen, ob sich Gewaltanwendung lohnen würde. «Weil Ihr sicher jeglichen Verdacht, der auf Euch fallen könnte, im Keim ersticken wollt, nicht wahr?», antwortete er schließlich.
«Was für ein Verdacht, Herr Vogt? Allmählich muss ich darüber nachdenken, meinerseits eine Klage wegen übler Nachrede bei den Schöffen einzureichen», konterte sie. Von Ferne vernahm sie ein leises Schaben und Scharren – vermutlich die schwere Holzkiste, die Neklas und Mira über die Falltür schoben. Hoffentlich wurde der Vogt nicht darauf aufmerksam! Ludowig trat hinter ihr ungeduldig von einem Bein aufs andere. Seine Holzschuhe klapperten, er räusperte sich vernehmlich, sodass die Geräusche aus dem Haus kurz übertönt wurden.
«Die üble Nachrede habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben, Meisterin Burka», konterte der Vogt sichtlich verärgert. «Ihr behindert die Wahrheitsfindung, indem Ihr einen flüchtigen Mörder deckt.»
Adelina schnappte nach Luft. «Das ist unerhört, Herr Haich! Tilmann ist kein Mörder – vielmehr war er einem Verrat an der Stadt Köln auf der Spur. Gemeinsam mit Clais van Dalen hat er Nachforschungen angestellt. Wer immer Clais getötet hat – ich bin sicher, er hatte es auch auf Tilmann abgesehen. Mein Bruder hat seit Jahren seinen Dienst als Hauptmann der Stadtsoldaten höchst ehrenvoll verrichtet. Er verdient es nicht, dass Ihr seinen Ruf derart in den Schmutz zieht, noch dazu ohne stichhaltige Beweise. Fast muss ich annehmen, Ihr
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