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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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war, hatte er ihr zu dem Zeitpunkt natürlich verschwiegen. Sie hätte ihm ohnehin nicht geglaubt. Damals … Mittlerweile wusste sie nicht mehr, wie lange sie sich schon im 15. Jahrhundert befand. Und im Grunde genommen wollte sie auch nicht mehr nach Hause. Sie nahm sich gerade eine zweite von den wahrhaft köstlichen kleinen Kugeln, als eine eisige Berührung sie zusammenzucken ließ. Sie drehte sich um und sah Giovanna, die sich ebenfalls etwas zu essen nahm. Sie wirkte abwesend und schien Anne nicht einmal zu bemerken, doch ihre Hand tastete nach Annes Hand und steckte ihr etwas zu. Noch ehe sie etwas sagen konnte, war Giovanna wieder verschwunden. Verblüfft sah Anne ihr nach. Dann schaute sie in ihre Handfläche. Es war ein kleines zusammengeknülltes und an den Rändern zerfranstes Stück Pergament. Offensichtlich hatte Giovanna es irgendwo herausgerissen. Vielleicht aus einem Buch. Anne entfaltete es und las die hastig hingeworfenen Zeilen.
    »Morgen nach dem Mittagessen werde ich Euch das Tagebuch zeigen. Ich habe es bei mir. Ich treffe Euch in der Hauskapelle. Seid vorsichtig, damit Euch niemand sieht.«
    Anne faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in ihren Beutel. Morgen würde sie also mehr erfahren. Sie war schon gespannt darauf, was Giovanna ihr noch erzählen würde.
    »Meine Chloris!« Giuliano kam lächelnd und mit ausgebreiteten Armen auf sie zu und riss sie damit aus ihren Gedanken. Er küsste sie zärtlich. »Weshalb bläst du Trübsal? Hat mein Vetter Cosimo dich wieder einmal erschreckt? Miss seinen Worten nicht zu viel Bedeutung bei. Du weißt, Cosimo ist nicht bei Sinnen. Und heute ist wahrlich nicht der Tag, an dem sich ein hübsches Mädchen von einem Verrückten sein Lachen stehlen lassen sollte. Heute ist ein Tag, um zu feiern. Morgen können wir uns über meinen düsteren Vetter unterhalten. Doch jetzt, meine Liebe, werden wir tanzen.«
    Er umfasste ihre Taille und wirbelte sie einmal herum. Sein Lachen und seine Vergnügtheit wirkten so ansteckend, dass Anne sich mitreißen und lachend auf die Tanzfläche ziehen ließ.
    Was soll es, dachte sie, morgen war auch noch ein Tag. Heute würde sie das Rätsel ohnehin nicht lösen. Also weshalb sollte sie sich nicht amüsieren?
    Aus der Hölle
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als eine Dienerin die Vorhänge zurückzog. Nur mühsam kämpfte sich ihr Licht durch den winterlich grauen Himmel. Anne blinzelte verschlafen. Sie lag in einem Bett der unzähligen Gästezimmer des Landhauses der Medici. Das Bett war bequem, doch zu ihrem Bedauern lag sie allein darin. Im 15. Jahrhundert nahm man es eben noch ziemlich genau mit den Vorschriften zum vorehelichen Umgang von Männern und Frauen – wenigstens offiziell. Die mittelalterliche Literatur hingegen erzählte ganz andere Geschichten.
    »Ist der junge Herr Giuliano bereits erwacht?«, fragte sie die Dienerin, die damit beschäftigt war, dampfendes Wasser in die Waschschüssel zu gießen.
    »Ja, Signorina, er hat bereits vor einigen Stunden gefrühstückt und einen Ritt über die Felder unternommen. Er gab uns die Anweisung, Euch keinesfalls vor dem Mittagessen zu stören.«
    Anne seufzte und setzte sich auf. Sicher, es war schön, so lange zu schlafen. Sie hatten ausgiebig gefeiert, im Laufe des Abends viel gegessen und getrunken, getanzt, und als sie endlich ins Bett gewankt war – erschöpft und gewiss auch ein wenig betrunken –, hatte irgendwo auf einem Hof in der Nähe bereits ein Hahn gekräht. Und doch wäre sie gern noch eine Stunde allein mit Giuliano gewesen, vielleicht sogar zusammen mit ihm über die Felder geritten. Die kommenden zwei Tage würden sie hier auf dem Landgut verbringen, gemeinsam mit anderen Gästen unter Clarices wachsamen Augen. Für traute Zweisamkeit würde sich da wohl kaum eine Gelegenheit ergeben.
    Sie erhob sich und ging zum Waschtisch. Doch als sie sich über die Waschschüssel beugte und der heiße Dampf ihr ins Gesicht schlug, wurde ihr schwindlig. In ihren Ohren begann es zu sausen und zu brausen, und ein ganzer Schwarm schwarzer Punkte tanzte vor ihren Augen.
    »Signorina, ist Euch nicht wohl?«, rief die Dienerin erschrocken aus. »Ihr seid ja bleich wie ein Laken. Hier, setzt Euch.«
    Rasch schob die Dienerin ihr einen Schemel zu, auf den sich Anne dankbar niedersinken ließ.
    »Signorina, soll ich den jungen Herrn Giuliano holen?«
    »Danke«, flüsterte sie und stützte den Kopf in die Hände, »das ist nicht nötig. Mir geht es schon

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