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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Scheiterhaufens. Außerdem fehlt dir der Mut. Ich kenne dich, Cosimo. Du scheust dich vor den Konsequenzen. Du bist nicht der Mann, der einen einmal eingeschlagenen Weg auch bis zum Ende geht. Du besitzt keine Entschlossenheit, keinen Mut. Und selbst wenn du kühn genug wärst …« Giacomo breitete die Arme aus und sah zum Himmel. »Mich schützen Gottes Heerscharen. Kein Mann ist in der Lage, einen Abgesandten des Himmels zu töten.«
    Unwillkürlich ließ Cosimo ihn los und wich einen Schritt zurück. Verblüfft und entsetzt starrte er den ehemaligen Freund an. Giacomo lachte. Die Mauern der Gebäude um sie herum warfen das schauerliche Geräusch seines Gelächters zurück. Die Pferde in den Ställen wieherten erschrocken, und die Katze, die eben von ihrem Streifzug zurückkehrte, sträubte ihr Fell und machte einen Buckel.
    »Ich gehe wieder hinein zu deinem Vetter«, sagte Giacomo und ließ sein Lachen ebenso plötzlich wieder verstummen. Der Hof erschien mit einem Mal seltsam still. Mit einem liebenswürdigen Lächeln legte er Cosimo eine Hand auf die Schulter, als hätten sie sich über nichts Wichtigeres als das Gemälde von Botticelli unterhalten. »Ich danke dir für dieses Gespräch, mein Freund. Es ist immer wieder amüsant, mit dir zu plaudern.«
    Er ging davon, und Cosimo sah ihm nach. Er hatte das Empfinden, als hätte ein böser Zauber seine Knochen und das Blut in seinen Adern in Eis verwandelt. Dort, wo sonst seine Schulter war, besaß er kein Gefühl mehr. Seine Gedanken wirbelten durch seinen Kopf wie trockene Blätter im Wind. Hatte Giacomo wirklich Recht? War Signorina Anne schwanger und Giuliano der Vater ihres Kindes? Doch was meinte er dann damit, dass Giuliano die Vaterfreuden nicht würde genießen können? Sollte etwas mit ihm geschehen? Würde er vielleicht sogar sterben, noch ehe das Kind geboren war? Hatte Giacomo damit etwas zu tun? Wollte er Signorina Anne zwingen, ihn zu heiraten? Oder wollte er sie und das Kind gar rauben? Während er über die verschiedenen Möglichkeiten nachdachte, begann sich mehr und mehr eine Frage herauszukristallisieren, eine bohrende Frage, die Cosimos Herz heftiger schlagen ließ und die eisige Kälte, die seinen Körper durchdrang, in Hitze umwandelte: Wenn Signorina Anne, Giuliano oder ihrem Kind eine tödliche Gefahr drohte, so müsste er in fünfhundert Jahren eigentlich davon wissen. Und doch würde er selbst an einem fernen Tag in einer ihm noch unbekannten Zukunft Signorina Anne eine Einladung schicken und ihr auf einem Maskenball das Elixier zu trinken geben. Warum? Weshalb sollte er so etwas Törichtes tun, obgleich ihm das Resultat in der Zukunft bereits bekannt sein würde?
    Nieselregen setzte ein. Er war mit Schnee vermischt, und die winzigen Eiskörner stachen wie tausend Nadeln auf seiner Haut. Doch Cosimo achtete nicht darauf, ebenso wie auch nicht auf die Kälte oder darauf, dass seine Kleider nass wurden und sein Haar bald vor Feuchtigkeit an der Stirn klebte. Er konnte die Gegenwart anderer Menschen nicht ertragen, bis er nicht eine einigermaßen befriedigende Lösung für seine Frage gefunden hatte: Was hatte er sich nur dabei gedacht, Anne das Elixier zu trinken zu geben?
    Giovanna
    Anne richtete sich von der Schüssel auf und wischte sich mit einem Leinentuch die Schweißtropfen von der Stirn. Ihr Rücken schmerzte vor Anstrengung. Sie konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so heftig übergeben zu haben.
    »Signorina, bitte, trinkt. Ein Schluck Wasser würde Euch gewiss gut tun«, sagte die junge Magd, die ihr die ganze Zeit über zur Seite gestanden hatte.
    Dankbar nahm Anne den angebotenen Becher entgegen. Es war köstlich klares kaltes Wasser, und sie leerte ihn in einem Zug. Sie hatte brennenden Durst, wahrscheinlich durch den Flüssigkeitsverlust. Doch weshalb sie sich eigentlich übergeben hatte, war ihr schleierhaft. Sie hatte keinen Magendruck gehabt, keine Übelkeit, keine Krämpfe, nichts. Nach dem kurzen Spaziergang auf dem Hof in der Kälte dieses Dezembertages waren sogar ihre Kreislaufprobleme vergessen gewesen. Sie hatte sich gut gefühlt. Bis zu jenem Augenblick, als die in Öl gebratenen Fische auf ihrem Teller gelegen hatten und ihr der fischige Geruch des Olivenöls in die Nase gestiegen war. Allein der Gedanke daran ließ sie erneut würgen. Wie aus heiterem Himmel hatte die Übelkeit sie überfallen. Ihr war mit einem Schlag speiübel geworden, und sie hatte gewusst, dass sie auf schnellstem Wege den Saal

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