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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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sagte, dass Ihr nicht ganz unbeteiligt an Giovannas Zustand gewesen seid, Cosimo«, antwortete Anne und heftete ihre Augen fest auf sein blasses schmales Gesicht.
    Cosimo lachte auf. Es war ein bitteres, zorniges Lachen.
    »Ihr seid überaus höflich«, sagte er. »In Wirklichkeit wird Giacomo Euch die alte Geschichte erzählt haben, die er bei jeder Gelegenheit so geschickt zum Besten gibt, dass dennoch jeder glaubt, er würde nie darüber reden. Er sagte Euch, dass ich Giovanna geschwängert und sie dann verlassen habe. Vielleicht hat er Euch sogar jene Version erzählt, dass ich mit meinem Wissen über Gifte und Zauberei den Tod des Kindes verschuldet habe.« Er lachte wieder. »Das sind nichts als die üblichen Verdächtigungen und wahrlich keine großen Neuigkeiten, mit denen Ihr zu mir kommt. Oder wollt Ihr mich etwa damit überraschen, dass Giacomo Euch zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren die Wahrheit erzählt hat?«
    »Was ist die Wahrheit, Cosimo?«
    Er antwortete nicht gleich, sondern saß stattdessen regungslos in seinem Sessel und starrte in das Feuer. Nur die Muskeln an seinen Schläfen arbeiteten.
    »Warum seid Ihr gekommen?«, fragte er. »Ihr habt Eure Entscheidung doch bereits getroffen. Was soll ich Eurer Meinung nach tun? Giacomos Geschichte bestätigen? Was würde Euch das an neuen Erkenntnissen bringen? Oder sollte ich alles leugnen? Würde Euch das helfen, mir zu glauben statt dem guten, edlen Giacomo de Pazzi, dem Oberhaupt seiner Familie, dem eifrigen Kirchgänger, dem liebenden Bruder, dem fürsorglichen Sohn? Wenn Ihr ehrlich seid – und ich halte Euch für eine ehrliche, aufrichtige Frau –, so werdet Ihr zugeben, dass mein Leugnen Euch nur noch mehr in der Wahrheit von Giacomos Worten bestätigen würde. Es ist also gleichgültig, was ich tue.« Er erhob sich so unvermittelt, dass Anne erschrocken zusammenzuckte. »Ich bitte Euch zu gehen.«
    »Ihr werft mich hinaus?«, fragte Anne ohne sich zu rühren in jenem provozierenden Ton, mit dem sie manchmal ihre Interviewpartner aus der Reserve zu locken versuchte. »Warum? Fürchtet Ihr Euch davor, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen? Oder scheut Ihr Euch …«
    »Ein Gast, der sich selbst einlädt und zu unvorhergesehener Stunde erscheint, sollte sich nicht wundern, wenn der Gastgeber ihn zu einem unvorhergesehenen Zeitpunkt bittet, das Haus wieder zu verlassen. Ihr nahmt Euch das Recht zu kommen, wann es Euch beliebte. Ich habe das Recht, Euch wieder fortzuschicken, wann es mir zusagt. Und nun bitte ich Euch erneut: Geht. Andernfalls müsste ich etwas tun, das uns beiden eines Tages Leid tun könnte.«
    Anne biss die Zähne zusammen. Das war wohl mehr als deutlich. Cosimo wollte sie aus seinem Haus haben, zur Not auch mit Gewalt.
    »Nun gut«, sagte sie und erhob sich. »Ich erfülle Euren Wunsch und verschwinde. Doch eines sei Euch gewiss: Eure Antwort hat mich keinesfalls überzeugt. Ich bin ein wissbegieriger Mensch. Ungeklärte Fragen, ungelöste Probleme machen mich geradezu nervös. Und ich versichere Euch, dass ich nicht eher ruhen werde, bis ich die Wahrheit über Giovannas rätselhafte Erkrankung und ihren Tod herausgefunden habe. Und dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass ganz Florenz über nichts anderes mehr sprechen wird.«
    Cosimo lächelte grimmig. »Tut das, Signorina Anne. Ich kann Euch ohnehin nicht davon abhalten. Allerdings solltet Ihr wissen, dass Neugierde auch gefährlich sein kann. Nicht jeder ist erpicht darauf, einen Fremden in seinen mühsam vor der Außenwelt verborgenen Geheimnissen herumstochern zu lassen.«
    »Wollt Ihr mir etwa drohen?«
    »Ich möchte Euch nur davon überzeugen, dass mehr auf dem Spiel steht als Euer Drang nach Wissen und Eure unbefriedigte Neugierde. Eure Wahrheitsliebe könnte unter Umständen andere Menschen gefährden, Menschen, die Ihr vermeintlich zu schützen versucht. Oder Menschen, die Euch nahe stehen. Giovanna könnt Ihr ohnehin nicht mehr helfen. Sie ist bereits tot.«
    »Wenn Ihr glaubt, dass mich Eure Drohungen davon abhalten könnten, die Wahrheit herauszufinden, so irrt Ihr Euch gewaltig.«
    »Geglaubt habe ich es nicht, aber gehofft. Ihr seid stark und könnt Euch vermutlich auch gut selbst schützen, andere Frauen hingegen sind hilflos.«
    »Ihr sprecht von Donna Lucia!«, rief Anne empört aus. »Wollt Ihr sie etwa auch zum Schweigen bringen wie Giovanna?«
    Cosimo antwortete nicht, sondern ergriff ihren Arm, um sie zur Tür zu begleiten. Doch sie riss sich

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