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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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erwiderte Cosimo langsam, »sogar mehrmals. Ich habe alles gelesen, was ich über Gifte finden konnte. Doch bislang bin ich auf keinen Hinweis gestoßen, wie er Giovanna umgebracht haben könnte. Das wiederum kann nur bedeuten, dass Giacomo noch gerissener ist, als wir angenommen haben. Und ich sage dir, Anselmo, dieser Gedanke gefällt mir überhaupt nicht.«

VI
    Vertrauter Feind
    »Giuliano! Hörst du mir überhaupt zu?« Annes Stimme überschlug sich. Während sie aufgeregt im Zimmer auf und ab ging und Giuliano von der drohenden Gefahr durch seinen Vetter Cosimo zu überzeugen versuchte, saß er seelenruhig in einem Lehnstuhl und lächelte sie an, als würde sie ihm lediglich ihr neues Kleid vorführen.
    »Natürlich höre ich dir zu, mein Liebes. Ich höre dir immer zu. Ich liebe den Klang deiner Stimme.«
    »Giuliano!« Anne verdrehte die Augen und rang die Hände. Sein Gleichmut war zum wahnsinnig werden. Sie fragte sich, ob er eigentlich begriff, was sie ihm zu sagen versuchte. Dabei war Mitte März schon vorbei, der Frühling hatte Einzug in Florenz gehalten, und der 26. April rückte unaufhaltsam näher. »Du musst doch endlich …«
    »Komm her, mein Schatz«, sagte er und ergriff ihr Handgelenk, um sie zu sich auf den Schoß zu ziehen, doch sie sträubte sich. Es gab so vieles zu besprechen, zu planen. Sie mussten versuchen den drohenden Mordanschlag zu vereiteln. Auch wenn sie die Namen der Mitverschwörer noch nicht kannte, so wusste sie, dass Cosimo der Kopf der Attentäter war. Doch Giuliano wollte nichts davon hören.
    Eine Weile rangen sie miteinander, bis Anne schließlich aufgab. Giuliano war ohnehin stärker als sie, und sie war mittlerweile im fünften oder sechsten Monat schwanger. Sie kam schneller außer Atem als gewöhnlich.
    »Warum machst du dir solche Sorgen?«, sagte er leise, während er ihr sanft das Haar aus dem Gesicht strich. Sie wollte etwas erwidern, doch er legte ihr einen Finger auf den Mund. »Warum richtest du nicht all deine Kraft und deine Gedanken auf unser Kind?«
    »Weil Cosimo dich umbringen will, Giuliano. Begreifst du das denn nicht?«
    »Anne, du weißt, was der Arzt gesagt hat. Es ist durchaus möglich …«
    Anne seufzte. Sie hörte dies wohl schon zum hundertsten Mal. Giuliano hatte es ihr oft gesagt, Lorenzo, Clarice, sogar Matilda hatten ihr gesagt, dass eine Frau, die ein Kind erwartet, oft so angespannt sei, dass sie nicht immer zwischen Wahrheit und Traum unterscheiden könne. Sie alle taten ihre Befürchtungen als Resultate von Albträumen ab, niemand nahm sie ernst.
    »Ich bin nicht überspannt«, erklärte sie mit Nachdruck. »Ich habe dir doch schon alles erzählt. Cosimo will dich töten und …«
    Giuliano stieß schließlich einen übertriebenen Seufzer aus und sah sie an.
    »Also gut, wir machen es auf deine Art. Weshalb sollte Cosimo, mein eigener Vetter, mich umbringen wollen?«
    »Er hasst dich, Giuliano. Und er hasst Lorenzo. Und die Pazzi. Eigentlich hasst er alle Bürger von Florenz. Wenn er dich tötet, stehst du ihm nicht mehr im Weg. Lorenzo hat jemanden verloren, der ihm mehr als teuer ist, und die Pazzi werden für das Verbrechen verantwortlich gemacht und aus der Stadt vertrieben.«
    »Das klingt wahrlich nach einem ausgeklügelten, teuflischen Plan«, sagte Giuliano mit ernster Miene. Trotzdem konnte Anne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sich über sie lustig machte. »Wie hast du das herausgefunden?«
    »Ich … es ist eine …«, erwiderte Anne und wurde rot. Sie wusste selbst, wie wenig überzeugend das klingen musste. Gern hätte sie ihm die Wahrheit erzählt. Doch das durfte sie nicht. Sie war bereits ein hohes Risiko eingegangen, Giacomo de Pazzi einzuweihen und von dem Fest bei Cosimo, dem Elixier und ihrer »Reise« ins 15. Jahrhundert zu erzählen. Zum Glück hatte er ihr geglaubt. Allerdings hatte er sie eindringlich davor gewarnt, das Elixier oder die Tatsache, dass sie eine Besucherin aus einem anderen Jahrhundert sei, jemand anderem gegenüber zu erwähnen. Auch in Italien begannen überall die Hexenfeuer zu brennen, und Giacomo fürchtete um ihre Sicherheit. Aus demselben Grund hatte er ihr auch das Versprechen abgenommen, seinen Namen unter allen Umständen aus der Angelegenheit herauszuhalten. Und sie dachte nicht daran, dieses Versprechen zu brechen.
    »Ich weiß es eben.«
    »Du weißt es also«, sagte Giuliano. Und dann begann er zu lachen. Er lachte so sehr, dass ihm die Tränen in die Augen traten und Anne

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