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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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im Sitzen lässt es sich weit besser plaudern.«
    Er nahm ihren Arm und führte sie zu den beiden Sesseln, die vor dem Kamin standen. Dabei fiel ihr Blick auf das Regal mit der Bibel, und sie erschrak.
    Verdammt, ich habe das Buch falsch herum ins Regal gelegt. Wie konnte mir das nur passieren. Ob er schon etwas gemerkt hat?
    Doch Cosimo schien bisher nichts aufgefallen zu sein. Und da die Sessel mit dem Rücken zum Regal mit der Bibel standen, atmete Anne auf.
    »Habt Ihr bereits gefrühstückt?«, fragte Cosimo freundlich, nachdem sie sich gesetzt hatten.
    »Ja, ich …«
    »Verzeiht, ich vergaß, dass Euer Tag offensichtlich einige Stunden früher beginnt als der meinige. Anselmo, bringe uns Tee und etwas Gebäck. Vielleicht möchte sich die Signorina doch noch stärken.«
    »Es tut mir wirklich Leid, dass ich Euch so früh gestört habe.«
    Cosimo lachte, doch sein Lachen hatte einen seltsamen Klang.
    »Ich bitte Euch, lasst uns doch nicht mehr darüber reden. Ihr seid jetzt hier, und das allein zählt.«
    Sagte der Fuchs zu dem Huhn, dass sich in seinen Käfig verirrt hat, dachte Anne. Cosimo war offensichtlich stinksauer. Er klang, als ob er sie eigentlich am liebsten zum Frühstück verspeist hätte.
    »Wie gesagt, Euer Besuch erfreut mich. Dennoch bin ich – und dafür bitte ich Euch vielmals um Vergebung – doch etwas neugierig auf dessen Grund.«
    Er sah Anne an. Der Blick seiner dunklen Augen schien sie förmlich zu durchbohren, und das Lächeln hätte ebenso gut ein Zähnefletschen sein können.
    Anne räusperte sich. Natürlich war diese Frage nur logisch. Es hätte ihr klar sein müssen, dass er sich danach erkundigen würde. Und trotzdem hatte sie keine Sekunde darauf verschwendet, über eine passende Antwort nachzudenken. »Ihr habt mich vor einiger Zeit aufgesucht, und da ich mich gerade in dieser Gegend aufgehalten habe, dachte ich, es wäre an der Zeit, Euren Besuch zu erwidern.« Cosimos Blick wurde eisig, und Anne lachte gezwungen. »Verzeiht mir diesen unpassenden Scherz, Cosimo«, sagte sie und beschloss, so weit wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. Alles andere hatte keinen Zweck. Sie hatte den Eindruck, dass er imstande war, jede ihrer Lügen zu durchschauen. »Tatsächlich habe ich mich zu dieser frühen Stunde zu Euch begeben, weil ich Euch sprechen muss. Dringend.« Anselmo trat ein und brachte ein Tablett, auf dem eine Kanne und zwei Schalen aus feinem chinesischem Porzellan standen sowie ein Teller mit Keksen. »Und unter vier Augen.«
    »Du hast die Signorina gehört, Anselmo«, sagte Cosimo an seinen Diener gewandt. »Deine Anwesenheit in diesem Raum ist nicht erwünscht. Lass uns allein.«
    Anselmo verneigte sich und schloss die Tür hinter sich.
    »Euer Wunsch ist erfüllt.« Cosimo goss etwas Tee in eines der Schälchen und reichte es ihr. »Wir sind ungestört. Ihr könnt frei sprechen.«
    Anne wärmte sich die Finger an dem Porzellan, während sie darüber nachdachte, wie sie das Gespräch am besten beginnen sollte.
    »Gestern habe ich jemandem einen Besuch abgestattet«, begann sie langsam.
    »Es scheint Euch zu einer lieben Gewohnheit zu werden«, bemerkte Cosimo und goss Tee in die zweite Schale. »Doch vergebt mir, ich unterbrach Euch erneut.«
    »Ich war bei Giacomo de Pazzi. Er hat mich zu einem Essen eingeladen«, erzählte sie und beobachtete gespannt, welche Reaktion diese Nachricht hervorrufen würde.
    »Oh«, sagte Cosimo und hob überrascht eine Augenbraue. »Das ist eine große Ehre für Euch. Für gewöhnlich ist der alte Hund nicht sehr gesellig. War seine Mutter Donna Lucia auch anwesend?«
    Anne ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Nein, sie war nicht dabei. Sie war krank.«
    »Ja, das ist sie oft seit Giovannas Tod, wie man mir erzählt hat«, erwiderte Cosimo, ohne dass Anne sich darüber klar werden konnte, was er bei dieser Nachricht empfand. War er erschrocken? Hatte er Schuldgefühle? Oder waren ihm Giovanna und das Schicksal der Familie Pazzi völlig gleichgültig? »Ein Leiden, dessen Ursache anscheinend niemand kennt. So wie Giovannas Krankheit.«
    Anne spürte, wie Wut in ihr hochstieg und ihre Wangen wärmte. Dieses ekelhafte Scheusal. Er musste doch wohl am besten wissen, was Giovanna krank gemacht hatte.
    »Tatsächlich?«, sagte sie schnippisch. »Nun, Giacomo hat mir von dem Grund für ihre Krankheit erzählt. Und er …«
    »Was hat Giacomo Euch erzählt?«
    Er war jetzt wachsam wie ein Fuchs, der die Jäger gewittert hatte.
    »Nun, er

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