Verschwörung in Florenz
Priester.«
Cosimo lächelte grimmig. »Ja, das sagt man, doch glaube mir, Anselmo, der Schein trügt. Allerdings mag deine Alice im Falle dieser Magd Recht haben. Ein Spitzel im Hause der Medici kann ihm zu jeder Zeit wertvolle Dienste leisten. Allerdings wird er es nicht auf die geschäftlichen Geheimnisse meines Vetters abgesehen haben. Um diese auszuspionieren, würde sich eine Magd wohl kaum eignen.« Er nickte bedächtig mit dem Kopf. »Da muss also etwas anderes dahinter stecken. Hat deine Alice einen Namen genannt?«
Anselmo schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hat sie auch bisher nicht zu Gesicht bekommen, da de Pazzi sich nur außerhalb des Hauses mit ihr trifft. Doch die Köchin soll mit ihr gesprochen haben. Die beiden sind sich wohl auf dem Markt begegnet, und die Köchin soll nicht gerade angetan gewesen sein, denn danach habe sie geschimpft und den ganzen Tag schlechte Laune gehabt, sagte Alice. ›Drüben bei den Medici scheinen sie nicht viel arbeiten zu müssen, wenn eines der kleinen Dienstmädchen so viel Zeit hat, ehrbaren Männern den Tag zu stehlen.‹ Und sie hat sich darüber beschwert, für eine ungezogene junge Göre, die sich einbilde, bald Herrin im Hause der Pazzi zu sein, Kuchen und Kekse backen zu müssen.«
»Nun gut, den Namen werden wir noch herausfinden, denn wie ich den Haushalt meines Vetters Giuliano kenne, wird es dort nicht viele unzufriedene Mägde in dem entsprechenden Alter geben. Er behandelt seine Dienstboten stets sehr zuvorkommend. Und allein sein Lächeln ist den meisten jungen Dingern schon Lohn genug.« Cosimo lächelte. »Das ist wahrlich eine interessante Neuigkeit, Anselmo.«
»Das Wichtigste kommt aber noch«, sagte Anselmo, zog triumphierend einen kleinen ledernen Beutel aus einer Tasche seines Mantels hervor und reichte ihn Cosimo. »Das hat mir Alice geschenkt – als Liebesbeweis.«
»Aha.« Ohne große Begeisterung nahm Cosimo den Beutel und öffnete die Schnüre. Darin befand sich etwas, das auf den ersten Blick aussah wie Sand, ganz gewöhnlicher Sand von den Ufern des Arno. »Schön, dass sie dir Geschenke macht. Und was soll das sein?«
»Zucker, Herr.«
»Zucker?«
Cosimo ließ etwas von dem Pulver auf seine Handfläche rieseln. Es waren kleine Kristalle von bräunlicher Farbe. Er roch daran und wollte gerade mit dem feuchten Finger eine Geschmacksprobe nehmen, als Anselmo ihn davon abhielt. »Das würde ich lieber nicht tun, Herr. Gleich werdet ihr auch erfahren, warum. Es ist nämlich kein gewöhnlicher Zucker.« Wieder spürte Anselmo die Erregung, die ihn bereits in dem Moment erfasst hatte, als Alice ihm von diesem Zucker erzählt hatte. Er hatte sofort gewusst, dass er hier einem Geheimnis auf die Spur gekommen war. Einem Geheimnis, das Cosimo bei der Beantwortung der Frage, wie Giovanna de Pazzi gestorben war, weiterhelfen konnte. »Um diesen Zucker rankt sich ein Geheimnis. Keiner weiß genau, woher er stammt. Angeblich lässt Giacomo ihn unter großen Gefahren aus Indien beschaffen, doch noch nie hat einer der Diener den Händler gesehen. Das Zeug soll überaus kostbar sein. Trotzdem gibt es davon immer genug. Sobald das Fass leer zu werden droht, steht am nächsten Morgen wieder ein gefülltes in der Küche, und niemand hat es gebracht. Im Hause Pazzi werden damit die Speisen gesüßt. Das Gebäck für Giovanna zum Beispiel. Sie hat es täglich gegessen, auch wenn sie sich noch so sehr vor Bauchschmerzen gekrümmt hatte. Manchmal war es sogar das Einzige, was sie zu sich nahm. Bis kurz vor ihrem Tod. Plötzlich wollte sie die Kekse nicht mehr essen. De Pazzi soll darüber mehr als überrascht gewesen sein. Alice meinte, er sei regelrecht ungehalten gewesen und hat die Köchin dafür verantwortlich gemacht.«
»Das klingt interessant.«
»Immer noch süßt die Köchin die Speisen von Donna Lucia mit diesem Zucker, ebenso das Gebäck, das de Pazzi der Magd der Medici schenkt, wenn er sich mit ihr trifft. Eigentlich darf sonst niemand von diesem Zucker essen. Natürlich tun es trotzdem alle Diener im Haus. Und alle, einschließlich Donna Lucia, sind auffallend blass, haben hin und wieder Koliken und immer wiederkehrende Albträume.« Anselmo holte tief Luft, bevor er die letzte und entscheidende Information weitergab. »Jetzt aber kommt das Beste. De Pazzi selbst rührt niemals eine Süßspeise an, die im Haus zubereitet wurde. Dabei mag er Kuchen, denn manchmal lässt er sich Gebäck liefern. Und nun sage ich Euch, wenn dieser Zucker
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