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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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kein Gift enthält, steige ich am helllichten Tag wie Gott mich geschaffen hat in den Neptunsbrunnen und nehme ein Bad.« Atemlos vor Spannung wartete er auf Cosimos Reaktion. Cosimo schwieg eine Weile, doch das Leuchten in seinen dunklen Augen sagte Anselmo, dass er genauso dachte. Selbst die bleichen Wangen seines Herrn gewannen ein wenig an Farbe.
    »Das ist es. Das kann kein Zufall sein, Anselmo. Dieser Zucker muss ein Gift enthalten. Aber welches mag es sein?« Cosimo roch erneut an den Kristallen in seiner Hand. »Ist es überhaupt Zucker? Der Geruch erinnert mich an etwas anderes. Aber woran?« Er schüttelte den Kopf. »Zwecklos. Es will mir jetzt nicht einfallen. Lauf gleich zu Leonardo und bringe ihn hierher. Er hat ein derart umfangreiches Wissen, dass es gelacht wäre, wenn er und ich nicht gemeinsam die Lösung finden sollten. Doch vorher, mein Freund«, sagte er und legte Anselmo eine Hand auf die Schulter, »vorher sollten wir ausgiebig frühstücken. Du hast es dir redlich verdient. Heute ist es dir endlich gelungen, die Scharte, die deine stümperhafte Arbeit, dein Versagen, das Leben von Signorina Anne zu beschützen, geschlagen hat, wieder auszuwetzen.«
    Anne schlug die Augen auf. Es war mühsam, so als hätte sie es verlernt, ihre Lider zu bewegen. Und dann hatte sie es endlich geschafft. Sie versuchte sich in dem Halbdunkel, das sie umgab, zu orientieren. Über ihr war etwas, das wie ein Stück Stoff aussah. Ein dunkler Stoff mit kleinen silbernen Sternen darauf. Aber was war das? Wo war sie? Sie drehte den Kopf. Neben ihr waren auf einem Tisch ein Krug und eine Schüssel. Sie sahen aus wie Waschgeschirr aus einem Antiquitätenladen, daneben stand ein Becher. Anne merkte plötzlich, dass sie Durst hatte. Entsetzlichen Durst. Ihre Zunge klebte am ausgedörrten Gaumen, ihre Kehle war trocken, ihre Lippen brannten. Nur einen Schluck Wasser. Wasser! Sie drehte sich und richtete sich halb auf, um den Becher zu ergreifen. Das heißt, das war eigentlich ihre Absicht gewesen, doch ein Schmerz, so stark, als würde jemand ihr voller Wut einen Dolch zwischen die Rippen rammen, hielt sie davon ab. Sie stöhnte auf und ließ sich zurücksinken.
    »Signorina Anne!« Eine freundliche Stimme erklang, und Schritte näherten sich dem Bett, und das freundlich besorgte Gesicht einer Frau tauchte über ihr auf. »Dem Herrn im Himmel sei Dank, Ihr seid erwacht.«
    Anne blinzelte. »Matilda«, sagte sie mit einer Stimme, die klang wie eine Maschine mit eingerosteten Zahnrädern, und fragte sich im gleichen Augenblick, woher sie wusste, dass dieser Name zu dem Gesicht mit den grauen Haaren und der weißen Haube gehörte. Kannte sie die Frau etwa?
    »Ja, Signorina, ich bin Matilda. Wie fühlt Ihr Euch?«
    Anne versuchte zu schlucken, doch ihr Mund war so trocken und rau, als hätte jemand Sand hineingestreut.
    »Durst«, krächzte sie mühsam. »Wasser.«
    »Natürlich, Signorina, wartet.« Die Frau namens Matilda wandte sich ab, und Anne hörte das wundervolle Geräusch von Wasser, das in einen Becher gegossen wird. Gleich darauf hob Matilda ihren Kopf vorsichtig an und hielt ihr einen Becher an die Lippen. »Langsam, Signorina«, mahnte sie, als Anne in gierigen Schlucken zu trinken begann. »Nicht so hastig.«
    Und dann nahm diese Matilda einfach den Becher wieder weg. Anne hätte sie am liebsten schlagen mögen. Ihr Durst war bei weitem noch nicht gelöscht. Im Gegenteil, jetzt schien er erst richtig aufzuflammen. Sie fühlte sich, als wäre sie eine Woche lang in sengender Hitze in der Sahara unterwegs gewesen. Aber aus irgendeinem Grund fehlte ihr die Kraft, sich zu wehren. Sie konnte noch nicht einmal schimpfen.
    »Wo … bin … ich … und was …«
    »Ihr seid in Eurem Schlafgemach, Signorina Anne, im Hause des Herrn Giuliano, Eures Verlobten«, antwortete Matilda mit einem freundlichen Lächeln. »Wahrscheinlich könnt Ihr Euch nicht mehr daran erinnern, was geschehen ist. Der Arzt sagte, dass dies möglich sein würde, eine Folge der Medizin, die er Euch gegeben hat. Ich werde gleich den Herrn Giuliano rufen. Er wird überglücklich sein, dass Ihr das Bewusstsein wiedererlangt habt.«
    »Aber …«
    »Bleibt ruhig liegen, Signorina, der Herr wird Euch alles erzählen.«
    Matilda entfernte sich. Anne hörte ihre Schritte auf dem Dielenboden, dann das Öffnen und Zuschlagen einer Tür. Sie schloss wieder die Augen. Sie fühlte sich wie eine zarte Figur aus Meißner Porzellan, die zerbrochen und nun in

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