Verschwörung in Florenz
Giftmischerei verdächtigt.«
»Ich selbst habe schon daran gedacht«, gab sie zu. »Doch wenn es keinen anderen Weg gibt, so wäre ich bereit, dieses Risiko auf mich zu nehmen.«
Giacomo verneigte sich. »Ich weiß, Ihr seid eine mutige Frau, doch bedenkt, dass Cosimo in dem Fall nicht überführt werden könnte. Er würde sich weiterhin frei auf den Straßen von Florenz bewegen können und wie eine Spinne in ihrem Netz darauf warten, den Anschlag auf Giuliano zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort durchzuführen. Dieses Jahr oder vielleicht nächstes. Wir würden es nicht wissen. Ihr würdet ständig in Angst leben, denn Ihr könnt Giuliano nicht für den Rest seines Lebens von der Stadt fern halten.«
Anne runzelte die Stirn und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Das ist wahr«, sagte sie. »Daran habe ich nicht gedacht.«
»Außerdem solltet Ihr in Erwägung ziehen, dass Euer Plan fehlschlägt – aus welchen Gründen auch immer.«
Anne zuckte hilflos mit den Schultern. »Und was dann? Habt Ihr einen anderen Vorschlag?«
»Wir müssen dafür sorgen, dass Giuliano am 26. April die Messe im Dom besuchen wird. Cosimo muss seinen Anschlag beginnen, doch er darf natürlich nicht erfolgreich sein, sondern muss vorher unschädlich gemacht werden. Und dafür müssen wir uns rüsten.« Er kratzte sich gedankenverloren am Kinn. »Wenn Giuliano also den Dom betritt, sollte er dies auf gar keinen Fall allein tun. Wir werden ihm mindestens einen Beschützer an die Seite stellen. Ich weiß auch schon, wer sich dafür eignen würde. Mein Vetter Francesco. Er ist zuverlässig. Und er ist kräftig. Er kann gut mit seinen Fäusten umgehen, wenn es sein muss. Ich bin sicher, dass er sich um Giuliano kümmern wird, wenn ich mit ihm spreche. Und dann brauchen wir noch ein paar kräftige Burschen, die sich um Cosimo kümmern und ihn außer Gefecht setzen, wenn es so weit ist. Ich werde meine Leute um ihn herum postieren.«
»Es ist wirklich ein guter Plan, aber …« Anne schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß nicht. Mir wäre es lieber, wenn Giuliano den Dom gar nicht erst betreten würde. Gibt es denn keine Möglichkeit, Cosimo auch dann zu entlarven, wenn er Giuliano nicht angreift?«
Giacomo seufzte. »Ich habe erwartet, dass Ihr so denken würdet«, sagte er, und seine Stimme klang ein bisschen traurig. »Doch, es gibt eine Lösung. Ich könnte an jenem Tag Cosimos Unmut auf mich lenken und ihn so reizen, dass er mich angreift.«
»Das würdet Ihr tun? Euch selbst in Gefahr begeben?«
Giacomo lächelte. »Selbstverständlich, Signorina Anne«, sagte er. »Doch glaubt mir, ich bin keineswegs so selbstlos, wie es Euch vielleicht scheinen mag. Vergesst nicht, dass es mein größter Wunsch ist, Cosimo de Medici endlich am Pranger stehen zu sehen. Was er Giovanna angetan hat, werde ich ihm nie verzeihen. Er hat meine geliebte Schwester umgebracht, so als hätte er sie mit seinen eigenen Händen erwürgt. Dafür soll er bezahlen.«
Anne atmete tief ein und lehnte sich zurück. Jetzt kam ihr die Zukunft schon viel weniger düster vor als noch vor einer Stunde. Es war eine gute Entscheidung gewesen, hierher zu kommen. Dann erhob sie sich.
»Es ist spät geworden, Signor Giacomo, und ich sollte Euch nicht länger behelligen. Ich werde mich jetzt auf den Heimweg machen.«
Giacomo erhob sich ebenfalls. »Soll ich Euch eine Kutsche rufen?«, fragte er, während er sein Weinglas bedächtig auf dem Kaminsims abstellte. »Der Kutscher schläft vermutlich schon, aber ich könnte ihn wecken lassen und …«
»Habt vielen Dank, doch das ist nicht nötig«, wehrte Anne ab. »Ich habe Euch bereits genug Umstände gemacht und … Nein, ich werde zu Fuß nach Hause gehen.«
»Nun, wie Ihr wünscht, Signorina Anne«, sagte Giacomo und begleitete sie zur Tür, die er selbst öffnete. »Seid Ihr wirklich sicher, dass Ihr nicht doch lieber die Kutsche nehmen wollt? Eine Frau in Eurem Zustand sollte sich schonen.«
»Eine Frau in meinem Zustand ist durchaus in der Lage, ihre Beine zu gebrauchen, Signor Giacomo«, erwiderte Anne. »Im Gegenteil, die frische Luft wird mir gut tun. Außerdem ist es nicht weit. Ich möchte Euch nochmals von Herzen danken, Signor Giacomo«, sagte sie und ergriff seine Hand. »Ihr seid so gut zu mir. Ihr seid ein wahrer Freund in dieser dunklen Stunde. Ich könnte es nicht ertragen, Giuliano sterben zu sehen.«
»Ich versichere Euch, Signorina Anne, dass ich alles in meiner Macht
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