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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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wenn du einfach die entsprechenden Stellen übermalst. Du hast mir mal erzählt, dass du diese Technik in deiner Werkstatt oft anwendest, wenn ein Schüler deinen Ansprüchen nicht gerecht geworden ist. Wäre das nicht auch in diesem Fall durchführbar?«
    Botticelli runzelte die Stirn und rieb sich nachdenklich das Kinn.
    »Das wäre durchaus eine Möglichkeit. Vorausgesetzt natürlich, dass die Signorina ihr Einverständnis dazu gibt.«
    Es dauerte wieder eine Weile, bis Anne begriff, weshalb die beiden Männer sie so erwartungsvoll ansahen.
    Jemand hier in diesem Raum hat eindeutig nicht mehr alle Tassen im Schrank, dachte Anne. Die können doch wohl nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich diesem Lüstling Modell stehe?
    »Ich glaube nicht …«
    Doch weiter kam sie nicht, denn Botticelli trat auf sie zu, ergriff ihre Hand und kniete mit einer dramatischen Geste vor ihr nieder.
    »Verehrte Signorina, ehe Ihr etwas sagt, lasst mich zu Euch sprechen. Ich weiß, wir sind uns erst vor wenigen Augenblicken vorgestellt worden. Ihr kennt mich nicht und könnt mir demzufolge nicht das nötige Vertrauen entgegenbringen. Doch ich versichere Euch, dass nichts geschehen wird, das geeignet wäre, Eure Ehre und Euren untadeligen Ruf zu beschmutzen. Ich …«
    »Wie stellt Ihr Euch das vor, Signor Botticelli, wenn ich Euch hier in diesem Atelier Modell stehe und Ihr mich malt, so wie Gott mich erschaffen hat?«
    Giuliano und der Maler sahen sich an.
    »Aber, Signorina …«
    »Und wenn Sandro hier und jetzt Skizzen von dir macht, so wie du gerade bist. Und der Rest …«
    Dem Blick nach zu urteilen, den Sandro Botticelli seinem Freund zuwarf, war das keinesfalls sein ursprünglicher Plan gewesen. Aber der Maler war intelligent und flexibel genug, um rasch darauf zu reagieren.
    »Ja, genau, Signorina. Ich werde Euch jetzt zeichnen, und die später zu sehenden Einzelheiten entstammen einzig und allein meiner Fantasie. Außerdem bitte ich Euch, Folgendes zu bedenken: Eure Besorgnis ist verständlich und nachvollziehbar. Aber ist ein winziger, kaum sichtbarer Fleck auf dem Kleid Eurer Ehre nicht ein geringes Opfer, wenn es auf dem Altar der Kunst dargebracht zu der Entstehung eines unsterblichen Meisterwerks beiträgt?«
    Wäre sie nicht so wütend gewesen, Anne hätte laut gelacht. Sandro Botticelli schien keineswegs unter einem Mangel an Selbstbewusstsein zu leiden. Allerdings hatte er Recht. Auch wenn er sicherlich mehr Zirkus darum machte als notwendig, so war es ihm ernst damit, das Gemälde zu vernichten. Wenn sie ihm nicht ihre Zustimmung geben würde, sie zu malen, würde die Geburt der Venus wohl nie entstehen. Und ihr Platz in den Uffizien würde dann für immer leer bleiben. Unvorstellbar.
    »Gut«, sagte Anne, »ich willige ein. Aber ich stelle Bedingungen.« Die Augen der beiden Männer waren voller Spannung auf sie gerichtet. »Erstens: Ihr haltet Euch an Euer Versprechen. Ihr macht jetzt die Skizzen von mir. Und ich werde mich weder heute noch zu einem anderen Zeitpunkt vor Euch entblößen.«
    »Selbstverständlich, Signorina Anne, ich würde Euch doch niemals …«
    »Und zweitens: Die Venus soll auch weiterhin ihr Gesicht tragen. Das Gesicht von Simonetta.« Sie deutete auf das Gemälde.
    »Aber Signorina, weshalb …«
    »Entweder so oder gar nicht«, unterbrach ihn Anne entschlossen. So weit kam es noch, dass ihr in den Uffizien ihr eigenes Gesicht aus einem Bilderrahmen entgegenstarrte.
    Botticelli seufzte, als würde er nun seinerseits zu einem Opfer gezwungen, das ihn große Überwindung kostete.
    »Sehr wohl, Signorina Anne«, sagte er schließlich und neigte ergeben und demütig den Kopf. Offensichtlich war er ein Freund der Schauspielkunst. »Ich respektiere Euren Wunsch und werde ihm zufolge handeln.«
    »Ich werde Euch beim Wort nehmen, Signor Botticelli«, erwiderte sie. »Und nun beginnt mit den Skizzen, damit wir Euch nicht mehr lange bei Eurer Arbeit stören.«
    Der Maler nickte, nahm ein Stück Pergament, das er auf ein Brett legte, und einen Kohlestift und begann zu zeichnen. Er zeichnete Anne in verschiedenen Positionen, im Stehen von vorne, von beiden Seiten, im Sitzen, in der Bewegung. Es war ziemlich anstrengend. Als er endlich fertig war, erhob er sich von seinem Schemel, ging auf Anne zu und nahm wieder ihre Hand.
    »Signorina Anne, ich danke Euch für die Ehre, Euch zeichnen zu dürfen. Ich bin sicher, Ihr werdet es nicht bereuen.« In diesem Augenblick stürmte ein junger, kaum

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