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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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zwanzigjähriger Mann in das Atelier.
    »Filippino, was gibt es denn jetzt schon wieder?«
    Der junge Mann keuchte, als wäre irgendwo ein Menschenleben in Gefahr.
    »Meister, verzeiht, dass ich es wage, Euch zu stören. Aber Ihr werdet dringend in der Werkstatt gebraucht.«
    Botticelli runzelte unwillig seine Stirn. »Jetzt nicht. Ihr werdet in der Werkstatt ohne mich fertig werden müssen. Ich habe zu arbeiten.«
    »Aber Meister, Leonardo hat wieder …«
    »Bist du taub, Filippino? Ich denke, ich habe mich unmissverständlich ausgedrückt. Und nun geh. Geh, geh!« Er scheuchte den jungen Mann zur Tür hinaus. Dann beugte er sich noch einmal über das Geländer und rief dem Davonlaufenden hinterher: »Und richte Leonardo aus, dass er sich sein Brot woanders verdienen muss, wenn er sich weiterhin meinen Anweisungen widersetzt.« Botticelli kehrte zu Giuliano und Anne zurück. »Verzeiht diese unliebsame Unterbrechung. Dieser junge Filippino Lippi ist wohl ein gelehriger Schüler, aber leider zuweilen etwas begriffsstutzig. Und dieser da Vinci …« Er verdrehte die Augen. »Er ist nicht unbegabt, nein, das kann man wahrlich nicht behaupten, doch leider ist er ein vollendeter Dickschädel, ein Starrkopf. Nie malt er so, wie ich es von ihm verlange. Wenn er zur Zeit nicht bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken würde, hätte ich ihn niemals in meiner Werkstatt aufgenommen. Aber ich habe ein mitleidiges Herz. Ich kann einen aus unserer Zunft nicht einfach auf der Straße verhungern lassen. Doch genug jetzt davon. Ich werde mich sogleich ans Werk machen. Du kannst unbesorgt sein, Giuliano, mit Hilfe der edlen Signorina wird das Gemälde rechtzeitig zum Fest deines Bruders fertig sein.«
    Sie verabschiedeten sich und stiegen die steile Treppe wieder hinab zur immer noch wartenden Kutsche.
    Die Rückfahrt verlief schweigend. Giuliano machte einen zerknirschten Eindruck, schien aber noch nicht zu wissen, wie er sich bei Anne entschuldigen sollte. Und sie war nicht gewillt, ihm dabei zu helfen oder gar den ersten Schritt zu unternehmen. Sie war stinksauer auf Giuliano. Und natürlich auch auf Botticelli, obwohl sie ihn noch verstehen konnte. Er war schließlich Künstler und hatte nichts als die Vollendung seiner Gemälde im Kopf. Aber Giuliano? Was hatte ihn dazu getrieben, Botticellis Ansinnen, sie nackt zu malen, zuzustimmen? Ob er es wohl allen Ernstes zugelassen hätte, dass sie Botticelli Modell gestanden hätte? War er wirklich so naiv? Auch jetzt war sie sich nicht sicher, ob nicht doch irgendein Haken an der Vereinbarung mit dem Maler war. Wenn es nicht ausgerechnet für die Geburt der Venus gewesen wäre, ihrem erklärten Lieblingsgemälde in den Uffizien, hätte sie sich nie und unter gar keinen Umständen dazu breitschlagen lassen. Sie hatte einen Kuhhandel unterzeichnet, sich selbst, um Sandros Worte zu benutzen, auf dem Altar der Kunst geopfert. Und sie konnte nicht gerade behaupten, dass ihr dieser Gedanke gefiel.
    Außerdem musste sie noch einen Weg finden, um Giuliano in seine Schranken zu weisen. Sie konnte nicht zulassen, dass er sie wie sein willen- und seelenloses Eigentum behandelte.
    Noch während sie darüber nachdachte, kam ihr unerwartet der Zufall zu Hilfe. Sie hatten gerade vor Giulianos Palazzo angehalten und die Kutsche verlassen, als auch schon der Hausdiener herangeschlurft kam und einen Besucher meldete, einen Boten, der auf einem Stuhl in der Halle auf die Ankunft der beiden Herrschaften wartete.
    »Ein Bote?«, fragte Giuliano überrascht und musterte den jungen mageren Mann, der sich von seinem Stuhl erhob und auf sie zutrat. »Es ist bereits weit nach dem Mittagsmahl. Wer schickt mir denn zu dieser ungewöhnlichen Stunde einen Boten?«
    »Nicht für Euch, Herr, kam der Bote«, erklärte der alte Hausdiener Enrico und hüstelte verlegen. »Er bringt einen Brief für die Signorina. Er will ihn nur persönlich überreichen. Und er sagte mir, er soll auf die Antwort warten.« Deutlich war dem Alten anzumerken, wie sehr ihm der Bote, dieser Brief und die ganze Angelegenheit missfiel.
    Der junge Mann machte eine elegante Verbeugung und reichte Anne wortlos ein zusammengefaltetes und mit einem Siegel versehenes Stück Pergament. Rasch brach sie das Siegel, faltete den Brief auseinander und las. Die altmodische Schrift war ein wenig schwer zu entziffern. Allerdings wurde die Aufgabe dadurch erleichtert, dass sie die Schrift kannte. Es war ein Brief von Cosimo de Medici.
    Nachdem sie den

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