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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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ihr einen kräftigen Stoß. Deutlich war das Schnappen des einrastenden Schlosses zu hören. Mit einem Lächeln trat er auf Anne zu.
    »Vergebt mir meine Unhöflichkeit, Signorina Anne«, sagte er und verneigte sich, »doch Matilda hat lange genug in meinem Hause gedient. Ich kenne ihre Kniffe gut.«
    »Oh, ich hatte bislang nicht den Eindruck, dass Matilda besonders neugierig ist«, erwiderte Anne.
    »Ich sprach auch nicht von ihrer Neugierde, Signorina Anne. Diese Todsünde gehört wahrlich nicht zu ihren Lastern. Allerdings hat die Alte den unbezähmbaren Willen, gute Werke zu tun und junge Damen vor mir zu beschützen.« Sein Lächeln wurde breiter, und Anne fragte sich, ob er wohl allen Ernstes stolz darauf war. »Ich möchte Euch begrüßen, Signorina Anne. Lasst mich Euch dafür danken, dass Ihr bereit wart, mich heute noch zu empfangen, auch wenn ich offensichtlich ungelegen komme.«
    »Ungelegen?«
    »Giovanna de Pazzi verlässt so gut wie nie das Haus. Ein Besuch von ihr ist ein derart seltenes und kostbares Vergnügen, dass es mir bitter Leid tut, Euch durch mein Erscheinen darum gebracht zu haben.«
    Anne warf ihm einen prüfenden Blick zu. Seine Worte klangen ganz beiläufig, doch was er wirklich dachte, blieb ihr verschlossen.
    »Signorina de Pazzi wollte ohnehin gerade gehen«, sagte sie. »Außerdem wurde durch Euer Erscheinen lediglich das eine durch ein anderes Vergnügen ersetzt.«
    Mit einem Lächeln ergriff Cosimo ihre Hand, beugte sich über sie und küsste sie galant. Anne lief ein Schauer über den Rücken. Er war attraktiv, ohne Zweifel. Aber gleichzeitig hatte er etwas Düsteres, Gefährliches an sich. Er war einer jener Männer, denen die Frauen zu Füßen lagen, ohne dass sie sich großartig dafür anstrengen mussten. So wie auch Giuliano. Allerdings würde Cosimo im Gegensatz zu seinem Vetter wohl niemals auf der Wunschliste der Mütter als Schwiegersohn den ersten Rang einnehmen. Im Gegenteil. Er war ein Mann, vor dem jede Mutter ihre Tochter mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln warnen und schützen würde. Wie Matilda. Und Giovanna? War er es, vor dem Giovanna sie hatte warnen wollen? Verfolgte Cosimo diese arme Frau? War sie deshalb vor Angst fast erstarrt, als sie ihn gesehen hatte?
    Anne fröstelte, entzog ihm ihre Hand und deutete zu dem gedeckten Tisch.
    »Darf ich Euch etwas anbieten? Ein paar Kekse oder eine Tasse Tee?«
    »Gern.«
    Sie nahmen einander gegenüber am Tisch Platz und Anne schenkte Tee in zwei Tassen. Cosimo nahm die angebotene Tasse entgegen und atmete voller Genuss den heißen Dampf ein.
    »Schwarzer Tee aus Indien«, sagte er mit einer Stimme, die überraschend normal und sogar richtig sympathisch klang. Aber nur für einen Augenblick. »Wie ich den Haushalt meines lieben Vetters Giuliano kenne, müsst Ihr die Köchin mit Gold und Juwelen bestochen haben, damit sie Euch Tee zubereitet.«
    »Nein, Ihr irrt Euch«, erwiderte Anne, bereit, Giuliano in jeder Hinsicht gegen seinen spottsüchtigen Vetter zu verteidigen, selbst wenn es nur seine Dienstboten waren, die angegriffen wurden. »Ich habe das Gewünschte sofort erhalten.«
    Sie erzählte Cosimo natürlich nicht, dass er mit seiner Einschätzung Recht hatte und dass sie selbst erstaunt gewesen war, welch ein Aufstand in dem ohne Zweifel reichen Haushalt um eine simple Kanne Tee gemacht wurde. Sie hatte die Köchin fast auf Knien anflehen müssen, bevor diese endlich bereit gewesen war, etwas von ihrem kostbaren Teevorrat zu opfern. Es hatte eine Weile gedauert, bis Anne begriffen hatte, dass man im 15. Jahrhundert schwarzen Tee nicht an jeder Straßenecke kaufen konnte, sondern dass der Tee aus Indien entweder auf einem langen Seeweg oder mit Karawanen, die Wochen, wenn nicht gar Monate unterwegs waren, unter Einsatz von Leib und Leben nach Europa gebracht wurde. Entsprechend selten und kostbar war hier dieses Getränk, dass sie zu Hause in Hamburg ohne darüber nachzudenken täglich literweise genoss.
    Sie tranken beide einen Schluck, und es entstand eine kurze Pause.
    Gleich müssen wir über alles reden, dachte Anne und wusste immer noch nicht genau, ob sie sich vor dem Gespräch fürchtete oder ob sie neugierig war. Der Blick seiner dunklen Augen machte sie nervös. Und der Gedanke, dass Cosimo genauso aufgeregt und befangen zu sein schien wie sie selbst, war dabei eher nur ein schwacher Trost.
    Anne räusperte sich. Sie war die Gastgeberin, sie musste das Gespräch beginnen.
    »Ich muss

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