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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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winkte sie Leopold zu sich. »Dieser Herr
ist von der Gesundheitspolizei«, wisperte sie ihm, nach wie vor heftig
gestikulierend, zu. »Er inspiziert unser Lokal. Schon seit einer halben Stunde
steckt er seine Nase überall hinein. Angeblich hat es einen anonymen Hinweis
gegeben, dass bei uns so einiges mit der Hygiene nicht stimmt.«
    Leopold brauchte gar nicht erst lange
nachzudenken, von wem der ›Hinweis‹ stammte. »Das war sicher dieser Kanadier«,
schoss es Leopold in den Kopf. »Eigentlich wollte ich Ihnen ja nichts davon
sagen, aber Joe Brown war gestern Früh hier, hat sich äußerst ungehobelt
benommen und erklärt, dass er das Lokal unbedingt kaufen will.«
    »Also eine Intrige«, japste Frau Heller. »Eine Intrige, um
uns fertigzumachen.«
    »Ein taktischer Winkelzug, würde man im Fußball sagen«,
bemerkte Leopold.
    Frau Heller war immer noch ganz aus dem Häuschen. »Pah,
Winkelzug. Ein grobes Foul hinter dem Rücken des Schiedsrichters. Gleich
nachdem er sich ausgewiesen hat, hat dieser Herr gefragt, ob wir nicht Angst
hätten, dass – ich zitiere wörtlich, Leopold – ›diese Hütte demnächst über uns
und den Gästen zusammenbricht‹. Wie kann denn so jemand ein Lokal
unvoreingenommen prüfen?«
    »Regen Sie sich nicht so auf«, versuchte Leopold, sie zu
beruhigen. »Es ist ja nichts passiert.«
    »Vielleicht, aber ich kann mir vorstellen, was dabei
herauskommt. Nicht einmal einen Kaffee wollte der Herr trinken, sondern er hat
nur in die Schalen hineingeschaut, ob sie auch sauber sind. Bei den Gläsern hat
er dann schon zu meckern begonnen, obwohl sie frisch aus der Spülmaschine
gekommen sind.«
    »Wenn ich auch etwas dazu bemerken darf«, meldete sich
plötzlich ›Waldi‹ Waldbauer mit erhobenem Zeigefinger zu Wort. »Im hinteren
Teil unseres Kaffeehauses ist er mit dem Finger über einige Spieltische
gefahren, um zu prüfen, ob Staub drauf ist. Eine Frechheit.«
    Leopold musterte seinen Kollegen kurz, dann sagte er: »Du
musst dir unbedingt ein anderes Haarshampoo zulegen, Waldi.«
    »Warum denn das?«, fragte Waldi indigniert.
    »Sollte der Inspektor hinten auf den Tischen etwas
Beunruhigendes gefunden haben, so war das kein Staub, sondern deine Schuppen,«
stellte Leopold sachlich fest. »Ich sehe ja, wie du sie auf deiner Livree hast
und gleichmäßig überall im Kaffeehaus verteilst. Wenn man uns da draufkommt,
dann gute Nacht.«
    »Also das ist doch …«, ereiferte sich Waldi,
machte sich aber sogleich mit finsterem Blick wieder ans Bedienen, als er sah,
dass sich der Gesundheitsexperte mit ernstem Gesicht auf die Theke zubewegte.
Er schien sich jetzt doch zu trauen, einen Kaffee zu trinken, jedenfalls ließ
er sich von Frau Heller auf einen kleinen Schwarzen einladen. Er kippte das
heiße Getränk hinunter und blickte dann auf den Boden der Schale, so als wolle
er aus dem Kaffeesud die letzte Wahrheit herauslesen.
    Schließlich begann er: »Dass die Küche nicht den neuen, für
die Gastronomie ausgearbeiteten Richtlinien entspricht, wissen Sie ja, Frau
Heller.«
    »Aber Sie müssten wissen, dass wir bis zu einer eventuellen
Übergabe eine Ausnahmegenehmigung haben«, wehrte sich die Angesprochene.
    Der Gesundheitsexperte ließ sich nicht irritieren.
»Desgleichen mangelt es an einer geeigneten Lüftung im WC-Bereich«, stellte er
fest. »Außerdem fehlen Händetrockner. Es hängen nur Handtücher dort.«
    »Auch hier habe ich mich mit der Behörde geeinigt, dass
derzeit …«
    »Ich weiß, Frau Heller, ich weiß«, unterbrach sie der
Kontrollor. »Aber es handelt sich hier nur um die eindeutigsten Schwachpunkte.«
Er ließ seinen Blick noch einmal kurz durch das Kaffeehaus schweifen, während
sich Frau Heller mit zittrigen Händen an der Theke festhielt. Sie sehnte sich
nach einer Zigarette, wagte aber nicht, sich in Anwesenheit dieses peniblen
Beamten vor dem Küchenbereich eine anzuzünden.
    »Ich will es kurz machen«, fuhr der Mann mit dem Cordhut
fort. »Die Stadt Wien ist bemüht, die Tradition der Einrichtung Kaffeehaus mit
einer gewissen Modernität zu verbinden. Die Gäste sollen sich hier wohlfühlen.«
    »Sie fühlen sich doch wohl hier bei uns«, zeigte Frau Heller
für solche Worte wenig Verständnis.
    »Lassen Sie mich ausreden«, zischte der Kontollor. »Solchen
Bestrebungen haben Sie sich bis jetzt anscheinend immer erfolgreich zur Wehr
gesetzt. Aber ein Modernisierungsschub ist dringend notwendig. Wenn Sie sich

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