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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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entschuldigend.
    »Ich denke, es wird reichen, wenn Frau Heller demnächst
Händetrockner installiert, oder aber auch eine Box mit Papierhandtüchern. Ohne
weitere Kontrollen«, schlug Juricek vor, während er genüsslich seinen Kaffee
austrank.
    »So habe ich es ja auch gemeint«, wandte sich Schebesta an
Frau Heller. »Also nicht vergessen, die Händetrockner …«
    »Auf Wiedersehen«, kam es nur unbarmherzig von ihr zurück.
    Juricek tippte an seinen Sombrero. »Schönen Gruß an die
Schwester«, rief er Schebesta nach, der aber schon mehr draußen als herinnen
war.
    Dann blickte er auf die Fenster, die Tische, die Sessel, die
gepolsterten Bänke und die Tapeten, auf denen der Rauch von Jahrzehnten seine
Spuren hinterlassen hatte. Er schaute auf die Billardbretter und die
eingerahmten Fotos an der Wand. Für einen Augenblick fühlte er sich außerhalb
jeder Zeit, als fester Bestandteil eines Ablaufes, der immer so war und immer
so sein würde. Und dennoch würde einmal, vielleicht in nicht allzu fernen Tagen
und ohne irgendeinen Kontrollor, der Zeitgeist drüberfahren und nichts
zurücklassen außer ein paar eingerahmter Fotos.
    »Wie kann ich Ihnen nur jemals danken, Herr Oberinspektor«,
riss ihn Frau Hellers Stimme aus seinen Gedanken. »Sie waren großartig.«
    Juricek winkte kurz bescheiden mit der Hand ab. »Keine
Ursache«, sagte er. »Aber kommen Sie bitte der kleinen Aufforderung nach, und
schauen Sie, dass auch sonst alles in Ordnung bleibt. Es wäre wirklich schade,
wenn aus diesem Kaffeehaus irgendein neumodischer Fast-Food-Tempel würde. Und
jetzt lassen Sie mich bitte ein paar Minuten mit Leopold plaudern.«

     
    *

     
    Während ›Waldi‹ Waldbauer etwas konsterniert
weiter seinen Dienst versah und auch ein paar kurze, irritierte Blicke in
Richtung von Frau Heller warf, setzte sich Juricek mit Leopold an einen Tisch
beim Fenster.
    »Tja«, begann er. »Ehrentraut ist durch einen Stich in den
Rücken gestorben. Genau genommen waren es zwei Stiche, aber bereits der erste
war tödlich. Die Tatwaffe wurde noch nicht gefunden, es deutet jedoch alles
darauf hin, dass es sich um jenes Messer handelt, das aus der Kantine des
Eintracht-Platzes verschwunden ist. Aufgrund des Stichkanals scheint es, als
sei der Mörder größer als Ehrentraut gewesen, er oder sie könnte aber auf der
schrägen Stehplatzrampe hinter dem Tor auch oberhalb von ihm gestanden sein.
Kein Kampf. Da und dort Spuren, die wir erst auswerten müssen. Das ist es
einstweilen im Großen und Ganzen.«
    »Viel ist das nicht gerade«, bemerkte Leopold.
    »Eben. Dafür gibt’s jede Menge Verdächtige, die wir
überprüfen, und mit denen wir uns unterhalten. Drum wäre ich neugierig, ob du
dich schon ein bisschen umgehört hast.«
    Leopold begann, von den Ereignissen auf dem Eintracht-Platz
zu erzählen. Dabei kam er zunächst auf das bedauerliche Aufeinandertreffen von
Thomas Korber und Klaus Stary zu sprechen sowie darauf, dass Stary bereits als
Ehrentrauts Nachfolger gehandelt wurde. »Da ist was dran«, meinte er. »Und ich
kann es meinem Freund Thomas nicht verdenken, wenn Stary auf der Liste der
Verdächtigen für ihn ganz oben steht.«
    »Du meinst, er hat es auf seinen Posten abgesehen gehabt?
Glaubst du nicht, dass es bei einem eventuellen Streit eher um die Nacktfotos
gegangen ist? Starys Sohn Reinhard ist ja auch darauf abgebildet.«
    »Auch möglich. Mit Reinhard habe ich übrigens kurz
gesprochen. Er behauptet, alles sei ein Jux gewesen. Kein Wunder. Ehrentraut
hat den Burschen vorher Bier eingeflößt. Die vertragen doch nichts. Ob er
wirklich so ein Perverser war?«
    »Wir überprüfen gerade seine Computer, aber soviel ich weiß,
gibt es da nichts Auffälliges. Er hat Pornografie aus dem Internet konsumiert,
nicht mehr oder weniger als viele andere auch, jedenfalls völlig legal. Über
eine entsprechende Neigung sagt das alles nichts aus.«
    »Gefallen werden ihm die Buben schon haben«, gab Leopold zu
bedenken. Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Kannst du dich an die Novelle ›Der Tod
in Venedig‹ von Thomas Mann erinnern?«, fragte er. »Wir haben sie einmal in der
Schule gelesen.«
    »Dunkel«, brummte Juricek. Er wurde nicht gern an seine
Schulzeit erinnert.
    »Es ist die Geschichte von dem alternden Schriftsteller
Gustav Aschenbach, der sich am Lido in den heranwachsenden Knaben Tadzio
verliebt«, klärte Leopold ihn auf. »Da erkennt er erst seine Neigung, und dann

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