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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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also selbst in nächster Zeit keinen Umbau leisten können oder wollen, wäre es
das Beste, das Lokal zu verkaufen.«
    »Was erlauben Sie sich?« Frau Heller war außer sich vor Rage.
»Wollen Sie mich vielleicht enteignen, mir das Café unter dem Hinterteil
wegziehen? Das würde Ihnen so passen! Dann sollen hier vielleicht Hot Dogs,
Hamburger oder Pizzas verkauft werden, weil Ihr Freund, Herr Brown, mit dem Sie
zusammenarbeiten, das will.«
    »Ich bin ein Beamter des Staates Österreich und arbeite mit
niemandem zusammen«, grunzte der Gesundheitsmensch. »Lassen Sie also diese
Unterstellungen. Ich will Ihnen auch das Lokal nicht wegnehmen. Aber die
Beschwerden werden sich häufen, Sie werden sehen. Dann werden die Kontrollen
verschärft und alle paar Wochen stattfinden. Und wenn wir dann etwas finden,
ist es um das Kaffeehaus schneller geschehen, als Ihnen lieb ist.«
    In der immer heftiger und lauter werdenden Debatte übersahen
alle Beteiligten völlig, dass ein großer Mann mit breitkrempigem Hut, der einen
leichten Sommeranzug trug, das Heller betreten hatte. »Grüß dich, Leopold«,
sagte er, und dann überrascht, aber jovial: »Servus, Schebesta.«
    Der Cordhut blickte zum Sombrero auf. »Servus, Juricek. Was
machst du denn hier? Ein Mordfall?«, fragte der Angesprochene.
    »Gewissermaßen. Aber ich trinke auch gern einen guten Kaffee.
Und du? Kämpfst wieder einmal für die Gesundheit und Hygiene der Nation?«
    »Gewissermaßen auch, ja.« Schebesta räusperte
sich.
    »Aber doch nicht hier, in diesen altehrwürdigen Hallen«,
meinte Juricek und bestellte eine Melange und ein Mineralwasser.
    »Beinahe zu altehrwürdige Hallen«, korrigierte Schebesta.
»Gerade da muss man besonders genau sein.«
    »Der Brown hat sich beschwert, weil er das Lokal haben
möchte«, raunte Leopold Juricek ins Ohr.
    »Es ist wie mit alten Autos«, fuhr Schebesta unbeeindruckt
fort. »Da geht immer mehr kaputt, und sie brauchen mehr Sprit, aber die Leute
wollen sie nicht gegen neue eintauschen, obwohl das für sie und die Umwelt viel
besser wäre. Also kontrollieren wir eben. Hier haben wir auch so ein
Auslaufmodell, das förmlich nach einer Modernisierung schreit.«
    »Auslaufmodell?«, ereiferte sich Frau Heller. »Wir sind
inzwischen das einzige Kaffeehaus im Bezirk, in dem man Karambole spielen kann,
wir haben über 20 verschiedene Zeitungen aus dem In- und Ausland, die
Kaffeemaschine ist brandneu, und Sie bezeichnen uns als Auslaufmodell? Das ist
stark.«
    »Die Zeit hat eben ihre Spuren hinterlassen«, schnarrte
Schebesta. »Die einzelnen Mängel habe ich Ihnen bereits mitgeteilt. Sie
betreffen zum Teil die Küche, den WC-Bereich …«
    »Auf meinem WC können Sie essen«, teilte ihm Frau Heller
kampfesbereit mit.
    »Daran bin ich nicht interessiert«, erwiderte Schebesta
nasenrümpfend. »Darum geht es auch nicht. Es geht um die Lüftung und die
Händetrockner.«
    Juricek, der daneben in aller Ruhe an seinem Kaffee nippte,
griff nun wieder in das Gespräch ein. »Sag, Schebesta, wie geht’s denn deiner
Schwester?«, fragte er.
    »Danke der Nachfrage, gut. Warum?«
    »Hat sie noch immer dieses Wirtshaus in
Ottakring?«
    »Den Steinernen Krug? Natürlich.« Schebesta verzog seinen
Mund zu einem eitlen Lächeln.
    »Soweit ich mich erinnern kann, ist das ein – nun, sagen wir
einmal ein Ort, an dem die Zeit viel deutlichere Spuren hinterlassen hat.
Komisch, dass es da noch nie eine Überprüfung gegeben hat.«
    »Nun, wenn alles in Ordnung ist und es keine Beanstandungen
gibt …«
    »Komm, Schebesta, es hat Beanstandungen gegeben,
das weißt du genauso gut wie ich. Das hat sich sogar bis zu uns bei der
Mordkommission herumgesprochen. Ich habe da Details aus der Küche gehört … Aber
lassen wir das. Ich will auch gar nicht näher in dich dringen, warum da alle
Augen zugedrückt werden. Mich stört nur, dass du hier brav den
Erfüllungsgehilfen spielst, wenn euch jemand benützt, um seine Interessen
durchzusetzen. Das ist nicht fair.«
    »Ich weiß nicht, was dich das überhaupt angeht«, reagierte
Schebesta unwirsch.
    »Was mich das angeht? Sogar sehr viel. Wenn die Person, die
sich über das Heller beschwert hat, eine männliche Stimme mit amerikanischem
Akzent hatte, ist sie in den Mordfall verwickelt, den ich gerade untersuche.
Also mach dir da die Finger nicht schmutzig.«
    Schebesta wurde jetzt ein wenig kleinlauter. »Ich tue doch
nur meine Pflicht«, sagte er

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