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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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auf der anderen Seite diente älteren Damen als Gesellschaftsraum, wo man Kaffee trinken und das Abendessen einnehmen konnte. Zwischen diesen zwei Zimmern zog sich der Saal hin. Die beiden Längswände entlang stand Zelt an Zelt, dazwischen ließ sich kaum ein Schritt tun. Ein jeder Stand war anders: von einem Perserteppich oder einem bestickten Tuch überdeckt oder mit Seide geschmückt und behängt. An manchen waren dicht, Vorhängen ähnlich, breite Bänder befestigt, wie sie Bauernmädchen zu tragen pflegen. Und erst die vielerlei Waren auf den Gestellen! Alles Erdenkliche fand sich da, von bunten gewobenen Stoffen bis zu Likörflaschen: ein farbenprächtiger Anblick. Ein reicher orientalischer Markt – nicht in den Gassen, sondern im Ballsaal. Und in der Einbuchtung vor all den kleinen Läden lächelten junge Frauen und hübsche Mädchen den Besuchern entgegen. Unzählige Männer schlenderten durch die Gasse zwischen den Zeltreihen. Es waren nicht nur Städter, sondern auch viele vom Land, denn die Damen vom Verein hatten mit gehöriger Schlauheit dafür gesorgt, dass der Basar zu gleicher Zeit stattfand wie die Generalversammlung der Siebenbürgisch-Ungarischen Bildungsvereinigung, zu der sich die führenden Figuren aus ganz Siebenbürgen einzustellen pflegten, so gewichtige Gestalten wie der alte Bartókfáy, Dr. Zsigmond Boros und sogar der als Petőfi maskierte Kuthenváry, der vorzügliche Abgeordnete des Komitats Csík.
    Sich hier zu zeigen und einzukaufen, galt als Pflicht. Nicht nur die jüngeren Herren waren da, sondern auch die alten: Sándor Kendy, Szaniszló Gyerőffy und sogar Miklós Absolon sowie der greise Dániel Kendy und all die anderen. Aus Budapest waren sodann Farkas Alvinczy und der kleine Isti Kamuthy hergereist, beide nun Abgeordnete und somit ernsthafte Persönlichkeiten. Auch Jóska Kendy fehlte nicht, obwohl es hier nicht um Pferde ging, die einzige Materie, die ihn bisher interessiert hatte; doch er amtete nun als Obergespan, das heißt er gehörte zu den gewichtigen Männern im öffentlichen Leben. Einzig der alte Zakata war ausgeblieben. »Ich fahre nicht hin, mein Vögelein«, hatte er der kleinen Margit gesagt, als sie die Frage zur Sprache brachte, »so etwas ist meiner schwer bedrückten Seele nicht mehr zuträglich. Und dann haben wir das Landgut, wir müssen pflügen, säen, meinem Verwalter, diesem Rindvieh, kann ich nichts anvertrauen!« Margit suchte denn auch nichts zu erzwingen. Sie wusste, dass ihr Vater sich mit seinem neuen Nachbarn, Dezső Kozma senior, angefreundet hatte. Es handelte sich um einen der Gebrüder Kozma, die einst in Dénestornya Róza Abádys Spielkameraden gewesen waren. Er hatte im vergangenen Jahr am Michaelstag hier in der Nähe, in Aranytó, zweitausend Joch Boden gekauft. Waren die Wege nicht allzu kotig, dann besuchte Zakata diesen Mann beinahe täglich. Der greise Kozma lauschte friedlich Ákos Milóths Geschichten, er fühlte sich durch die Visiten sogar geehrt, da sein Besucher ein alteingesessener Gutsherr, er selber aber in der Gegend ein neu Zugezogener war.
    Die Herren, die beim Basar erschienen, litten es gutmütig, gerupft zu werden. Sie kauften jedwedes unnütze Zeug, und zwar dreimal so teuer, wie es in städtischen Läden erhältlich gewesen wäre. Sie erlegten den Preis, denn dieser enthielt auch das Kokettieren, mit dem die Damen den Handel weich fütterten. Und damit waren die Frauen nicht knauserig. Denn es war schon eine aufregende Sache, den Versuch zu wagen: Um wie viel mehr würde ein Mann für einen Blumentopf im Wert einer Krone bezahlen, wie viel mehr für eine Krawatte von drei Kronen oder einen völlig nutzlosen Clown aus Papier, wenn die Verkäuferin ihn anlacht, ihm ihre wohlriechend parfümierte Schulter zuneigt und ihn – doch nur aus purem Zufall – mit einer ihrer losen Haarlocken streift. Ein bisschen etwas boten die Damen auch von sich selbst an, und dieses ihnen kaum bewusste Gefühl machte ihre Augen glänzender und ihr Lachen sinnlicher. Ein Körnchen Neigung zur Prostitution lebt selbst in den anständigsten Frauen, und diesem Hang gaben sie hier nach, wo die Einnahmen der Zeltstände mit Zahlen ausdrückten, wie hoch sie von den Männern bewertet wurden.

    Die Menschen drängten sich vor den einzelnen Verkaufsständen. Die Käufer wechselten, zum größten Teil gingen sie weiter, wiewohl es überall einige gab, die länger verweilten. Die Bodega wurde von der Schwester des kleinen Kamuthy, der zierlichen

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