Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)
raste an den angehaltenen Wagen vorbei und hielt linker Hand auf die kahlen Anhöhen zu. Zuhinterst brausten Jóska Kendy und Margitka im Vierergespann – ein schrecklicher Anblick für den armen Ádám.
Anfänglich hatte er gehofft, sie würden sich auf der Hauptstraße halten, doch es kam anders. Jóska, dieser Teufel, lenkte den Wagen dem Berg zu, schräg fuhr er den Hang hinauf – »Mein Gott, sie könnten ja kippen!« – und weiter auf der Bergflanke unter Benützung alter Wagenspuren und Viehwege oder auf den gelben Lehmzungen der ausgewaschenen Klüfte. Es dauerte nur einige Minuten, und sie waren oben auf dem Grat, den die mittlerweile verschwundenen Jäger schon hinter sich gelassen hatten; auch sie fegten dort ein kurzes Stück weit und verschwanden dann ebenso hinter dem Bergkamm … »Oh, wie schrecklich!«
Ádám erwog in seiner grässlichen Besorgnis einen Augenblick lang, ihnen nachzufahren. Das war aber mit dem Amerikaner und seinen dünnen Rädern nicht einmal einen Versuch wert. Er käme auf dem holprigen Boden keine fünfzig Meter weit, das ganze Gefährt fiele auseinander. Er dachte auch daran, sich in den Sattel eines Pferdes zu schwingen und den beiden nachzugaloppieren. Vor allem aber – bereits ein hinreichender Grund – fand sich kein Reitpferd in der Nähe, das er hätte ausleihen können, und dazu kam, dass sich sein Wagen niemandem anvertrauen ließ. Der Stalljunge, der sich hinter ihm verdrückte, taugte nur gerade dazu, den Zügel zu halten, wenn er, Ádám, aus dem Wagen stieg. So war er also an den feinen Wagen gekettet, dazu verdammt, die Landstraße auch nicht ein Stückchen zu verlassen, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als unter Herzklopfen zu beobachten, welch entsetzliche Dinge seiner Braut widerfuhren.
Wenn er wenigstens nicht alles hätte mit ansehen müssen! Wenn er sich hätte vorstellen dürfen, dass die beiden, nachdem sie hinter dem Kamm verschwunden waren, friedlich und ruhig auf einem sanft absteigenden Weg dahinfuhren. Aber nein! Der Hase musste drüben einen Haken geschlagen haben, er sprang auf dem Grat wieder auf und rannte jetzt seitwärts über den von Bergrutschen unterbrochenen Abhang. Die Meute folgte alsbald, ebenso der Master und all die Jäger, dann die Husarenoffiziere, immer noch in einer Reihe, und kaum hundert Schritte hinter ihnen stürmten die vier Schimmel: erst ein Stückchen den Hang hinunter, wo der kleine Deichselwagen immer wieder furchtbar schleuderte, dann entlang der Bergflanke quer durch Spitzkletten- und Weißdorngestrüpp, über Wassergräben und von Ziegen ausgetretene Höcker hinweg – der furchtbare Jóska lenkte seinen Wagen vor Ádáms Augen. Er hatte seine Stummelpfeife im Mund, hielt die Zügel straff in der Hand, und neben ihm die kleine Margit: Ihr Hut war nach hinten verrutscht, ihr aufgelöstes Haar flatterte, und mit zwei Händen, doch lachenden Munds und vor Glück trunken hielt sie sich am Sitz fest. Und das musste sich der arme Ádám ansehen, er musste es durchleiden.
Nachdem die Meute zu Beginn der Jagd über den Bahndamm gerannt war, ergoss sich die Masse der Spürhunde nun auf der Landstraße neben einer Halbdachkalesche hinüber auf die Seite der Anhöhen. László Gyerőffy saß im Wagen. Er war von Kozárd her gekommen. Tags zuvor hatte er zu Hause einen Besuch gemacht und befand sich jetzt auf dem Rückweg nach Dezmér. Erst jetzt, als er die Hunde und die rot berockten Reiter gewahrte, die, da es einen Bahnübergang nur dort gab, seinen Weg in vollem Lauf kurz vor ihm kreuzten, erst jetzt entsann er sich, dass heute der Hubertustag begangen wurde; jenseits der Kehre der Landstraße, wo eine steinerne Brücke lag, würde er bestimmt auf eine große Gesellschaft stoßen. Seit dem Basar im Frühling mied er die Umgebung, in der er früher gelebt hatte, die vergnügungssüchtige, leichtsinnige Welt. In den Monaten nach dem Wohltätigkeitsmarkt war er immer tiefer gesunken. An Frau Lázárs Seite hatte er aber zu einem normalen Leben zurückgefunden; er vermochte wieder zu arbeiten und fühlte sich beinahe glücklich. Nein! Nichts lag ihm daran, sich nochmals mit seinen früheren Kameraden einzulassen.
Hastig zog er das Wagendach hoch, aufgeschreckt durch die Aussicht, dass sie ihn erkennen, zum Stehen bringen und zurückhalten könnten. Es war gerade rechtzeitig, denn die Gespanne der Damen befanden sich noch hinter der Kehre und er selber war an dieser Stelle durch einige Häuser am Straßenrand
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