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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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kam, dann schlug sie aus wie der Blitz.
    Doch halb so schlimm! Gazsi trug auf dem Rücken eine weiße Papiertafel, an der mit Großbuchstaben zu lesen stand: »ICH SCHLAGE AUS!« Möge also jedermann selber achtgeben, wenn er hinter ihm auftauchen sollte.
    Der Master beschrieb einen breiten Halbkreis auf der Wiese inmitten der sich öffnenden Masse der Reiter, blieb dann stehen und grüßte in Richtung der Damen. Den Tisch von Onkel Ambrus würdigte er nicht einmal eines Blicks, er zog beinahe unverzüglich los. Im Schritt überquerte er die Landstraße und den Eisenbahndamm. Hinter der Meute folgten die Whips und noch weiter zurück auf staatseigenen Hengsten – sieh an! – die zwei Laczók-Jungen; ihre Mutter hatte dem Master die Sicherheit der beiden ans Herz gelegt, sodass sie nun der alte Stallmeister des Jagdherrn im Auge behielt. Als Frau Laczók sie erblickte, erhob sie sich in der Kalesche und winkte ihnen emsig, sie möchten näher kommen und sich besser anschauen lassen, aber die Burschen taten es nicht, konnten es auch nicht tun, denn ihre Reitpferde lösten sich nicht vom Zug, und die Jungen waren froh, dass es ihnen mit verkrampftem Griff gelang, sie vier oder fünf Pferdelängen hinter Baron Gazsi und Áron Kozma zurückzuhalten.
    Die Menge der Reiter ergoss sich nun über den Eisenbahndamm auf die andere Seite, und drüben, auf der Ebene des Szamos, teilte sie sich in zwei lange Reihen rechts und links von der Meute; der rechte Flügel reichte bis zum Flussufer, der linke bis zum Damm der Bahngleise. Im Schritt zogen sie durch das Tal gegen Norden und suchten nun Hasen aufzuscheuchen, die um diese herbstliche Zeit gern auf den Wiesen, den gepflügten Äckern oder in den Stoppeln der Maisfelder liegen. Erst als die Reiter auf der anderen Seite angekommen waren, setzte sich die Kolonne der Kutschen in Bewegung – sie verblieb, versteht sich, auf der Landstraße.

    Margit verabschiedete sich von Dodó und stieg aus dem Auto. Sie sah sich um. Wo war denn Ádám mit ihrem schönen Amerikanerwagen verschwunden? Nein, der Wagen stand da, aber Ádám saß nicht darin. Wo mochte er sein?
    Sie spähte in die Runde. Da war er ja, bei Ambrus und den anderen! Sie eilte hin und wollte ihn gerade ansprechen, als sie wahrnahm, dass ihr Bräutigam, der mit dem Rücken zu ihr stand, ein Gläschen Branntwein in der Hand hielt, der Reihe nach mit allen anstieß und hernach das Glas leerte, während ihn Onkel Ambrus, Ákos Alvinczy und Jóska Kendy lauthals mit Hochrufen feierten. Zorn packte die kleine Margit. Dieser Wortbrüchige! Schon wieder wagt er zu trinken! Ihr Beschluss stand auf der Stelle fest: Sie würde ihn bestrafen! Ihm eine Lektion erteilen! Das Abenteurerblut der Milóths war in ihr erwacht. Neben ihr auf dem Weg stand Jóskas berühmtes Vierergespann. Mit einem Satz sprang sie auf den Bock. Von oben rief sie dem berühmten Herrenkutscher zu: »Jóska, gelt, Sie fahren mit mir den Jägern nach? Aber durch die Äcker, wenn Sie den Mut haben, dort durchzukommen!«
    »Wie sollte ich ihn nicht haben!«, erwiderte Jóska, und schon lief er zum Wagen, sprang hinauf, nahm Platz neben ihr, und im nächsten Augenblick brausten sie fort.
    Erst da kam der arme Bräutigam zu sich. Erst jetzt stotterte er: »Margit … und ich … und unser Wagen?« Aber da waren die Schimmel schon über alle Berge.
    Sie blieben denn auch nicht auf der Hauptstraße, sondern überquerten den Eisenbahndamm und setzten über die Äcker der Meute nach. Ein anderes Gespann hätte es hier allerdings nicht geschafft, aber Kendys Kutsche war kein gefedertes Fahrzeug, sondern ein sehr niedriger, mit Eisen stark beschlagener Deichselwagen, er überwand selbst Gräben, ohne Schaden zu nehmen. Und kaum hatten sie die Eisenbahnschienen hinter sich, als vom Szamos her der Ruf ertönte: »Tally-ho!«
    Ádám Alvinczy lief zu seinem Wagen, setzte sich hinein und fuhr auf die Landstraße zurück, doch als er die anderen Kaleschen einholte, war das Treiben auf der Ebene schon im Gang.
    Der gehetzte Hase war natürlich auch diesmal nicht willens, zur Unterhaltung des Damenpublikums das Tal entlangzulaufen. Nach einem leichten Bogen wandte er sich den Hügeln zu. Die Meute folgte ihm mit Geheul, dann kamen der Master, Tisza, die Whips und die ganze Masse von Reitern. Sie galoppierten, erneut überquerten sie den Bahndamm, und dann, etwa zwei Kilometer von der Meet-Wiese entfernt, ging es ein weiteres Mal über die Bahn. Die ganze Jagdgesellschaft

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