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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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gern. Der missglückte Ausflug von heute machte ihn erst recht grausam. Ein böses Licht blitzte in seinen Augen.
    »Aber wirklich, lieber Onkel …«, verwahrte sich László.
    »Hör mal, nenne mich vor allem einmal nicht ›lieber Onkel‹, ich bin noch nicht so alt! Sag mir lieber, in was für Angelegenheiten du da herumfährst, dass du dich bei sonnigem Wetter hinter dem hochgezogenen Dach versteckst. Deine Nasenspitze verrät mir, mein Freundchen, dass du im Geheimen unterwegs bist! … Na, heraus mit der Sprache! … Wo geht es hin, und was für ein Wagen ist das? Denn so dämlich bin ich ja nicht, dass ich nicht erkennen würde, er gehöre nicht dir … Vorher lasse ich dich nicht ziehen, siehst du?« Er lachte spöttisch, und während er sich am Kotflügel festhielt, steckte er das Bein, einer Schranke gleich, zwischen den Sitz und den Bock.
    Gyerőffy schwante nichts Böses. Er führte an der Seite der schönen Sára ein so geruhsames Leben, dass es ihm gar nicht einfiel, etwa zu protestieren. Ruhig lächelnd erwiderte er.
    »Ich fahre nach Dezmér zu Frau Lázár, und das ist ihr Wagen. Da gibt es kein Geheimnis.«
    Onkel Ambrus zog das Bein schon bei den ersten Worten hastig zurück, er krümmte und drehte sich, während er mit kleinen Schritten stampfte, als täte er es vor Freude. »Hi-i-i!«, kreischte er lang und klatschte in die Hände. »Das will was heißen! Gut ist das, vorzüglich, bravo! Hahaha! Kost und Logis umsonst, wahrhaftig vorzüglich!«
    Onkel Ambrus sagte auch noch andere Dinge, aber László wartete das nicht ab. Sein Gesicht verfinsterte sich, und hart rief er dem Kutscher zu: »Fahren!«
    Er hörte denn auch nicht die ausgesucht unanständigen Sprüche, die ihm Onkel Ambrus noch nachrief. Er lehnte sich zurück in die Polsterung. Im ersten Augenblick hatte er die paar Worte nicht begriffen. Er ahnte gleichsam nur unbewusst das Beleidigende und Verletzende, das sie enthielten. Ihm war trotzdem zumute, wie wenn er einen Schlag aufs Haupt bekommen hätte. Hernach kam er allmählich zu sich. Nach und nach entwirrte er den kränkenden Sinn der Worte, sehr langsam, denn er hatte bisher so unbewusst gelebt, dass er nun Zeit benötigte. Und er war am Ende des Gedankengangs noch nicht angelangt, als das Gespann vor der Bahnstation hielt. Die schöne Sára stieg ein. Sie fuhren gleich weiter.
    »Was ist los? … Wo fehlt es? … Was ist mit dir passiert?«, drang Frau Lázár schon nach einigen Minuten in ihn.
    »Ach, nichts! … Warum? … Wirklich nichts!«, antwortete László, und er versuchte, ihr gerade und mutig in die Augen zu blicken und zu lächeln.
    »Wirklich? … Dir ist vielleicht schlecht … und … doch, ist mit dir etwas passiert?«
    »Nein, nein, nichts … nichts, wirklich nichts!« Sie hielten sich an der Hand und starrten einander lange an, von Angesicht zu Angesicht, die Frau besorgt, der Mann erschreckt. Dann riss plötzlich in László irgendeine innere Bindung, die ihn zurückgehalten hatte, und wie ein gejagtes Kleinkind sank er weinend an die Schulter der Frau. Lange weinte er. Vielleicht spürte er, dass er dieses schöne und gütige, dieses liebe Wesen, dem er die Erlösung von der Hölle der letzten Jahre dankte, nun auch verloren hatte, dass er sich auch von dieser Frau lösen, sie von sich stoßen werde. Vielleicht klammerte er sich darum so krampfhaft an ihren Arm und ihre Hand, um sich zu vergewissern, dass sie noch vorhanden, dass sie da und bei ihm, noch bei ihm war …
    Ein Glück in der Tat, dass sie mit hochgezogenem Dach dahinfuhren. So umschirmt, durften sie lange so zusammenbleiben, niemand konnte sie sehen. Niemand sah sie.

    Der Hase, der, aufgescheucht, in der Ebene hochgesprungen war, erwies sich als ein richtiger Hubertus-Hase. Nachdem er sich mehrmals auf dem Höhenzug gezeigt hatte, der sich die Landstraße entlangzog, sodass das Damenpublikum die Jagd gut verfolgen konnte, ließ er sich nach einem fünfundzwanzigminütigen Lauf fangen, was seinerseits sehr taktvoll war, da doch das Mittagessen im Clubhaus auf die ganze Gesellschaft schon wartete.
    In einem Talkessel hinter dem äußersten Berggrat kam es zum kill. Nach dem worry-worry , das heißt nachdem die Meute zur Belohnung die Beute bekommen, sie in einer Minute zerrissen und verschlungen hatte, trabte der Großteil der Reiter zur Landstraße hinaus, um dort vor den Damen zu paradieren. Der Master jedoch wählte nicht diesen Weg. Besser, mit der Meute Menschenmengen zu meiden; darum

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