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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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verdeckt.
    »Fahr schnell!«, befahl er dann dem Kutscher, legte sich quer auf den Sitz und zog die Beine hoch, um allen, die von der Seite hereinblicken sollten, den Eindruck zu vermitteln, die Kalesche sei leer. Das erwies sich als eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme. Niemand kümmerte sich um das Gespann, denn die Entgegenkommenden hatten nur Augen für die Jagdgesellschaft, die auf der gegenüberliegenden Anhöhe dahinstürmte. Bald war auch der letzte Wagen verschwunden, und László, der über die erfolgreiche List leise lachte, setzte sich wieder aufrecht hin. Das Dach ließ er nicht wieder herab. Wozu? Es hätte Zeitverlust verursacht, auch musste er sich sputen, es war vereinbart, dass er Frau Sára, die an diesem Tag in Apahida Mastochsen verladen hatte, an der Bahnstation abholen würde.
    Nach einigen Minuten passierte er schon die Wiese von Tarcsa.
    Onkel Ambrus hatte nach dem Abzug der Jäger und der in Kaleschen sitzenden Damen dem Primas der Zigeunerkapelle herrisch zugerufen, Schluss zu machen. »Packen wir zusammen und fort mit uns in die Hölle!«, sagte er ziemlich übelgelaunt, denn er konnte vor sich selber nicht leugnen, dass dieser Ausflug mit Zigeunern, Getränken und Blumen ihm nicht gerade einen Erfolg beschert hatte. Nichts zu machen, dachte er bitter, seine Rolle war hier doch zweitrangig geblieben. So vorlaut er sich auch benommen, so viel Schabernack er auch getrieben hatte, Reiter, zumal wenn sie einen feinen roten oder grünen Rock trugen sowie glänzend weiße Hosen, genossen einen gewaltigen Vorteil vor dem Fußvolk. Für Leute, die nur so in Zivil herumgingen, hatten die Weibsbilder keinen Blick übrig. Was er sich nicht eingestand, war die Tatsache, dass er sich hier angesichts der vielen jungen Reiter unwillkürlich alt gefühlt hatte, und diese mottende Empfindung steigerte erst recht seine Wut.
    »Was trödelt ihr da herum?«, brüllte er. »Schert euch endlich fort!«
    Dieses zornige Drängen führte dazu, dass die Zigeuner und der Kellner den Kopf verloren. Sie hasteten, griffen planlos nach allem Möglichen, zuletzt stand die erste Mietkutsche an einem, die zweite an einem anderen Ort, die Stühle, die Bassgeige und das Zimbal lagen aber zerstreut auf der Landstraße.
    Onkel Ambrus und Ákos machten sich unterdessen auf den Weg zu ihrer Kalesche, die etwas weiter abseits, auf der anderen Grabenseite, wartete. In diesem Augenblick näherte sich Frau Lázárs Gespann mit heftigem Geklapper. Der Kutscher ließ einen warnenden Ruf erschallen. Der jüngste Alvinczy sprang zur Seite, Onkel Ambrus jedoch nicht. Er pflegte ohnehin einen gemächlichen Gang, und der Spruch »ein Herr beeilt sich nicht« gehörte zu seinen Prinzipien. Im Gegenteil, er blieb stehen, und mit seinem Stock holte er unter schrecklichen Verwünschungen zu einem Schlag gegen die Nase des Stangenpferds aus. Der Kutscher riss die Pferde zurück.
    »Was soll das?!«, brüllte Kendy zornig. »Würdest du mich in den Boden trampeln, du Lümmel?! Wer und was bist du?« Doch wie er fluchend an den Bock herantrat, erkannte er Gyerőffy in der Kutsche. Erstaunt blieb er stehen.
    »Du bist es, Laci? Willst du mich überfahren?«
    László Gyerőffy stieg aus.
    »Verzeih, Onkel«, sprach er betont höflich, »dieser Kutscher kennt dich nicht.« Und um den anderen versöhnlich zu stimmen, fügte er scherzhaft hinzu: »Dass dich jemand zu Fuß mitten auf der Landstraße vorfindet, würde sich eh niemand vorstellen können!«
    »Dergleichen gehört wirklich nicht zu meinen Gewohnheiten, aber heute ist Hubertustag, das Treffen hat hier stattgefunden, und ich habe die Zigeuner hergebracht und dazu auch noch Getränke von der besseren Sorte. Feine Ware, mein Junge! … Ich würde dir etwas anbieten, wenn das Übriggebliebene nicht schon weggepackt worden wäre.«
    »Ich danke sehr, aber ich habe es ohnehin eilig, ich muss weiter … Servus also, bester Onkel …«
    Sie schüttelten sich die Hand. László setzte sich wieder in die Kalesche und wollte gerade schon losfahren, als Onkel Ambrus sich mit dem Oberkörper plötzlich vor ihn hinschob.
    »Warte nur einen Augenblick«, sagte er lachend, »warte nur!«
    Er hatte bereits während des Gesprächs den Wagen und die Pferde gemustert. Es war ihm früher schon zu Ohren gekommen, dass man Gyerőffy mehrmals gesehen habe, wie er zusammen mit der schönen Frau Lázár nach Klausenburg gefahren sei; es hieß, er wohne bei ihr. Ambrus gönnte anderen den Erfolg bei Frauen nicht

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