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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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unseren Verbündeten und Gegnern vermitteln kann. Es ist deshalb notwendig, für militärische Fragen, die in der Schwebe sind, eine Lösung zu finden. Vonseiten der Betroffenen – das heißt auch vonseiten des Herrschers und nicht nur der Koalitionsparteien – wäre es der größte Leichtsinn, wenn wir angesichts der außenpolitischen Voraussagen, zu Opfern bereit, nicht alles Erdenkliche täten, um unter Überwindung aller Leidenschaften und aller bisher eingenommenen Standpunkte die offenen Fragen der Armee endlich einer Lösung zuzuführen.«
    Dies sagte der Mann, in dem die Öffentlichkeit ein Hindernis bei der Erfüllung nationaler Wünsche in der Militärpolitik sah, er, dessen teuflischer Einfluss dafür verantwortlich gemacht wurde, dass man in Wien nicht einmal das kleinste Ergebnis zugestand.
    Tisza verstummte. Wortlos ritten sie weiter. Bálint, unter dem Eindruck der zuletzt gehörten Worte, blickte in das harte Gesicht des Reiters, an dessen Seite er dahinzog.
    Es dämmerte stark. Der Bergkamm war hier schmal, die Begleiter rechts und links trabten nicht auf gleicher Höhe wie Tisza, der mitten auf dem Grat ritt. Seine Gestalt zeichnete sich schwarz ab vor der winzigen glänzenden Fläche, welche die untergegangene Sonne am Rand des Himmels vergessen hatte. Sein Pferd und sein Oberkörper, der im grünen Rock über dem Sattel emporragte, waren dunkel, dunkel auch die schwarze Mütze auf seinem hocherhobenen Haupt, am dunkelsten aber vielleicht wirkte sein Antlitz.
    So schritt er zwischen ihnen, allein auf dem Grat, allein über der sich verfinsternden Welt, für immer allein. Sein Pferd unter ihm machte lange, gleichmäßige Schritte.
    So ritten sie dahin, während um sie allmählich die Nacht hereinbrach.

Fünfter Teil

I.

    Bálint besuchte noch im Frühherbst der Reihe nach die von ihm gegründeten Genossenschaften. Er fuhr nun mit einem kleinen, unlängst gekauften Auto, denn so viele Reisen hätte er in kurzer Zeit weder mit der Eisenbahn noch mit Pferdekutschen unternehmen können, er wollte aber von der Lage, der Entwicklung und den Mängeln ein klares Bild gewinnen. Er hegte die Absicht, am Kongress der Genossenschaftsbewegung, der Ende Oktober in der Hauptstadt eröffnet werden sollte, einen umfassenden Bericht vorzulegen.
    Auch nach Lélbánya machte er natürlich einen Abstecher. Alles, was Bálint bei seiner ersten Wahl zum Abgeordneten geplant hatte, war hier dank der stillen und zielbewussten Arbeit des lokalen Notars Dániel Kovács verwirklicht worden. Die Kreditgenossenschaft florierte. Die Gemeinde selber hatte, wie von Kovács schon früh vorausgesagt, darum gebeten, das Herrenhaus der Familie Abády benutzen zu dürfen; auch der Landwirteverein war gebildet worden und zog in das Haus. Die Mustergärtnerei kam ebenfalls zustande, wenn auch in modifizierter Form. Der größte Teil des Grundstücks, der vom Familiensitz bis zum Fuß des Hügels reichte, wurde für eine Baumschule benutzt, von der die Bauern Äpfel-, Nuss- und Kirschpfröpflinge bekamen. Der Gemüsegarten nahm nur eine kleine Fläche ein. Hier wurden veredelte Samen gezüchtet, aber Grünzeug kam von da nicht auf den Markt, um dem Verkauf der Einheimischen keine Konkurrenz zu bereiten. Die Quelle unweit der Hausmauer erwies sich bei all dem als äußerst nützlich; man hatte sie gereinigt, und winzige Kanäle dienten zur Bewässerung.
    Abády saß nun zusammen mit Áron Kozma im Hauptraum, der das kleine Herrenhaus seiner ganzen Breite nach teilte. Kozma hatte nämlich als Aufgabe die Kontrolle der Genossenschaften im Gebiet zwischen dem Tal von Sármás und dem Maros akzeptiert, wozu noch der Bezirk Teke kam, natürlich ausgenommen die Dörfer mit sächsischer Bevölkerung, da diese zum sächsischen Zentrum gehörten. Somit unterstand auch Lélbánya seiner Aufsicht.
    Es war ein schönes, von Sonnenlicht durchflutetes Zimmer, das nun auch freundlich wirkte, seitdem der alte Mieter, der schmutzige und unordentliche Tischler, der den Raum als Werkstatt gebraucht hatte, ausgezogen war. Der übrig gebliebene Geruch von Sägemehl aus jener Zeit war kaum mehr spürbar. Die Bücherregale des Lesekreises standen entlang den neu gestrichenen Längswänden. In der Mitte ein wachstuchbedeckter Tisch. Hier wurden die Versammlungen der Genossenschaft abgehalten und manchmal Vorträge, wenn einer der reisenden Wirtschaftslehrer einen Besuch abstattete.
    Abády und Kozma hatten soeben im kleineren Nachbarraum die Kasse sowie die

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