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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Ein kleiner Vorgarten mit einem Rasen war alles, was vorn zu dem Anwesen gehörte; und ein hübsches Pförtchen bot ihnen Einlaß.
    Als Wohnhaus war Barton Cottage, wenn auch klein, so doch komfortabel und solide gebaut; aber als englisches Landhaus war es unzulänglich, denn das Gebäude hatte eine ganz regelmäßige Form, das Dach war mit Ziegeln gedeckt, die Fensterläden waren nicht grün gestrichen, auch waren die Wände nicht mit Geißblatt bewachsen. Ein schmaler Gang führte direkt durch das Haus in den Garten dahinter. Auf jeder Seite des Eingangs befand sich ein Wohnzimmer von etwa fünfzehn Quadratmetern, dahinter waren die Wirtschaftsräume und die Treppe. Vier Schlafzimmer und zwei Dachkammern bildeten den Rest des Hauses. Es war erst vor einigen Jahren gebaut worden und befand sich in gutem Zustand. Im Vergleich zu Norland war es in der Tat kümmerlich und klein! Doch die Tränen, die die Erinnerung hervorrief, als sie das Haus betraten, waren bald getrocknet. Sie wurden wieder aufgeheitert durch die Freude der Dienstboten bei |35| ihrer Ankunft, und jede von ihnen beschloß um der anderen willen, froh zu erscheinen. Es war in den ersten Tagen des September, und da das schöne Wetter zu dieser Zeit dem Ort ein besonders vorteilhaftes Aussehen verlieh, gewannen sie einen günstigen ersten Eindruck, der wesentlich dazu beitrug, daß er ihren dauerhaften Beifall fand.
    Das Haus war schön gelegen. Direkt dahinter erhoben sich in geringer Entfernung zu beiden Seiten mächtige Hügel, von denen einige unkultiviert, andere aber bestellt oder bewaldet waren. Der größte Teil des Dorfes Barton lag auf einem dieser Hügel und bot von den Fenstern des Hauses aus einen erfreulichen Anblick. Vorn hatte man einen weiteren Blick, er umfaßte das ganze Tal und reichte bis in das Gebiet jenseits davon. Die Hügel, die das Landhaus umgaben, begrenzten das Tal in dieser Richtung; unter einem anderen Namen und mit einem anderen Verlauf verbreiterte es sich wieder zwischen zwei der steilsten Hügel.
    Mit der Größe und der Einrichtung des Hauses war Mrs.   Dashwood im ganzen gesehen durchaus zufrieden; denn obgleich ihr früherer Lebensstil viele Ergänzungen daran unerläßlich machte, hatte sie an solchen Erweiterungen und Verbesserungen auch ihre Freude; und sie hatte derzeit genügend Geld zur Verfügung, um alles zu beschaffen, was den Zimmern an größerer Eleganz fehlte. »Was das Haus selbst betrifft«, sagte sie, »so ist es natürlich zu klein für unsere Familie, aber wir werden es uns im Augenblick leidlich bequem darin machen, da es für Erweiterungen schon zu spät im Jahr ist. Vielleicht können wir im Frühjahr, wenn ich – wie ich es sicher glaube – reichlich Geld beisammen habe, an Bauen denken. Diese Wohnzimmer sind beide zu klein für alle unsere Freunde, wie ich sie hier oft zu versammeln hoffe; und ich habe mir schon überlegt, daß man in das eine Zimmer den Gang und vielleicht einen Teil des anderen Zimmers einbeziehen und den Rest dieses Zimmers als Eingang belassen könnte. Das, zusammen mit einem neuen Salon, der leicht angebaut werden könnte, einem weiteren Schlafzimmer und einer Dachkammer, wird das Haus zu einem sehr behaglichen |36| kleinen Landhaus machen. Ich wünschte, die Treppe wäre schöner. Aber man darf nicht alles erwarten, obgleich ich nicht annehme, daß es schwierig sein würde, sie zu verbreitern. Ich werde sehen, wie ich im Frühjahr dastehe, und danach werden wir dann planen.«
    In der Zwischenzeit, bis all diese Änderungen von den Ersparnissen eines Einkommens von fünfhundert Pfund im Jahr vorgenommen werden konnten – von einer Frau, die niemals in ihrem Leben gespart hatte   –, waren sie klug genug, mit dem Haus zufrieden zu sein, wie es war; und alle waren sie nun damit beschäftigt, ihre eigenen Angelegenheiten zu ordnen und sich mit ihren Büchern und anderen Besitztümern zu umgeben, in dem Bemühen, sich ein Heim zu schaffen. Mariannes Klavier wurde ausgepackt und ordnungsgemäß aufgestellt und Elinors Zeichnungen an den Wänden des Wohnzimmers angebracht.
    Bei diesen Tätigkeiten wurden sie am nächsten Tag bald nach dem Frühstück durch das Erscheinen ihres Hauswirts unterbrochen, der vorbeikam, um sie in Barton willkommen zu heißen und ihnen alle Bequemlichkeiten seines eigenen Hauses und Gartens anzubieten, an denen es ihnen in Barton Cottage zur Zeit vielleicht mangele. Sir John Middleton war ein gutaussehender Mann von etwa vierzig Jahren. Er

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