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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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als es irgendein anderes Zimmer von der beachtlichsten Größe der Welt überhaupt bieten könnte.«
    Mrs.   Dashwood versicherte ihm erneut, daß keine derartige Veränderung vorgenommen werden solle.
    »Sie sind eine gute Frau«, erwiderte er herzlich. »Ihr Versprechen erleichtert mich. Gehen Sie noch ein wenig weiter, und Sie machen mich glücklich. Sagen Sie mir, daß nicht nur Ihr Haus das gleiche bleibt, sondern auch, daß ich Sie und die Ihren stets so unverändert finden werde wie Ihre Wohnung und daß Sie mich immer mit der Freundlichkeit bedenken werden, die mir alles, was zu Ihnen gehört, so teuer gemacht hat.«
    Das Versprechen wurde bereitwillig gegeben, und Willoughbys Verhalten während des ganzen Abends bekundete gleichermaßen sein Glück und seine Zuneigung.
    »Werden wir Sie morgen zum Dinner sehen?« fragte Mrs.   Dashwood, als er sich verabschiedete. »Ich kann Sie nicht schon für den Vormittag einladen, denn wir müssen nach Barton Park gehen, um bei Lady Middleton vorzusprechen.«
    Er sagte zu, um vier Uhr bei ihnen zu sein.

|86| Kapitel 15
    Mrs.   Dashwoods Besuch bei Lady Middleton fand am nächsten Tag statt, und zwei ihrer Töchter begleiteten sie; Marianne ließ sich jedoch unter dem nichtigen Vorwand irgendeiner Beschäftigung entschuldigen; und ihre Mutter, die daraus schloß, daß Willoughby am Abend zuvor Marianne versprochen hatte, sie während ihrer Abwesenheit zu besuchen, war vollkommen damit zufrieden, daß sie zu Hause blieb.
    Bei ihrer Rückkehr von Barton Park sahen sie, daß Willoughbys Zweispänner und sein Diener am Haus warteten, was Mrs.   Dashwood überzeugte, daß ihre Vermutung richtig gewesen war. Soweit war alles, wie sie es vorausgesehen hatte; doch als sie das Haus betrat, bot sich ihrem Blick etwas, was sie keinesfalls geahnt haben konnte. Sie waren kaum im Flur angekommen, als Marianne offensichtlich in heftigem Kummer hastig aus dem Wohnzimmer herausgelaufen kam und mit ihrem Taschentuch vor den Augen, ohne sie zu beachten, nach oben lief. Überrascht und erschrocken, wie sie waren, gingen sie augenblicklich in das Zimmer, das Marianne gerade verlassen hatte; dort fanden sie nur Willoughby vor, der mit dem Rücken zu ihnen an den Kaminsims gelehnt stand. Er wandte sich bei ihrem Eintreten um, und sein Gesicht zeigte, daß auch er von der Gemütsbewegung ergriffen war, die Marianne überwältigt hatte.
    »Ist etwas nicht in Ordnung mit ihr?« rief Mrs.   Dashwood, als sie eintrat – »ist sie krank?«
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte er und versuchte, heiter zu erscheinen; und mit einem gezwungenen Lächeln fügte er gleich darauf hinzu: »Eher bin ich es, der krank sein könnte – denn ich habe gerade eine sehr schwere Enttäuschung erfahren!«
    |87| »Enttäuschung!«
    »Ja, denn es ist mir nicht möglich, meine Verabredung mit Ihnen einzuhalten. Mrs.   Smith hat an diesem Morgen von dem Privileg des Reichtums gegenüber einem armen, abhängigen Verwandten Gebrauch gemacht, indem sie mich in Geschäften nach London schickt. Ich habe gerade meine Aufträge erhalten und mich von Allenham verabschiedet; und um mich zu erheitern, bin ich nun gekommen, um mich von Ihnen zu verabschieden.«
    »Nach London – und Sie gehen schon heute vormittag?«
    »Beinahe in diesem Augenblick.«
    »Das ist sehr bedauerlich. Aber Sie sind Mrs.   Smith verpflichtet – ich hoffe jedoch, ihre Geschäfte werden Sie nicht lange von uns fernhalten?«
    Er wurde rot, als er erwiderte: »Sie sind sehr freundlich, aber ich habe nicht die Absicht, sofort nach Devonshire zurückzukehren. Meine Besuche bei Mrs.   Smith werden im Verlaufe eines Jahres niemals wiederholt.«
    »Ist denn Mrs.   Smith Ihre einzige Freundin? Ist Allenham das einzige Haus in der Nachbarschaft, in dem Sie willkommen sind? Schämen Sie sich, Willoughby. Können Sie noch darauf warten, daß wir Sie einladen?«
    Er errötete noch tiefer; und mit fest auf den Boden gerichtetem Blick erwiderte er nur: »Sie sind zu gütig.«
    Mrs.   Dashwood sah Elinor verwundert an. Elinor war ebenfalls überrascht. Einige Augenblicke schwiegen sie alle. Mrs.   Dashwood sprach zuerst.
    »Es bleibt mir nur noch hinzuzufügen, mein lieber Willoughby, daß Sie in Barton Cottage immer willkommen sind; ich will Sie nicht drängen, sofort hierher zurückzukehren, denn nur Sie allein können beurteilen, wieweit das Mrs.   Smith angenehm sein mag; und was das betrifft, will ich Ihr Urteil ebensowenig in Frage stellen, wie ich an

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