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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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unbedingt Ruhe.«
    »Ja, ja, ich glaube, das ist das beste für sie. Sie soll sich nur ihr Abendessen selbst aussuchen und dann zu Bett gehen. Du lieber Himmel! Kein Wunder, daß sie die letzten Wochen so schlecht und deprimiert aussah, denn ich nehme an, diese Sache lastet schon die ganze Zeit auf ihr. Und der Brief, der heute kam, hat der Sache endgültig ein Ende gemacht. Armes Mädchen! Wenn ich nur eine Ahnung davon gehabt hätte, dann hätte ich sie doch um all mein Geld nicht geneckt deswegen |212| . Aber schließlich, wie konnte ich so etwas ahnen? Ich war sicher, es war lediglich ein gewöhnlicher Liebesbrief, und die jungen Leute haben es doch gern, wenn man sich deswegen ein wenig über sie lustig macht. Großer Gott, wie es Sir John und meine Töchter bekümmern wird, wenn sie das hören! Wenn ich meinen Verstand beisammen gehabt hätte, dann wäre ich doch auf meinem Nachhauseweg in Conduit Street vorbeigegangen und hätte es ihnen erzählt. Aber ich sehe sie ja morgen.«
    »Es ist gewiß unnötig, Mrs.   Palmer und Sir John davor zu warnen, jemals vor meiner Schwester Mr.   Willoughbys Namen zu nennen oder auch nur die leiseste Andeutung darüber zu machen, was vorgefallen ist. Ihr eigenes gutes Herz muß ihnen sagen, wie grausam es wäre, sie in ihrer Gegenwart merken zu lassen, daß sie alles wissen; und je weniger etwas zu mir selbst darüber gesagt wird, desto mehr werden auch meine Gefühle geschont, wie Sie sich, liebe Madam, gewiß leicht denken können.«
    »Ach, du lieber Gott, ja, das kann ich wirklich. Es muß schrecklich für Sie sein zu hören, wenn darüber gesprochen wird; und was Ihre Schwester angeht, so werde ich um alles in der Welt bestimmt kein Wort darüber zu ihr sagen. Sie haben gesehen, daß ich das auch während des ganzen Dinners nicht getan habe. Und genausowenig werden das Sir John und meine Töchter tun, denn sie sind alle sehr aufmerksam und rücksichtsvoll – besonders, wenn ich ihnen einen Wink gebe, was ich bestimmt tun werde. Ich für meinen Teil meine, je weniger über solche Dinge geredet wird, desto besser, und um so eher legt sich der Sturm, und es wird vergessen. Und was kann Reden jemals Gutes bewirken, nicht wahr?«
    »In dieser Sache kann es nur schaden – mehr vielleicht, als in vielen anderen Fällen ähnlicher Art, denn sie ist von Umständen begleitet, die es mit Rücksicht auf alle Betroffenen nicht wünschen lassen, daß öffentlich darüber geredet wird. Ich muß Mr.   Willoughby zumindest insofern Gerechtigkeit widerfahren lassen, als er mit meiner Schwester nicht offiziell verlobt war.«
    |213| »Offiziell, meine Liebe! Sie wollen ihn doch nicht etwa verteidigen. Nicht offiziell verlobt, in der Tat! Nachdem er sie durch ganz Allenham House geführt und schon die Zimmer festgelegt hatte, in denen sie in Zukunft wohnen wollten!«
    Mit Rücksicht auf ihre Schwester konnte Elinor das Thema nicht weiterverfolgen, und sie hoffte, daß man es Willoughbys wegen auch nicht von ihr forderte; denn Marianne konnte es nur schaden, und er konnte durch das Geltendmachen des wahren Tatbestands nur sehr wenig gewinnen. Nach einem kurzen Schweigen auf beiden Seiten redete Mrs.   Jennings mit ihrer ganzen natürlichen Heiterkeit wieder drauflos: »Na, meine Liebe, das mit dem Unglück, das auch Glück im Schoß trägt, ist ein wahres Sprichwort, denn es wird um so besser für Colonel Brandon sein. Er wird sie schließlich bekommen; ja, ja das wird er. Passen Sie nur auf, bis zum Hochsommer werden sie verheiratet sein. Du lieber Himmel, wie wird er in sich hineinlachen, wenn er das hört! Ich hoffe, er kommt heute abend. Alles in allem wird das eine bessere Partie sein für Ihre Schwester. Zweitausend im Jahr ohne Schulden oder Abzüge – außer diesem Kind der Liebe; ach ja, das hatte ich ganz vergessen; aber er läßt sie vielleicht für geringe Kosten einen für ein Mädchen geeigneten Beruf lernen; und dann, was macht das schon? Delaford ist ein schöner Besitz, das kann ich Ihnen sagen; genau das, was ich ein hübsches altmodisches Anwesen nenne, voll behaglicher und bequemer Einrichtungen, ziemlich eingeschlossen von großen Mauern, die mit den besten Spalierbäumen im Lande bewachsen sind; und in der einen Ecke ein Maulbeerbaum! Du lieber Gott, wie Charlotte und ich uns vollgestopft haben das einzige Mal, als wir dort waren! Und dann gibt es da noch einen Taubenschlag, ein paar wunderbare Fischteiche und einen sehr hübschen Wasserlauf; kurz gesagt, alles,

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