Versteckt
unerwartet aufgetaucht, und doch kam es mir so vor, als hätte ich mein ganzes Leben lang nur auf sie gewartet. Eine Belohnung für die langen leeren Jahre. Und das war nicht nur postkoitale Euphorie.
Ich machte mir einen Kaffee und las die Zeitung. Während ich auf dem Bett lag und an dem Kaffee nippte, stieg mir immer wieder ihr Duft in die Nase, der an mir und an den Bettlaken haftete. Ich war weder geduscht noch rasiert und fühlte mich dennoch so sauber wie ein Baby.
Es war Samstag, daher hatte ich nichts zu tun. Ich brauchte zwei Stunden, bis ich mich endlich unter die Dusche stellte. Als ich tropfend aus dem Bad kam und nach einem Handtuch suchte, stand sie neben dem Bett.
»Trockne dich ab. Nass war’s ja gestern schon, oder?«
Wir verbrachten den Tag im Bett.
Den Sonntag auch.
Ich fragte sie nicht, was sie ihren Eltern erzählt hatte. Das schien mir nicht wichtig. Irgendwie hatte sie es wohl geregelt. Es gab jedenfalls kein Anzeichen dafür, dass sie unter Stress stand oder einen Streit gehabt hatte.
Vielleicht wussten sie so gut wie ich, was sie an ihr hatten.
Sie wussten, dass sie etwas Besonderes war. Dass sie jemand war, für den die Regeln nicht galten. Und deshalb stellten sie – genau wie ich – keine weiteren Fragen.
Obwohl wir sie hätten stellen sollen.
Doch die Sünde kommt in vielerlei Gestalt.
Und ich kenne jede einzelne.
Am Montag nahm ich frei. Meldete mich krank. Ich hatte noch keinen einzigen Tag gefehlt, daher ließen sie es mir durchgehen. Nach dem verregneten Wochenende erwartete mich ein heißer, heller Morgen – es war der erste Juli –, und wir beschlossen, zum Strand zu fahren.
Steven holte uns in seinem königsblauen Le Baron ab. Offensichtlich hatten er und Kim bereits ihre Shoppingtour hinter sich, denn der Kofferraum war mit Bier und den üblichen Delikatessen gefüllt. Dass sie ohne mich losgezogen waren, konnte mir nur recht sein. Ich überlegte laut, ob Steven wegen dieses erfolgreichen Beutezugs derart gut gelaunt war.
»Nö. Klar, das war auch lustig, aber viel besser ist, dass meine Schwester endlich nach Hause gekommen ist. Ratet mal, wer seinen beschissenen Ehemann verlassen hat? Richtig, die kleine Babs! Klar, sie kriegt immer noch nicht den Mund auf, sieht aus wie ein Pferd und hat keine Titten – aber sie ist frei! Verdammt, sie treibt meine Eltern in den Wahnsinn! Entweder heult sie oder ist scheißarrogant oder total verrückt – wie man eben so drauf ist, wenn man seinen reichen Ehemann verlässt. Und sie kriegen das alles zu spüren.
Das ist das Beste dran. Weil sie das alles überhaupt erst arrangiert haben. Sie waren ja sooo begeistert von Robert Jessup, diesem Oberlackaffen. Und vor allem von seiner Firma. Heute, beim Frühstück auf der Veranda, hat sie sie Schmarotzer genannt. Und gestern Abend war mein Vater ein Zuhälter. Es ist ein Riesenspaß , das kann ich euch sagen.«
»Du scheinst gut mit deiner Familie klarzukommen, oder?«
»Aber hallo. Im Moment läuft alles wie geschmiert .«
Immerhin war er so glücklich, dass er ausnahmsweise nicht wie ein Irrer fuhr. Wir glitten in einem gemächlichen Tempo die Küstenstraße hinunter. Eine nette Landpartie mit einem Kofferraum voll gestohlenem Kaviar. Als wir am Crouch-Haus vorbeikamen, sah er mich an und grinste.
»Da war ein Licht. Ich hab’s gesehen.«
»Einen Scheiß hast du gesehen.«
Seine Fröhlichkeit war richtig ansteckend.
Casey sagte, dass Kim mit ihrem Strohhut wie eine Katharine Hepburn für Arme aussah, worauf Steven einige Bauernmädchen-Witze zum Besten gab, die in erster Linie auf Kimberleys große Brüste und volle Hüften – ihre hervorstechendsten Eigenschaften – abzielten. Kim konterte mit einigen Andeutungen über die »Orgie«, die Casey und ich am Wochenende gefeiert hätten, und schon bald wurde das Ganze recht geschmacklos.
Dabei lachten wir uns fast tot. Als Casey schließlich darauf hinwies, dass sich das Gespräch bei jeder geselligen Runde, an der Kim teilnahm, früher oder später unweigerlich um ihre Brüste drehte, zog sich Kim den breitkrempigen Strohhut vom Kopf, stopfte ihn unter den Sitz und zog sich mit einem Okay, ihr habt es nicht anders gewollt das taubenblaue Spaghettiträger-Oberteil über den Kopf und warf es in den Fahrtwind.
Wir sahen dem flatternden Ding hinterher.
Es war noch etwa eine halbe Meile bis zum Strand, und sie saß halb nackt im Auto. Der Fahrtwind richtete ihre Brustwarzen auf.
»Süß«, sagte Casey. »Und was
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