Versteckt
und doch ahnte ich es voraus. Ich versuchte, sie zu warnen.
»Casey! Fallen lassen!«
Ich griff nach einem Stein, zog mich an der Frau hoch, bis ich rittlings auf ihr saß. Spröde Fingernägel zerbrachen an meiner Wange. Ich spürte Blut hervorquellen. Nur Sekundenbruchteile bevor ich sie traf, schloss sie die Augen. Ihre Nase gab knackend nach, ihre Wangenknochen fielen in einem seltsamen Winkel in sich zusammen. Sie trat um sich und zitterte.
Ich sah mich um.
Der Hund bäumte sich auf.
Seine Nackenmuskeln waren so dick und hart wie Taue. Trotz seiner unvorstellbaren Schmerzen schien er nur noch aus wahnsinniger Wut zu bestehen. Die Mistgabel glitt Casey durch die Hände. Der Hund sprang vor und trieb sie noch tiefer in sich hinein, und als sie weit genug in seinem Körper steckte, riss er ihr die Mistgabel einfach so aus der Hand, als würde er mit einem kleinen Kind Tauziehen spielen.
Er hatte sich befreit.
Und stürzte auf sie los .
Ein schneller, taumelnder Sprung. Sie verlor das Gleichgewicht.
Ich kam wieder auf die Beine, versuchte, auf die andere Seite zu gelangen, um den Griff der Mistgabel zu erreichen und sie so tief hineinzustoßen, dass er zusammenbrach. Der Griff vibrierte wie eine Bogensehne. Mein verletztes Bein hielt mich auf.
Ich kam zu spät.
Ich packte den Griff in dem Augenblick, als er erneut auf sie losging. Im verzweifelten Versuch, ihn abzuwehren, konnte sie sogar den verletzten Arm bewegen. Dann bohrten sich seine gewaltigen Kiefer direkt unterhalb des Kinns in ihren Hals, sodass sich eine Blutfontäne über beide ergoss.
Ich schrie.
Das Tier riss sie mit sich, die rechte Vorderpfote hinterließ vier lange Kratzspuren vom Nacken bis zum Bauch.
Ich glaube nicht, dass sie es noch spürte.
Aber ich spürte es.
Inzwischen hielt ich den Griff fest umklammert. Ich kreischte vor Zorn und Schmerz und drückte, schrie und drückte mit aller Kraft, während sich der Anblick ihres geöffneten Mundes und ihrer Augen für immer in mein Gedächtnis einbrannte. Das Tier ließ von ihr ab und versuchte, auch mich abzuschütteln. Blind vor Wut schnappte es nach mir. Zog. Riss. Ich war wie im Wahn, meine Hände waren unverletzt, und so trieb ich die Spitzen immer tiefer und tiefer in ihn hinein – mit einer Kraft, die ich nicht für möglich gehalten hatte.
Das dunkle Rinnsal, das aus seiner Schulter strömte, verwandelte sich in einen hellen Blutstrahl. Ich hatte eine Schlagader getroffen, und der Hund geriet so sehr in Raserei, dass all meine Wut und mein Hass ihn nicht zurückhalten konnten.
Er prallte gegen die Höhlenwand. Dann noch einmal. Schaum und Blut spritzten aus seinem Maul. Die nutzlosen Hinterbeine zuckten. Sein Jaulen fuhr mir durch Mark und Bein.
Einen Augenblick später hob sich der gewaltige Kopf ein letztes Mal. Das Maul öffnete und schloss sich, als würde der Hund den fernen unsichtbaren Mond anheulen. Schließlich senkte sich der Schädel, und die milchigen Augen waren so leblos wie kleine runde Steine.
Ich kroch zu Casey hinüber.
Ich konnte nicht mehr aufrecht stehen. Mein Körper zitterte vor Erschöpfung. Ich war einem Schock nahe. Immer wieder entglitt mir die Realität, als stünde ich unter Drogen. Ich sah sie dort liegen, die weit aufgerissenen blauen Augen, die geöffneten Lippen. Rote Wellen schwappten über ihren Körper. Dann war sie wieder am Leben und lachte an einem langen weißen Strand, war in meiner Wohnung, ging langsam auf mich zu, und ich berührte sie, roch ihr Haar, ihre Haut.
Die geschliffenen Steine unter meinen Händen und Knien holten mich in eine Realität zurück, die ich am liebsten hinter mir gelassen hätte. Ich kroch auf sie zu, langsam und mühevoll, als würde ich durch tiefes Wasser waten.
Ich hatte sie fast erreicht, als ich ihn sah.
Ben Crouch.
Er war groß und kräftig und wettergegerbt. Sein Haar war so lang und verfilzt wie Marys, sein schütterer langer Bart wies kahle Stellen auf. Er trug nur noch dreckige, unförmige, zerrissene Lumpen. Seine Arme waren nackt. Die Muskeln unter der Haut zogen sich zusammen, als er die langen gelben Finger zu Fäusten ballte. Ich spürte seine Kraft, als würde ich erneut dem Hund gegenüberstehen. Er verströmte sie in wütenden Wellen, die sich an den Wänden der Höhle brachen. Seine dunklen kleinen Augen wanderten langsam durch den Raum, über uns alle hinweg, und richteten sich schließlich auf mich.
Caseys Axtgriff lag vor seinen Füßen. Er beugte sich langsam vor und hob ihn
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