Verstohlene Blicke - Erotischer Roman
Gesicht in den Strauß und sog tief den Geruch nach Sommerwiese ein. Mitten drin steckte ein kleiner weißer Umschlag. Mit zitternden Fingern zog sie ihn heraus und entfaltete den Zettel. In einer schönen gleichmäßigen Handschrift stand da: Für eine Frau, die prickelnd wie Champagner ist und anregend wie ein Sommerwind. Ich möchte Sie wiedersehen. Bitte rufen Sie mich an. Dann kam eine Handynummer. Kein Name, keine Unterschrift.
Cordula fühlte, wie ihre Beine unter ihr einzuknicken drohten, und alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie stützte sich am Schreibtisch ab und tastete sich so zu ihrem Stuhl vor. Wer zum Geier schickt mir Blumen? Hatte sie einen Stalker? Im Geiste ging sie schnell ihre aktuellen Klienten durch, ob sich irgendjemand in letzter Zeit ihr gegenüber auffallend benommen hatte. Nichts. Und wenn … Sie verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Nein, das konnte nicht sein! Callboys verliebten sich nicht in ihre Kundinnen. Das war unprofessionell. Sie würde einen Teufel tun, diese Telefonnummer anzurufen. Am besten vergessen!
Trotzdem fiel es ihr schwer, sich an diesem Tag auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Immer wieder quälte sie die Frage: Von wem sind die Blumen? Auch die Befragung ihrer Sekretärin brachte sie nicht weiter. Der Strauß war von einem Blumengeschäft geliefert worden. Möglicherweise eine Verwechslung. Damit beruhigte sich Cordula. Im Gebäude gab es schließlich noch mehr Firmen. Wahrscheinlich hatte sich da jemand vertan. Es sollte ihr egal sein. Sie würde sich an den schönen Blumen freuen und es nicht persönlich nehmen.
Besprechung
Katrin und Linda lauschten gebannt der Schilderung von Cordula. Linda jedoch wunderte sich. Eigentlich hatte sie die Begegnung erst für die kommende Woche anvisiert. War in der Agentur etwas schiefgegangen? Als sie jedoch die begeisterte Freundin erzählen sah, beruhigte sie sich. Sie schienen ihren Geschmack getroffen, und der Mann seine Sache gut gemacht zu haben. Das war die Hauptsache.
Es klingelte. Linda verdrehte die Augen. Das war sicher Evelyn. Tagsüber war sie meist unterwegs. Manchmal auch noch spät abends. Linda bemerkte ihre Anwesenheit kaum, und Evelyn schien es nicht darauf abgesehen zu haben, ihre Freundschaft zu erneuern. Mittlerweile arbeitete sie tatsächlich als Fahrerin im Tafelladen, sodass sie ein wenig Geld verdiente und sich die restliche Zeit um eine Unterkunft kümmern konnte.
Ihren Freundinnen hatte Linda allerdings noch nichts von ihrem Gast erzählt. Das würde sie jetzt wohl nachholen müssen. Sie drückte auf den Knopf der Türschließanlage und kündigte Katrin und Cordula die Besucherin an. »Eine alte Schulfreundin wohnt vorübergehend bei mir, sie kommt jetzt gerade. Ich hoffe, sie merkt, dass sie bei unserer Besprechung nicht erwünscht ist, und geht gleich auf ihr Zimmer.«
Katrin und Cordula sahen sich an, und Linda ahnte, dass ihre Worte in den Ohren der Freundinnen wohl merkwürdig geklungen haben mochten. Vielleicht musste sie noch andere Erklärungen folgen lassen.
Linda hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, und wenige Minuten später stand Evelyn im Raum. »Oh, du hast Besuch«, sagte sie nur und ging auf die Freundinnen zu. »Ich bin Evelyn, eine alte Freundin von Linda.« Sie gab jeder die Hand, und Cordula und Katrin nannten ihre Namen.
Evelyn tat es Linda gleich und blieb stehen. Es entstand ein unbehagliches Schweigen. Sicher wartet sie darauf, dass ich sie bitte, Platz zu nehmen.
Als Linda jedoch keine Anstalten machte, Evelyn zum Bleiben aufzufordern, schien diese zu erkennen, dass sie nicht erwünscht war. »Ich bin sowieso müde und werde gleich ins Bett gehen. Hat mich gefreut, euch kennenzulernen.«
Eine Weile herrschte noch betretenes Schweigen.
»Was war das denn?«, entfuhr es Katrin.
»Ich habe nicht den Eindruck, dass ihr euch besonders nahesteht«, ergänzte Cordula.
Linda fühlte sich unwohl. Wie sollte sie den Freundinnen erklären, weshalb sie so eine schwierige Beziehung zu Evelyn hatte? Sie wollte nicht ihre ganze Vergangenheit vor ihnen ausbreiten. Nicht jetzt und auch nicht später. »Ach wisst ihr, das sind alte Geschichten, über die ich jetzt nicht sprechen will. Sie kam zufällig im Laden vorbei und hat mir erzählt, dass sie gerade keine Arbeit und keine Wohnung hat, also greife ich ihr ein bisschen unter die Arme, bis sie wieder Fuß gefasst hat.«
Katrin und Cordula tauschten erneut vielsagende Blicke. Linda entging das keineswegs und sie spürte, dass
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