Verstohlene Blicke - Erotischer Roman
diese Erklärung sie nicht zufriedenstellte. Aber sie wollte jetzt nicht weiter darüber reden. Sie wollte, dass sich die beiden etwas Schönes für sie aussuchten. »Was ist, wollt ihr nicht wissen, wovon ich träume?«, fragte sie mit aufgesetztem Enthusiasmus.
»Klar, wenn du uns noch was zu trinken holst«, antwortete Cordula.
Als Linda mit einer Flasche Wein das Wohnzimmer betrat, fuhren Katrin und Cordula wie ertappt auseinander, und Linda war sich sicher, dass sie gerade über sie und Evelyn geredet hatten. Sie ging darüber hinweg und schenkte den beiden Wein nach, bevor sie sich in den Sessel setzte.
»Na, dann erzähl mal. Und ich hoffe, es wird so richtig schmutzig!« Cordula rieb sich die Hände.
»Also, ich stelle mir vor, dass mir ein starker männlicher Typ sagt, was ich tun soll. So ein Bruce-Willis-Verschnitt. So richtig dominant. Aber ohne Schläge natürlich, so weit will ich nicht gehen. Einfach nur befehlend. Und er muss mich richtig nehmen. Aber gut. Fesseln darf sein. Aber nicht knebeln. Schließlich will ich noch Gelegenheit haben, ihm zu sagen, wenn er aufhören soll.
Katrin pfiff durch die Zähne. »Interessant, interessant.«
Cordula kicherte. »Du hast wohl Fifty Shades of Grey gelesen, oder was?«
Linda wurde rot. Das hatte sie tatsächlich. Und während des Lesens war ihr klar geworden, dass sie so etwas auch mal erleben wollte.
»Ist doch okay, kein Problem, das kriegen wir hin. Du musst uns nur noch sagen, wo wir hinmüssen, um dir deinen Wunsch zu erfüllen.«
Linda stand auf und holte den Laptop. Sie gab die Website-Adresse ein und wartete, bis sich das Logo der Agentur aufgebaut hatte. Dann ging sie ins Impressum und zeigte den Freundinnen die Adresse. »Dort müsst ihr hingehen und den Namen und die Nummer des Auserwählten angeben. Dann das gewünschte Datum und meine Vorstellungen.«
»Alles klar. Und wo gehst du jetzt hin, damit wir in Ruhe deinen Traumtyp aussuchen können?«
»Ich werde mal nach Evelyn schauen. Ruft einfach, wenn ihr fertig seid.«
Linda
Linda betrat nach einem Klopfen das Gästezimmer. Evelyn lag auf dem Bett und hatte Kopfhörer auf. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und zog sich die Hörer von den Ohren, als Linda auf sie zukam. »Na, sind deine Freundinnen schon weg?«
»Nein, aber sie müssen etwas ohne mich besprechen.«
Der Gesichtsausdruck von Evelyn zeigte Linda, dass sie sich nicht vorstellen konnte, was das sein könnte. Doch sie hatte nicht vor, mit Evelyn darüber zu sprechen. Sie wollte nur die Zeit überbrücken und höflich sein. Deshalb zog sie sich einen Stuhl ans Bett und begann ein Gespräch. »Kommst du zurecht mit dem Wagen und den Routen?«
Evelyn schien eine Weile zu brauchen, um zu begreifen, dass es um ihre Arbeit bei der Tafel ging. »Ja, ja, kein Problem. Ich hab ja ein Navi, und die Märkte sind ja immer dieselben.«
Bevor das Schweigen zu lange dauerte, stellte Linda eine Frage, deren Antwort sie eigentlich nicht wirklich interessierte. Aber über irgendetwas mussten sie ja reden. Vielleicht wartete Evelyn auch darauf, dass sie endlich auf die Vergangenheit zu sprechen kam. Ihre Unterhaltung in dem Bistro war nicht mehr als Small Talk gewesen. Sie hatte außerdem das Gefühl gehabt, Evelyn würde ihr ausweichen. Nun aber fand sie es an der Zeit, die Dinge zu benennen. »Wie ist es dir eigentlich damals ergangen, nachdem du mit deinem Vater von hier weggezogen bist?«
Evelyns Gesicht verzog sich kurz, als habe sie in eine Zitrone gebissen. Man sah ihr deutlich an, dass sie auch jetzt nicht darüber sprechen wollte. Deshalb lenkte Linda gleich ein. »Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst.«
»Kein Problem, so lange du keinen Roman von mir verlangst.« Ein gequältes Lächeln überzog ihr Gesicht. »Wir sind damals nach Nürnberg gezogen, ich geriet in falsche Gesellschaft, hab die Schule geschmissen und bin von zu Hause abgehauen. Du kanntest ja meinen Alten, es war einfach unerträglich!«
Linda nickte mitfühlend. Ja, sie kannte den Saufbold und Schläger. Und in Nürnberg hatte sie keine Freundin gehabt, bei der sie den Großteil der Zeit und vor allem die meisten Nächte verbringen konnte. Und all das war Lindas Schuld.
Bevor sie aber zu einer Entschuldigung ansetzen konnte, redete Evelyn schon weiter: »Um überleben zu können, habe ich nicht nur geklaut, sondern auch meinen Körper verkauft. Bin auf den Strich gegangen. Der Typ, bei dem ich damals geschlafen habe, und der anfangs auch
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