Verstohlene Kuesse
wollen.«
Emma wurde starr.
»Was ist los?«
»Nichts.«
»Verdammt, Emma, ich bin nicht in der Stimmung für irgendwelche Spielchen. Sagen Sie mir, was Ihnen daran nicht gefällt.«
»Es ist nicht weiter wichtig, Sir. Mir kam nur der Gedanke, dass der Handel, den Sie Swan vorschlagen wollen, Ihrer Abmachung mit mir sehr ähnlich ist.«
»So ein Unsinn.« Er wirkte gleichermaßen verärgert und verblüfft.
Sie zuckte mit den Schultern. »Rettung vor dem Strang im Tausch gegen Unterstützung bei Ihren Nachforschungen? Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Aber ich muss Sie warnen, ich glaube nicht, dass es in Swans Fall funktionieren wird.«
Edison blickte sie kurz zornig an, aber sofort hatte er sich wieder anscheinend mühelos den Mantel eisiger Selbstbeherrschung umgelegt.
»Zwischen meinem Vorschlag und dem Abkommen, das Sie und ich getroffen haben, gibt es nicht auch nur die geringste Ähnlichkeit«, sagte er in ruhigem Ton. »Aber statt weiter darüber zu streiten, sollten Sie mir lieber erläutern, weshalb der Plan Ihrer Meinung nach nicht funktionieren wird.«
»Ich glaube, er hat sie wirklich geliebt«, flüsterte Emma beinahe erstickt. »Vielleicht hat er sie umgebracht. Aber ich glaube nicht, dass er Ihnen Informationen geben wird, die ihr Andenken beschmutzen könnten, noch nicht einmal, um dem Galgen zu entgehen.«
»Sie scheinen sich da erstaunlich sicher zu sein.«
Sie faltete die Hände in ihrem Schoß und sah ihn reglos an. »Das bin ich auch.«
»Ihr Glauben an die wahre Liebe ist geradezu rührend«, sagte Edison. »Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen in Fragen des Lebens und des Todes sowie in Geldangelegenheiten äußerst praktisch veranlagt sind.«
»Merken Sie sich meine Worte«, antwortete Emma ihm darauf. »Es wird Ihnen nicht gelingen, Swan zu bestechen. Aber falls er nicht derjenige ist, der sie getötet hat, dann können Sie ihn vielleicht durch ein Versprechen auf Ihre Seite ziehen.«
»Was für ein Versprechen?«
»Schwören Sie ihm, dass Sie versuchen werden, die Person zu finden, die die Frau, die er geliebt hat, tatsächlich ermordet hat.«
23. Kapitel
Sie werden es nicht glauben, Emma, aber alle sagen, dass Miranda gestern Nachmittag von ihrem äußerst seltsamen Kammerdiener, Swan, erschossen worden ist«, verkündete Letty mit einer Stimme, die ihre Begeisterung für derartigen Tratsch verriet.
Emma legte den Stapel Zeitungen zur Seite, in die sie in der Hoffnung auf positive Nachrichten von der G oldenen Orchidee vertieft gewesen war. Aber wie üblich hatte sie nirgends eine Meldung über die erfolgreiche Rückkehr des Schiffes ausgemacht. Jetzt sah sie die vor Aufregung regelrecht glühende Letty reglos an.
Die Nachricht von Mirandas Tod hatte die sogenannte bessere Gesellschaft bereits vor dem Frühstück erreicht. Es war wirklich erstaunlich, wie schnell in diesen Kreisen eine Neuigkeit die Runde machte, stellte Emma fest.
»Ist man sich sicher, dass Swan der Mörder ist?«, fragte sie vorsichtig.
Obgleich sie Edison gegenüber genau dieselbe Möglichkeit in Erwägung gezogen hatte, gefiel sie ihr nicht unbedingt. In der Tat, je mehr sie darüber nachdachte, umso weniger mochte sie diese Vorstellung.
Nicht, dass sie sich nicht hätte vorstellen können, dass Miranda von Swan in einem Anfall von Zorn oder Eifersucht getötet worden war. Unerwiderte Leidenschaft konnte bei instabilen Menschen gefährliche Reaktionen hervorrufen. Das Problem war, dass eine solch naheliegende Lösung ihr in diesem Fall einfach als unrichtig erschien. Im Licht der bizarren Geschichte um das verschwundene Buch der Geheimnisse kam sie ihr zu bequem und einfach vor.
Sie nahm an, dass Edison ihre Meinung teilte, obgleich er entschlossen war, Swan zu finden und zur Rede zu stellen.
»Allerdings. In der Tat hat Calista Durant mir erzählt, Basil Ware hätte davon gesprochen, einen Detektiv auf Swan anzusetzen, damit er möglichst schnell seiner gerechten Bestrafung zugeführt werden kann.« Letty griff nach ihrer Teetasse und lehnte sich gemütlich auf dem gelben Sofa zurück.
Als sie vor wenigen Minuten mit der aufregenden Mordgeschichte durch die Haustür geschossen gekommen war, hatte sie zwar ihr Hütchen abgesetzt, sich aber nicht die Zeit genommen, sich für zu Hause umzuziehen. Aus diesem Grund trug sie immer noch das Kleid, in dem sie zu ihren nachmittäglichen Besuchen unterwegs gewesen war. Es war eine Kreation aus purpurfarbener und gelber
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