Verstohlene Kuesse
sofort wortlos um. Die Panik in seinem Blick war mehr, als Emma ertrug. Sie berührte die Hand, mit der Edison den Kragen des jüngeren Mannes umklammert hielt.
»Lassen Sie ihn los, Sir. Sie können doch sehen, dass Sie ihm Angst machen.«
»Es ist mir egal, ob er Angst hat oder nicht. Ich will, dass er meine Fragen beantwortet.«
»Tja, auf diese Weise wird er es ganz sicher niemals tun.« Emmas Griff um Edisons Hand verstärkte sich. »Um Himmels willen, Sir, Sie erwürgen ihn ja gleich. Ich bezweifle, dass er überhaupt noch Luft bekommt. Wie soll er da noch reden? Lassen Sie ihn los. Ich bin sicher, dass er dann mit uns sprechen wird. Nicht wahr, Swan? Das werden Sie doch?«
»J-ja.« Trotzdem glotzte Swan Edison weiterhin mit schreckensstarren Augen an.
Edison zögerte, ehe er mit einem angewiderten Zucken seines Mundes die Hand von seinem Kragen nahm. »Also gut, Sie sind frei. Und jetzt reden Sie. Und zwar ein bisschen flott.«
Emma sah Swan erneut mit einem beruhigenden Lächeln an. »Sicher ist es am einfachsten, wenn Sie ganz von vorne anfangen. Erzählen Sie uns von Miranda.«
Swan blinzelte ein paarmal, ehe er seinen Blick von Edison losriss und auf Emma heftete. »Was gibt es da viel zu erzählen? Ich war so närrisch, mir einzubilden, dass sie mich liebt. Mich, ihren Kammerdiener.« Er wischte sich mit dem Rücken der Faust die schweißbedeckten Brauen ab. »Wenn ich jetzt auf die Zeit mit ihr zurückblicke, ist es, als sehe ich mich selbst in einem bösen Traum.«
»Wann sind Sie ihr zum ersten Mal begegnet?«, fragte Emma sanft.
»Zu Anfang der Saison. Als sie in die Stadt kam, hatte sie kein Personal, und so mietete sie ein Haus mitsamt Bediensteten von einer Agentur. Einer der Bediensteten war ich.« Swan stieß einen Seufzer aus. »Bis dahin hatte ich nur in der Küche und im Garten gearbeitet, und es hat mich überrascht, als sie mir eine feine Livree kaufte und sagte, ich wäre ihr persönlicher Kammerdiener.«
»Wie lange hat es gedauert, bis aus dem Kammerdiener der Liebhaber wurde?«, fragte Edison geradeheraus.
»Nicht lange.« Swan blickte auf die Spitzen seiner ausgetretenen Stiefel. »Ich glaube, ich hatte mich bereits bei unserer ersten Begegnung in sie verliebt. Sie war so wunderschön. Ich wollte ihr nur dienen. Als sie mich in ihr Bett einlud, dachte ich, ich wäre im Himmel und hätte es mit einem Engel zu tun.«
»Ich würde eher sagen, dass sie eine Hexe war«, bemerkte Edison.
Swan hielt den Kopf weiter gesenkt. »Das dürfen Sie natürlich, Sir. Aber ich selbst habe das erst viel später erkannt. Es hat lange gedauert, bis mir klar wurde, dass ich für sie nichts weiter als ein amüsantes Spielzeug war. Oder etwas ähnliches wie ein Cockerspaniel, den man des Spaßes halber hält.«
»Oh, Swan«, flüsterte Emma voller Mitgefühl.
Er hob den Kopf und sah sie an. »Sie wollte mich nur dann in ihrem Bett, wenn ihre eleganten Liebhaber sie langweilten. Ich hätte wissen sollen, dass jemand wie ich sich besser niemals in eine Dame wie sie verliebt.«
»Oh, Swan«, brach es abermals aus Emma heraus. »Menschen wie wir müssen in solchen Dingen immer vorsichtig sein.«
Edison bedachte sie mit einem bösen Blick und wandte sich dann wieder an Swan. »Lassen Sie uns über wichtigere Dinge sprechen als über Ihren Gemütszustand. Wie haben Sie herausgefunden, dass Miranda früher einmal als Schauspielerin gearbeitet hat?«
Swan wirkte ehrlich verblüfft. »Sie wissen darüber Bescheid?«
»Ein wenig«, sagte Edison. »Sagen Sie uns, was Sie darüber wissen.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen«, antwortete Swan. »Ich glaube nicht, dass sie wollte, dass irgendjemand etwas davon erfährt. Aber eines Nachts, als sie von einem Ball nach Hause kam, war sie in einer seltsamen Stimmung. Sie hatte eine Menge Champagner getrunken und sprach davon, aus was für Narren die sogenannte bessere Gesellschaft doch besteht. Wie leicht es wäre, ihnen das Fell über die dämlichen Ohren zu ziehen.«
»War das die Nacht, in der sie Ihnen erzählt hat, dass sie einmal Schauspielerin war?«, mischte sich Emma fragend ein. »Nicht genau.« Swan errötete. »Erst wollte sie, dass ich sie liebe. Mitten in der Bibliothek. Auf ihrem Schreibtisch. Können Sie sich so was vorstellen?«
»Auf dem Schreibtisch ?« Emma bekam Kulleraugen.
»Die feineren Herrschaften haben manchmal wirklich die seltsamsten Ideen«, erklärte Swan. Inzwischen war er puterrot. »Ja, aber auf einem Schreibtisch
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