Verstohlene Kuesse
?«
»Einmal hat sie darauf bestanden, dass wir es auf der Treppe tun«, vertraute Swan ihr, nunmehr beinahe lila, leise an. »Gütiger Himmel.«
»Es war wirklich ziemlich unbequem«, gab Mirandas ehemaliger Kammerdiener zu.
»Das kann ich mir vorstellen. All diese harten Stufen. Ich meine, wie soll man dort -«
»Es scheint, als kommen wir vom Thema ab«, mischte sich Edison einigermaßen grimmig ein. »Und was passierte nach dem, äh, Zwischenfall auf dem Schreibtisch, Swan?«
»Wie ich schon sagte, sie war wirklich in einer seltsamen Stimmung. Sie wollte mit jemandem reden. Wissen Sie, sie hatte all die feinen Liebhaber und all die eleganten Freundinnen, aber ich glaube, dass sie trotzdem einsam war.«
»Einsam wie eine Spinne, die in ihrem Netz auf Beute lauert«, murmelte Edison.
Emma bedachte ihn abermals mit einem bösen Blick. »Bitte, Swan, fahren Sie fort.«
»Sie hat mir erzählt, dass sie früher einmal eine erfolgreiche Schauspielerin gewesen ist. Sie hat viel darüber geredet, wie beliebt sie auf der Bühne war. Sie hat gesagt, es ginge doch nichts über das Gefühl, wenn das Publikum am Ende einer Vorstellung tosend applaudiert. Dann hat sie eine Schublade ihres Schreibtischs aufgeschlossen und mir einen Kasten voller Programme und Kritiken gezeigt.«
»Hat sie Ihnen erzählt, wie sie die Verwandlung von der Schauspielerin zur Dame von Welt bewerkstelligt hat?«
Swan runzelte nachdenklich die Stirn. »Es war alles ziemlich vage, aber ich hatte den Eindruck, als hätte sich ein wohlhabender Gentleman in sie verliebt und sie gegen den Willen seiner Familie geheiratet. Sein Vater hat ihnen jede finanzielle Unterstützung verwehrt, so dass sie nach Schottland gegangen sind. Aber später, nach dem Tod seiner Eltern, hat er ein Vermögen von ihnen geerbt.«
»Dieser Gentleman muss wohl der verstorbene, wenig betrauerte Lord Ames gewesen sein?«, fragte Edison.
Swan nickte langsam mit dem Kopf. »Ja. Auf alle Fälle hat Miranda etwas davon erzählt, dass er kurz nach Antritt seines Erbes gestorben ist.«
»Wie ungemein praktisch«, bemerkte Edison. »Und Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass das alles ziemlich vage ist. Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt, aber ich habe niemanden aus Mirandas Familie ausfindig gemacht. Es gibt zwar einen Lord Ames in Yorkshire, aber er ist mit dem eben erwähnten Lord Ames anscheinend nicht verwandt.«
»Miranda hat mir erzählt, ihr Mann hätte außer seinen Eltern keine Verwandten gehabt«, erklärte Swan.
Edison zog die Brauen hoch. »Dann hat also Miranda sein gesamtes Vermögen geerbt?«
»Sie hat gesagt, sie hätte das Geld dazu verwandt, nach England zurückzukehren und ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen.« Swan sah ihn offen an. »Ich schwöre, das ist alles, was ich über ihre Vergangenheit weiß. Außer -«
»Außer was?«, hakte Emma begierig nach.
Swan runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass sie ein allzu großes Vermögen geerbt hat. In der Tat war es offenbar gerade genug für eine Saison.«
»Das würde erklären, weshalb ich nichts über irgendwelche Investitionen herausgefunden habe«, murmelte Edison. »Sie hatte offenbar nirgends etwas investiert.«
»Weshalb denken Sie, dass ihr Geld nur für eine Saison gereicht hätte?«, fragte Emma Swan.
»Weil sie geradezu besessen war von irgendeinem Plan, mit dem sie zu Geld hätte kommen wollen«, antwortete er. »Sie meinte, falls alles funktionieren würde, hätte sie für alle Zeiten ausgesorgt. Ich kenne nicht die Einzelheiten dieses Plans, aber ich weiß, dass Sie darin eine Rolle gespielt haben, Miss Greyson.«
Edison sah ihn nachdenklich an. »Wann kamen Sie zu dem Schluss, dass Miss Greyson Teil von Mirandas Plan gewesen ist?«
»Während der Landparty auf Ware Castle«, sagte Swan. »Dort ist irgendetwas vorgefallen, was Miranda davon überzeugt hat, dass sie bald reich wie Krösus sein würde. Ich weiß nicht, was es war. Ich weiß nur, dass sie der festen Überzeugung war, zur Realisierung ihres Vorhabens bräuchte sie die Mithilfe von Lady Mayfields Gesellschafterin.«
Edison blickte Emma an und wandte sich dann wieder dem ehemaligen Kammerdiener zu. »Hat Miranda je ein besonderes Buch oder Manuskript erwähnt?«
Swan zog erstaunt die Brauen hoch. »Nein. Miranda hat nie großes Interesse an Büchern gezeigt.«
»Was wissen Sie über ihren speziellen Tee?«, mischte sich Emma ein.
Swan winkte müde ab. »Nur, dass sie ihn immer ihren eleganten
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