Verstohlene Kuesse
Freundinnen serviert hat, wenn sie zum Kartenspielen kamen. Sie behauptete, er wäre sehr gesund, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie selbst je mehr als einen kleinen Schluck davon getrunken hat.«
»Hat sie gesagt, woher das Rezept für diesen Tee stammte?«, fragte Edison.
»Nein. Vielleicht aus Schottland. Ich habe gehört, dass man dort die seltsamsten Dinge isst und trinkt.«
»Glauben Sie, dass Miranda und ihr Ehemann jemals auf dem Kontinent waren?«
»Sie hat gesagt, sie hätten nie genügend Geld für derartige Reisen gehabt.« Wieder runzelte Swan nachdenklich die Stirn. »Aber einmal ...«
»Aber was?«, fragte Emma in geradezu schmeichlerischem Ton.
»Nichts weiter. Nur, einmal war Miranda furchtbar wütend, weil eins der Mädchen einer ihrer eleganten Freundinnen Tee über ihr Kleid geschüttet hatte. Sie hat in einer Sprache geflucht, die ich noch nie gehört hatte. Hinterher hat die elegante Freundin gelacht und ihr zu dem, was sie hervorragende Italienischkenntnisse nannte, gratuliert.«
Emma machte in Edisons Augen das vertraute Blitzen aus. Sie wusste, was er dachte, aber sie schüttelte warnend den Kopf und wandte sich freundlich wieder an Swan.
»Viele Leute lernen Französisch, Griechisch oder Italienisch«, sagte sie.
»Ich bezweifle, dass es viele Schauspielerinnen mit derartigen Sprachkenntnissen gibt«, widersprach Edison. »Vor allem Schauspielerinnen, die nie über Wanderbühnen hinausgekommen sind.«
Emma ging nicht auf seine Worte ein. »Swan, sind Sie nur, weil Miranda zufällig ein paar italienische Flüche kannte, zu dem Schluss gekommen, dass sie eine Zeit lang in Italien war?«
»Als ihre Besucherin danach gefragt hat, hat Miranda etwas von einem Hauslehrer gesagt. Aber ihre Freundin hat widersprochen und gesagt, kein Hauslehrer brächte einem jemals eine derartige Gossensprache bei. Miranda hat daraufhin gelacht und das Thema gewechselt. Aber ich konnte sehen, dass ihr bei dem Gespräch unbehaglich gewesen war. Was ich einigermaßen seltsam fand.« Swan machte eine Pause. »Aber weshalb hätte sie nicht einfach erzählen sollen, dass sie einmal in Italien war?«
»Ja, weshalb?«, fragte auch Edison. »Sagen Sie, wonach haben Sie an dem Abend, an dem Sie in meine Bibliothek eingebrochen sind, gesucht?«
Swan erbleichte, und abermals flackerte in seinen Augen Panik auf. »Sie wissen darüber Bescheid? Ich schwöre, ich habe nichts gestohlen, Sir. Ich habe mich nur ein bisschen umgesehen.«
»Ich weiß, dass Sie nichts genommen haben. Aber wonach haben Sie gesucht?«
»Ich weiß es nicht. Genau das war ja das Problem, falls Sie verstehen, was ich meine.«
»Eine etwas seltsame Art, eine Durchsuchung anzugehen«, meinte Edison.
Swan fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sah Emma flehend an, ehe er sich wieder an Edison wandte. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Miranda manchmal etwas eigentümlich war. Nach unserer Rückkehr von Ware Castle war sie geradezu besessen davon, Miss Greyson für ihren Plan zu gewinnen. Ich glaube, sie ging sogar so weit, dass sie versuchen wollte, Miss Greyson zu zwingen, sich an ihrem Vorhaben zu beteiligen. Aber sie meinte, Sie, Sir, stünden ihr im Weg. Also wollte sie mehr über Sie herausfinden.«
»Hat sie Chilton Crane in der Hoffnung getötet, dass Miss Greyson dadurch ihre Anstellung bei Lady Mayfield verliert?«, fragte Edison geradeheraus.
Swans Miene verriet Betrübnis und Verwunderung. »Damals habe ich mir eingeredet, dass meine wunderschöne Miranda sicher niemanden umbringen würde, nur damit ihr Plan gelingt. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich weiß, dass sie in der Nacht, nachdem Sie Ihre Verlobung mit Miss Greyson bekannt gegeben haben, außer sich war vor Zorn. Am nächsten Tag hat sie zu mir gesagt, Sie hätten alles kaputtgemacht, aber sie hat nicht gesagt, warum.«
»Sie war der Überzeugung, wir wären nicht richtig verlobt, und deshalb hat sie Sie damit beauftragt, sich in Mr. Stokes Haus nach möglichen Beweisen dafür umzusehen«, mutmaßte Emma.
Swan stieß einen Seufzer aus. »Als ich mit leeren Händen zurückkam, hat sie einen Wutanfall bekommen und gesagt, ich wäre ein nutzloser Idiot. Und dann hat sie mich auf die Straße gesetzt.«
»Waren Sie derjenige, der am Tag nach Cranes Ermordung im Wald von Ware Castle auf mich geschossen hat?«, fragte Edison in beiläufigem Ton.
»Auf Sie geschossen?« Swan war ehrlich schockiert. »Nein, Sir, ich schwöre, so etwas habe
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