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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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wieder braucht. Sie wissen sehr wohl, dass ich Ihnen bisher durchaus nützlich gewesen bin.«
    »Sehr nützlich.«
    Sie sah rot, als sie seinen herablassenden Ton vernahm. »Verdammt, Edison, wenn Sie mir nicht erlauben, die Aufgaben zu erfüllen, derentwegen Sie mich eingestellt haben, sehe ich mich gezwungen, auf der Stelle zu kündigen.«
    »Das können Sie gar nicht. Schließlich habe ich noch nicht Ihr Empfehlungsschreiben aufgesetzt.«
    »Ich meine es ernst, Sir.«
    Wenige Meter von der Stelle entfernt, an der Victoria sie beide erwartete, brachte er sie zum Stehen. Sein Blick verriet nicht die geringste Belustigung.
    »Ihre Aufgabe besteht darin zu tun, als wären Sie meine zukünftige Frau«, sagte er. »Ich schlage also vor, dass Sie sich ganz darauf konzentrieren, denn bisher haben Sie in dieser Rolle nicht gerade geglänzt.«
    Emma war derart empört, dass sie ihn am liebsten wie ein Fischweib angekeift hätte. Gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich daran, dass sie sich in einem überfüllten Ballsaal befand.
    »Ich habe in der Rolle also nicht geglänzt«, zischte sie erbost. »Ich habe in der Rolle nicht geglänzt? Wie können Sie es wagen, so etwas zu behaupten, Sir? Ich habe die Rolle Ihrer Verlobten geradezu hervorragend gespielt.«
    »Da, sehen Sie?« Voll des Bedauerns schüttelte er den Kopf. »Als meine Verlobte sollten Sie lächeln und süß und unbekümmert sein. Stattdessen muss jeder, der uns momentan beobachtet, den Eindruck haben, Sie würden mir am liebsten an die Gurgel springen.«
    Sie setzte ihr charmantestes, strahlendstes Lächeln auf. »Damit hätten die, die uns beobachten, ganz sicher Recht.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte hoch erhobenen Hauptes in Richtung Victoria.
     
    Edison grübelte immer noch über ihre Auseinandersetzung, als er eine Stunde später seinen Club verließ. Er verstand nicht, weshalb ohne jede Vorwarnung plötzlich ein solcher Sturm über ihn hereingebrochen war. Das Letzte, was er heute Abend beabsichtigt hatte, war ein erneuter Streit. Sein einziges Ziel war schließlich, sie in Sicherheit zu wissen, bis der Mörder den Behörden übergeben war.
    Edison machte sich nicht die Mühe, herausfinden zu wollen, ob ihn vielleicht durch die dünnen Nebelschleier in der St. James Street jemand beobachtete. Er spürte die Gegenwart des anderen, da ihm ein kalter Schauder über den Rücken rann. Seit zwei Tagen war er sicher, dass ihm der junge Vanzakämpfer beständig auf den Fersen war.
    Kutschenlampen schimmerten trüb im Nebel, und Edison machte sich, die vertrauten Geräusche des nächtlichen London in den Ohren, auf den Weg. Das gedämpfte Klappern von Hufen und das Klirren und Quietschen des ledernen Zaumzeugs hallten ebenso in der Dunkelheit wie das trunkene Gelächter einiger modisch gekleideter junger Stutzer.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie die jungen Gecken in eine schmalen Gasse abbogen. Er wusste, sie verbrächten die Stunden bis zur Dämmerung mit der Suche nach diversen Formen des Lasters und ungesunder Vergnügungen. Tief in diesen engen Straßen fänden sie rauchige Spielhöllen und Bordelle, in denen es alle Arten der Perversion zu kaufen gab.
    In Edison stieg sein alter Ärger über diese Menschen auf. Sein Vater hatte ein ebenso sorgloses, sinnloses Leben geführt wie diese jungen Draufgänger. Wesley Stokes hatte als einziges Lebensziel die unermüdliche Suche nach bedeutungslosen, lasterhaften Vergnügungen gehabt.
    Edison dachte an das, was er Emma an dem Tag hatte sagen hören, als sie von Victoria zum Tee beordert worden war. Es muss Ihnen das Herz gebrochen haben zu erkennen, was für ein verantwortungsloser Schwerenöter Ihr Sohn gewesen ist.
    Emma hatte Recht gehabt. Victoria musste die Wahrheit über seinen Vater gekannt haben. Sie war zu intelligent, als dass ihr hätte verborgen bleiben können, dass Wesley im Grunde seines Herzens ein unheilbarer Spieler und ein skrupelloser Frauenheld gewesen war. Wie sehr sie ihn auch sicher geliebt hatte, musste es sie über alle Maßen betrübt haben zu wissen, dass ihr Sohn und gleichzeitig der Stammhalter der Familie durch seine eigenen unkontrollierbaren Leidenschaften der Verdammnis anheim gefallen war.
    Auch in allen anderen Dingen hatte Emma Recht gehabt. Sicher hatte Victoria sich die Schuld daran gegeben, dass ihr Sohn ein solcher Widerling gewesen war. Jedesmal, wenn sie Wesleys Porträt in ihrem Wohnzimmer betrachtete, musste sie der Tatsache ins Auge sehen,

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