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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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dass sie bei der Erziehung ihres Sohnes versagt hatte.
    Ebenso wie er sich die Schuld daran geben würde, entwickelte sich sein Sohn einmal zu einem wenig ehrenhaften Mann.
    Sein Sohn.
    Er blickte in den Nebel und sah plötzlich eine Zukunft, nach der er sich schmerzlich sehnte, eine Zukunft, in der Emma ihrer beider Baby in den Armen hielt.
    Die Vision war so real, dass er ganz plötzlich stehen blieb. Ein wenig überrascht stellte er fest, dass er weiter gegangen war, als er geplant hatte. Diese Erkenntnis brachte ihn in die Gegenwart zurück.
    Ein paar Minuten hatte er beinahe vergessen, weshalb er auf der Straße war. Ein derartiger Lapsus konnte gefährlich sein. Er war nicht hier, um über die Vergangenheit, die Gegenwart und die ungewisse Zukunft nachzudenken. Und dass es generell nicht gut war, wenn man über Dinge grübelte, die man sowieso nicht ändern konnte, hatte er bereits vor langer Zeit gelernt.
    Er blickte auf eine vorbeifahrende Droschke und überlegte kurz, ob er sie herbeiwinken sollte. Da er seine eigene Kutsche für Emma und Victoria zurückgelassen hatte, war er ohne Fahrzeug hier. Die beiden Detektive, die er am Nachmittag angeheuert hatte, brächten die beiden Frauen, als Kutscher und Page getarnt, sicher von dem Ball nach Haus zurück.
    Er selbst hatte andere Dinge zu erledigen. Und diese Dinge erforderten seine gesamte Aufmerksamkeit.
    Er bog in eine nebelverhangene, enge Gasse ein, an deren Ende er die verführerischen Lichter einer Spielhölle ausmachte. In einer nahe gelegenen Tür schnaufte und stöhnte ein Mann heiser über der Prostituierten, die er gegen eine Wand gedrückt hatte, und die aufmunternde Worte murmelte. Ihr Kichern klang grell und vollkommen falsch.
    Edison ging weiter in Richtung der strahlenden Lichter der Unterwelt, die am Ende der schmalen Gasse lag. Er drehte sich nicht um und blickte auch nicht über die Schulter zurück. Dazu bestand keine Notwendigkeit. Er hörte keine Schritte hinter sich, aber er wusste, dass sein Verfolger ebenfalls in den dunklen Weg gebogen war.
    Einer solchen Gelegenheit könnte der Vanzakämpfer sicherlich nicht widerstehen. Er war einfach zu jung, um die Vorzüge der Strategie der Geduld verinnerlicht zu haben.
    Während er mit ruhigen Schritten in Richtung Spielhölle ging, machte er seinen Mantel auf, schlüpfte gemächlich aus den Ärmeln und legte das schwere Kleidungsstock wie einen Umhang über seine Schultern.
    Der junge Kämpfer war überraschend gut. Der Angriff erfolgte schnell und beinahe vollkommen geräuschlos. Hätte Edison ihn nicht erwartet, hätte er das verräterische Wispern leisen Atmens sicher nicht gehört.
    So jedoch verriet es ihm die genaue Position des Angreifers.
    Edison trat einen Schritt zur Seite und wirbelte herum. Die Lichter der Spielhölle boten gerade genug Helligkeit, als dass er die maskierte Gestalt von der Seite näher kommen sah.
    Als er merkte, dass sein Opfer ihn entdeckt hatte, trat der Vanzakämpfer mit seinem schweren Stiefel aus.
    Edison wich ein Stück zurück. »Was ist denn das? Gibt es heute etwa keine förmliche Herausforderung? Das ist ja geradezu beleidigend. Wo ist Ihr Sinn für Tradition?«
    »Sie ehren die alten Traditionen nicht, und deshalb bedarf es auch keiner traditionellen Herausforderung.«
    »Eine äußerst praktische Entscheidung. Gratuliere. Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für Sie.«
    »Sie machen sich über mich lustig, Oh-Großartiger-der-Sie-aus-dem-Zirkel-ausgetreten-sind. Aber nicht mehr lange, sage ich.«
    »Sie täten mir wirklich einen Gefallen, wenn Sie mich nicht immer so anreden würden, als ob ich einer alten Legende entsprungen wäre, junger Mann.«
    »Ihre Legende endet heute Nacht.«
    Der Kämpfer tänzelte näher, trat wieder zu und verfehlte abermals sein Ziel.
    »Legen Sie den Mantel ab«, schnauzte er sein Gegenüber an. »Oder haben Sie wieder die Absicht, eine Pistole zu benutzen, obgleich unser beider Chancen heute gleich groß sind?«
    »Nein. Ich habe nicht die Absicht, eine Pistole zu benutzen.« Edison machte einen Schritt zurück und ließ den Mantel von den Schultern gleiten.
    »Ich wusste, dass Sie irgendwann die Herausforderung annehmen würden.« Die Stimme des Kämpfers verriet eine gewisse Befriedigung. »Man sagte mir, dass Sie, obgleich Sie aus dem Zirkel ausgetreten sind, immer noch die Ehre eines echten Vanza haben.«
    »Eigentlich gehört meine Ehre nicht Vanza, sondern mir.« Edison wich dem nächsten Tritt aus, machte eine

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