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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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vermissen.
    Neben ihm lagen ein Getränkehalter aus grauer Pappe, zwei leere Flaschen Mineralwasser und eine Big-Mac-Verpackung. Er stopfte den Müll in eine große Papiertüte, die ebenfalls auf der Ladefläche herumlag, und knüllte diese zu einem festen kleinen Ball. Wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von Stirn und Schläfen. Schaute wieder nach draußen.
    Sven kam näher. Allein. Nein, doch nicht. Er hatte eine rothaarige Frau im Schlepptau, die Thomas auf dem Arm trug. Das musste Valerie sein. Sven hatte nicht zu viel versprochen, sie war tatsächlich ziemlich hübsch. Nicht ganz sein Typ, aber er konnte gut verstehen, dass Sven etwas an ihr fand. Oder an ihr gefunden hatte. Schlank, lange Beine und ein fein geschnittenes Gesicht. Sie trug eine schwarze Hose, und das Rot ihrer Bluse mit Umschlagkragen biss sich mit dem Farbton ihrer hochgesteckten Locken. Sonderlich ausgeschlafen sah sie nicht aus.
    Nachdem die beiden sich voneinander verabschiedet hatten, kam Sven direkt auf ihn zu. Seine Miene war zugleich besorgt und angespannt.
    Als kurz darauf ein dunkelgrüner Saab mit Valerie am Steuer an Sven vorbeifuhr, duckte Maier sich noch tiefer hinter die Rückenlehne. Durch die Heckscheibe sah er, wie das schwedische Cabrio, ohne das Tempo zu drosseln, vom Parkplatz brauste. Als es außer Sicht war, krabbelte Maier nach vorn auf den Fahrersitz und ließ das Fenster herunter. Die laue Brise von draußen sorgte kaum für Abkühlung.
    Sven öffnete die Tür und ließ sich neben Maier in den Sitz fallen. »Sie hat’s geschluckt«, sagte er. »Von A bis Z.«
    »War das eine so lange Geschichte? Du bist beinahe eine Stunde da drin gewesen.«
    »Ich bin fast nicht zu Wort gekommen. Sie hat mich pausenlos ausgeschimpft. Was ich für ein Versager bin. Dass ich Thomas nie mehr zu Gesicht kriege, dass ich kriminell bin, dass sie sich nie mit mir hätte einlassen sollen …« Sven seufzte und starrte düster vor sich hin. »Sie verlangt Polizeischutz. Auf der Stelle hat sie bei Walter angerufen. Der Sack hat wahrscheinlich schon den Polizeipräsidenten und weiß Gott wen noch bei sich am Tisch sitzen. Bestimmt stehen die demnächst bei mir vor der Tür.«
    »Dein letzter freier Abend, mein Junge.«
    Sven sah Maier an. »Ich weiß. Und ich habe mich bereits damit abgefunden. Weißt du … mir ist gerade klar geworden, dass ich Thomas wahrscheinlich nie wiedersehen werde. Wenn mir das vor einem Monat jemand prophezeit hätte, wäre ich wahrscheinlich total durchgedreht. Aber jetzt habe ich meinen Frieden damit. Er hätte tot sein können, durch meine Schuld. Valerie hat recht. Ich bin ein Versager. Und ein Krimineller.«
    Maier startete den Kangoo. Fuhr vom Parkplatz.
    Der wirkliche Schock stand Sven erst noch bevor, wenn sein Körper das Adrenalin und den Stress abgebaut hätte und die Realität ihm richtig zu Bewusstsein kam. Dann würde ihm klar werden, dass er seine Praxis los war und seinen Sohn nicht
würde heranwachsen sehen. Dass er tatsächlich mit leeren Händen dastand. Ganz von vorn anfangen musste.
    Und dann würde er komplett abstürzen.
    Natürlich war Sven an all dem selbst schuld. Aber das machte es nicht weniger bitter.
    Die Dämmerung war hereingebrochen. Maier schaltete die Innenbeleuchtung ein.
    Als sie sich der Ampel am Ende der Straße näherten, fragte Sven: »Kannst du noch eben bei meiner Praxis vorbeifahren? Ich möchte ein bisschen zusätzliches Verbandszeug und ein paar andere Sachen mitnehmen. Zu Hause habe ich nichts.«
    Sie legten die kurze Strecke schweigend zurück. Svens Praxis lag am Rand eines Wohnviertels. Maier parkte halb auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig.
    Als Sven links hinter dem freistehenden Gebäude verschwunden war, fischte Maier sein Handy aus der Tasche und spielte mit dem Gedanken, Susan anzurufen. Entschied sich aber dagegen, weil Sven jeden Augenblick zurückkommen konnte. Er fühlte sich müde und dreckig. So müde, dass er nicht sicher war, ob er es überhaupt noch bis unter die Dusche schaffen oder doch auf der Stelle ins Koma sinken würde, kaum dass die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss gefallen wäre. Er war völlig fertig. Nicht nur hatte er in der letzten Nacht in Paris kaum ein Auge zugetan, sondern auch die lange Reise, die Hitze und die Anspannung forderten allmählich ihren Tribut.
    Morgen früh würde er sich besser fühlen. Erholt, erfrischt und ausgeschlafen. Er freute sich darauf, zu Susan zu fahren, aber das war nicht das Einzige. Nachdem er

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