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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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tagelang im Verkaufsschlager von Renault durch die Gegend getuckert war, hatte die Aussicht auf eine lange Fahrt über kurvige Straßen in seinem eigenen Carrera S4 geradezu etwas Festliches an sich.
    Er streckte sich und spürte die Müdigkeit wie eine Decke über sich fallen. Seine Augenlider wurden schwer wie Blei.
Er war mit seinen Kräften am Ende. Was jetzt noch kommen mochte, war nicht mehr sein Problem. Valerie und Thomas würden Polizeischutz erhalten. Sven würde vermutlich noch heute Abend verhaftet, und – wie bitter das auch sein mochte – so war doch wenigstens für seine Unversehrtheit gesorgt. Und Svens Geschichte enthielt genügend Hinweise, anhand derer herauszufinden sein musste, wer die Drahtzieher in dieser ganzen Hormon-Doping-Sache waren.
    Noch ehe Susan und er aus Wales zurück waren, konnte der ganze Fall gelöst sein.
    Immer träger döste er vor sich hin.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, eine Minute oder auch zehn, als er aus dem Augenwinkel einen Schemen wahrnahm, der vom anderen Ende des Gebäudes her jetzt auf ihn zugelaufen kam. Das musste Sven sein. Mechanisch streckte Maier die rechte Hand aus, um den Wagen zu starten.
    Sven schien es eilig zu haben.
    Sehr eilig.
    Der Mann, der im Begriff war, knapp vor dem Kangoo vorbeizurennen, dann aber abrupt stehen blieb, um einen Lastwagen passieren zu lassen und sich dabei mit der behandschuhten Hand auf der Motorhaube abstützte, war nicht Sven.
    Maier fuhr in seinem Sitz hoch. Ein dunkelhaariger Mann, gedrungener Körperbau, schulterlange Locken und monströse Narben im Gesicht. Als mit lautem Dröhnen der Laster vorbeizog, wandte der Mann den Kopf nach rechts, und für den Bruchteil einer Sekunde begegneten sich ihre Blicke. Maiers Finger hielten wie erfroren den Zündschlüssel. Dann setzte der Fremde sich in Bewegung und verschwand auf der anderen Straßenseite zwischen zwei Häuserzeilen.
    Es war alles viel zu schnell gegangen, als dass Maier irgendwie hätte reagieren können.
    Aber er war schlagartig hellwach. Tausende von Alarmglocken
schallten durch seinen Kopf. Reflexartig wandte er sich zur Rückbank um und zog den Reißverschluss der Reisetasche auf. Fand die Glock, zog den Schlitten zurück, steckte sich die Waffe hinten in den Hosenbund und stieg aus. Während er den gepflasterten Weg zum Hintereingang der Tierarztpraxis entlangging, wurde die dumpfe Vorahnung in seinem Bauch immer beklemmender.
    Er hätte mitgehen sollen, er hätte Sven nicht allein lassen dürfen. Sie waren schneller, als er erwartet hätte.
    Er hatte sie unterschätzt.
    Verdammt!
    Hinter dem Haus befand sich ein von Mauern eingegrenzter kleiner Hof. Die Eingangstür der Praxis stand einen Spaltbreit offen.
    Er zog die Glock.
    Sein Herz pochte laut in der Brust.
    Irgendwas war hier ziemlich faul. Das spürte er. Er wusste es.
    Mit der Schuhkante drückte er die Tür ein Stück weiter auf. Streckte die Pistole vor, presste den Rücken an die Wand, duckte sich. Ein paar hohe, gelbe Container, kleinere und größere Plastikbehälter. Maier war oft genug hier gewesen, um zu wissen, wofür die dienten. Für tote Tiere, medizinischen Abfall und anderen von Operationen übrig gebliebenen Dreck. Auf einem Brett lagen Handtücher und Medizinpackungen. Mit wenigen Schritten über den gefliesten Boden hatte er die zweite Tür erreicht. Die war verschlossen. Dahinter, so wusste er, befand sich der Operationsraum, ein kleines Zimmer mit Schränken, Medikamenten und medizinischem Gerät an den Wänden und einem hydraulischen Operationstisch in der Mitte.
    Maier zog sich den Ärmel seiner Baumwolljacke über die Hand und drückte die Klinke herunter.
    Den Geruch, der ihm entgegenschlug, hätte er aus tausend anderen Gerüchen heraus sofort erkannt. Er hatte ihn im Laufe
der Zeit besser kennengelernt, als ihm lieb war. Ihn schauderte. Er wollte das nicht sehen.
    Nicht Sven. Nicht hier.
    Svens Oberkörper lehnte seitlich an einem Wandschrank. Sein weißes Replay-T-Shirt war blutdurchtränkt. Die rote Flüssigkeit glitzerte im Neonlicht, sein Mund stand offen, unter den halb geschlossenen Lidern starrten seine Augen glasig nach oben. Er stand in einer dunkelroten Pfütze wie eine Wachsfigur aus dem Gruselkabinett.
    Maier stockte der Atem.
    Langsam ging er auf den Tierarzt zu. Immerhin war er geistesgegenwärtig genug, den Blutspritzern und Flecken auf dem Boden auszuweichen. Er beugte sich vor. Nahm Svens Kopf in die Hände und hob sein auf die Brust gesunkenes

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