Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
Vom Netzwerk:
tödlich. Nicht nur für Fasane.
    »Warst du damit auf der Jagd?«
    Jeanny setzte sich ans Kopfende des Tisches. »Ich? O nein. Bis du angerufen hast, wusste ich gar nicht mehr, dass ich das Ding noch hatte.« Leise fügte sie hinzu: »Aber ich hab mich lang genug in die Ecke drängen lassen.«
    Maier gab ein Brummen von sich.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Susan.
    »Abwarten.« Er probierte den noch warmen Kuchen.
    »Ich habe wenig Lust, hier den Lockvogel zu spielen.«
    »Das tätest du in den Niederlanden genauso«, sagte Maier. »Wenn es derselbe Kerl ist, dann war er gestern Abend noch in Den Bosch. Da kann man nichts machen, solche Leute finden dich überall. Jetzt ist er hier in Wales. Am besten bleiben wir auch hier, dann geht die Sache schneller.«
    Und ich halte ihn von Susans Wohnung fern , fügte er im Stillen hinzu.
    Während Maier seinen Kuchen aß, spürte er Jeannys Blicke
auf sich ruhen. Um sein äußeres Erscheinungsbild wettzumachen, versuchte er, möglichst nett und zuvorkommend zu sein, aber es wollte ihm nicht recht gelingen. Vielleicht war er auch nur halb bei der Sache, weil seine andere Hälfte am liebsten mit Susan allein gewesen wäre. Und weil Jeannys forschende Blicke ihm nur allzu bewusst machten, dass er auch mit Schlips und Kragen, mit bestem Willen und größtmöglicher Liebenswürdigkeit, alles andere war als der ideale Schwiegersohn.
    »Das war sehr lecker.« Demonstrativ schob er den Teller ein Stück von sich weg. »Ich würde mich gern kurz aufs Ohr legen.«
    »Schlafen? Es ist vier Uhr nachmittags.«
    Über den Tisch warf er Susan einen Blick zu. »Kannst du mich heute Abend gegen elf oder zwölf wecken? Wenn du früher ins Bett willst, eben früher.«
    Ihr Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    »Ich will nicht aussschließen, dass er heute Nacht wiederkommt«, erklärte er. »Dann möchte ich einen klaren Kopf haben. Also lege ich mich besser jetzt eine Weile hin.« Er schob den Stuhl zurück und erhob sich. Sein Blick fiel auf das Jagdgewehr. Dann auf Jeanny.
    Kurz zweifelte er. Es war ihres.
    Aber er wollte es lieber griffbereit haben.
    »Ich würde das Gewehr gern mitnehmen, wenn es geht.«
    »Wie du willst«, sagte Jeanny. »Ich kann sowieso nicht damit umgehen. Als ich das letzte Mal damit geschossen hab, hätte der Rückstoß mir fast den Arm ausgekugelt.«
    Maier grinste. Er sah es lebhaft vor sich: die zartgliedrige Frau mit dem schweren Jagdgewehr. Der Stoß war wahrscheinlich ziemlich heftig gewesen.
    »Hast du überall abgeschlossen?«, fragte er.
    Jeanny nickte.
    »Hättest du was dagegen, wenn ich im Erdgeschoss noch mal alles abgehe?«
    »Nein. Aber nötig ist es nicht.«
    Küchenfenster und Haustür hatte er gleich nach seiner Ankunft überprüft. Er ging nun weiter durch die Küche nach hinten, wo er auf ein Wohnzimmer stieß, das so ähnlich aussah wie Susans. Kiefernholz, verschiedene Gelb- und Blautöne. Auch hier kontrollierte er die Fenster. Alles war fest verschlossen. Wenn der Kerl hier reinkommen wollte, musste er einbrechen, und das würde nicht ohne einen Heidenlärm abgehen.
    Über das Wohnzimmer gelangte er in einen Flur. Die Hintertür war ebenfalls verschlossen. Er stand nun vor einer weiteren Tür, die zur Waschküche führte. Auf einer Waschmaschine stand ein Wäschekorb, davor war ein Bügelbrett aufgestellt. Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch. Er drehte sich um.
    Jeanny.
    Die Ähnlichkeit zu ihrer Tochter war fast schon unheimlich. Für den Bruchteil einer Sekunde kam es ihm vor, als blickte er in die Zukunft. Als stünde Susan in der Tür, fünfundzwanzig Jahre später.
    Es waren schlimmere Aussichten denkbar.
    Aber anders als bei ihrer Tochter lag in Jeannys Blick keine Wärme.
    »Susan erzählte, du hättest eine Softwarefirma gehabt.« Sie verschränkte die Arme. »Mit fünfzig Beschäftigten.«
    »Ja, stimmt.«
    Sie sah ihn forschend an. »Aber die hast du nicht mehr.«
    »Nein, jetzt nicht mehr.«
    Wieder dieser bohrende Blick.
    Er schaute zur Seite. Verspürte auf einmal das Bedürfnis nach einer Zigarette.
    »Mir kannst du nichts erzählen«, sagte sie plötzlich mit leicht erhobener Stimme. »Ich habe genug Soldaten gesehen, um einen zu erkennen, wenn er vor mir steht.«
    »Du täuschst dich.«
    »Ich verlasse mich auf meine Augen und Ohren. Du gibst nichts preis, wenn du sprichst, du bewegst dich wie eine große Katze, und genauso funkelst du auch aus den Augen. Du hast eine lange Reise hinter dir, hast nichts

Weitere Kostenlose Bücher