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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Hab ich dir nicht gesagt, ich würde dich finden, wenn du wegläufst? Und was ich dann mit dir machen würde, habe ich dir auch gesagt.«
    Dann sah er Susan direkt ins Gesicht. »Und jetzt ist Schluss mit lustig, junge Dame. Lass dein Spielzeug da auf den Boden fallen und stoß es mit dem Fuß zu mir rüber.«
    Susan zögerte. Sil hatte ihr eingeschärft, in lebensbedrohlichen Situationen nie, aber auch wirklich niemals auf irgendwelche Wünsche oder Forderungen einzugehen. Er hatte es ihr geradezu eingehämmert: Nie unter Zwang in ein Auto steigen, sich nie freiwillig fesseln lassen, um den Gegner zu besänftigen. Und nie die eigene Waffe aus der Hand geben. Niemals. Denn sobald man sich ausliefert, ist man jede Kontrolle über das eigene Leben los. Nie zulassen, dass jemand anders die Entscheidungen trifft, die man selbst treffen muss. Sondern im Zweifelsfall kämpfen, sich mit aller Kraft wehren. Es ist wahrscheinlich die letzte Chance, mit dem Leben davonzukommen.
    Ihre Finger schlossen sich fester um das Stungun. Sie sah ihre Mutter an, die das Gesicht vor Angst zu einer Grimasse verzogen hatte und krampfhaft auf den Zehenspitzen balancierte, die den Teppich kaum berührten. Roger schmiegte grinsend seine Wange an Jeannys, als tanzten die beiden einen makaberen Tango. Sein Kopf war rot vor Anspannung.
    Kämpfen.
    Sie setzte mit einem Sprung auf ihn zu und rammte ihm das Stungun in den Hals. Er schrie auf, wehrte sie ab und verlor
das Gleichgewicht. Im Fallen riss er Jeanny mit. Susan stürzte sich auf ihn und stieß ihm die Kontaktpunkte erneut gegen den Hals. Das elektrische Geknister, das durch seinen Körper jagte, wurde von seiner Haut absorbiert. Er zappelte, schrie, fluchte, mähte mit den Armen durch die Luft.
    Mistding, wird’s endlich!
    Im nächsten Augenblick lag er reglos da. Alle Muskelspannung war aus seinem Körper gewichen, seine Augen waren geschlossen, sein Mund stand halb offen, entspannt, als ob er schliefe.
    Jeanny versuchte, sich von Roger zu befreien. Susan löste seine Finger von den beiden Holzblöcken, die an den Enden des Eisendrahts befestigt waren. Zog an seinem Arm, versuchte, Roger auf die Seite zu drehen, ihn von Jeannys Körper herunterzuwälzen. Er war von gewöhnlicher Statur, schien ihr aber dreihundert Kilo schwer zu sein.
    Auf den Ellbogen kam Jeanny unter ihm hervorgekrochen. Sie befreite ihren Hals von dem Draht. Schnappte nach Luft, atmete tief durch. Musste husten, Tränen traten ihr in die Augen. Schräg über ihren Hals lief ein dunkler, violetter Streifen, wie Susan nun sah. Jeanny rieb mit der Hand darüber.
    Kurz sahen sie einander in die Augen.
    Es dauerte einen Moment, bis Susan bewusst wurde, dass sie sich beeilen mussten. Roger würde nicht ewig bewusstlos bleiben. »Schnell, er kann gleich wieder zu sich kommen.«
    Jeanny kniete auf dem grünen Teppich und rieb sich die Kehle. Sie hatte Mühe zu atmen und hörte Susans Worte kaum.
    Susans Blick fiel auf Rogers Schlips. Glänzender Stoff mit gelben und blauen Querstreifen. Sie begann den Knoten zu lösen.
    »Halt seine Hände fest«, sagte sie. »Hilf mir.«
    Jeanny kam in Gang und zog Roger die Arme nach hinten auf den Rücken. Sie arbeiteten nicht mit. Susan knotete
ein Schlipsende um eines der Handgelenke, wand den glatten Stoff dann um das andere und zog beide zusammen. Machte einen Knoten und zog diesen so fest zusammen, wie sie konnte. Machte noch einen Knoten. Und einen dritten.
    Es funktionierte nicht. Das Material war zu elastisch.
    Sie griff nach dem Eisendraht, den ihre Mutter gerade noch am Hals gehabt hatte. Zog Rogers Beine zusammen und fing an, sie mit dem Draht zu umwinden, direkt über den Knien. Sie arbeitete gehetzt, wissend, dass er jeden Augenblick wieder zu sich kommen und ihr einen Tritt verpassen konnte.
    Von dem vorigen hatte ihr Magen sich noch längst nicht erholt. Sie wusste, dass sie nicht die Kraft haben würde, noch einmal zu kämpfen. Der Adrenalinstoß und der Schmerz hatten sie ziemlich erschöpft.
    Der Eisendraht ließ sich nicht verknoten.
    Roger begann sich zu bewegen. Murmelte etwas, als würde er aus dem Schlaf erwachen, schien dann aber wieder wegzudämmern.
    Für den Bruchteil einer Sekunde begegneten sich ihre Blicke.
    Jeanny sprang auf. »Ich gehe was holen.«
    Susan hörte ihre Schritte auf der Treppe. Dann einen schrillen Schrei: »Skip!«
    »Beil dich«, kreischte Susan, »er kommt zu sich, mach schnell!«
    Sie mühte sich nach Kräften, aus dem Draht einen Knoten zu

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