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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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verbergen. Nicht mittels markiger Worte, sondern indem er immer stiller wurde. In der letzten halben Stunde hatte keiner von beiden ein Wort gesagt.
    Sven kontrollierte die Waffen, was Maier selbst heute Morgen vor der Abreise bereits getan hatte und was folglich vollkommen überflüssig war. Das neurotische Klicken des Patronenmagazins im Gehäuse fiel ihm auf die Nerven. Er musste sich zusammenreißen, um Sven gegenüber nicht ausfällig zu werden. Auch das, so machte er sich klar, gehörte dazu.
    Ihm machte der Stress wahrscheinlich weniger zu schaffen als Sven. Seit er vor Jahren seine Feuertaufe überstanden hatte, hatte er sich dermaßen oft in lebensgefährliche Situationen begeben, dass er sie schon nicht mehr zählen konnte.
    »Steck das Zeug weg, Sven. Bevor ein LKW-Fahrer es sieht.«
    Sven verstaute die Waffen wieder in der Reisetasche, die vor seinen Füßen stand.
    »Schaust du mal auf der Karte nach, wo das ist? Die steckt hinten in der schwarzen Tasche.«
    »Wo was ist?«
    »Die Straße dieser Firma. Ich will da kurz vorbeifahren, bevor wir uns in der Wohnung einquartieren. Ein bisschen Lokalkolorit schnuppern.«
    Sven reckte sich nach hinten und war die folgenden Minuten ganz damit beschäftigt, das Straßennetz von Paris zu ergründen.
    Im Stillen fragte Maier sich zum wiederholten Mal, ob es wirklich klug gewesen war, Sven mitzunehmen. Auf einem Übungsplatz, einem Schießstand als Teil einer sicheren, betongeschützten Anlage, mochte er ja treffsicher sein, aber auf bewaffnete
Kriminelle zu zielen und möglicherweise selbst jeden Moment getroffen zu werden, das war doch eine ganz andere Geschichte. Lautlos zu arbeiten, war im Übrigen auch nicht ohne. Augen im Hinterkopf zu haben. Einschätzen zu können, ob von nur vage erkennbaren, dunklen Umrissen eine Bedrohung ausging, oder nicht. Die eigenen Atemzüge unter Kontrolle zu behalten. Mit der größten Konzentration noch den kleinsten Lufthauch zu registrieren. Und so darauf zu reagieren, dass man im Zweifelsfall mit dem Leben davonkam und nicht einfach abgeknallt wurde.
    Der Druck war enorm. Sogar richtig harte Jungs konnten ihm erliegen. Ob Sven unter solch großem Druck wohl richtig funktionieren würde, darüber dachte Maier nach, seit er beschlossen hatte, ihn mitzunehmen. Zu behaupten, es täte ihm leid, war es noch zu früh. Bedenken hatte er aber durchaus.
    Als sie heute Morgen losgezogen waren, hatte er das Gespräch deshalb auch schnell auf praktische Dinge gelenkt. Dinge, auf die es ankommen würde, wenn sie erst in Paris waren und die Adresse geortet hatten. Dabei hatte er sorgfältig vermieden, etwas aus seiner Vergangenheit preiszugeben. Hatte jedes seiner Worte gut abgewogen. Weder Orts- noch Personennamen erwähnt. Vielmehr hatte er Sven eine Art Schnellkurs gegeben: in Kriegsführung.
    Sven war nicht blöd. Dass diese Kenntnisse nicht aus irgendwelchen Computerspielen stammten, konnte er sich denken. Aber er war zum Glück so klug, dass er nicht nachfragte.
    »Es liegt im Nordosten«, sagte Sven schließlich. »Mist. Jacks Safe House liegt ganz im Westen, genau am Périphérique. Mich trifft der Schlag.« Sven steckte die Karte weg.
    »Behalt die mal lieber in der Hand. Ich schätze, dass wir gleich entscheiden müssen, welche Ausfahrt wir nehmen.«
    »Gut, dass du an die Straßenkarte noch gedacht hast«, sagte Sven und schlug sie wieder auf. »Bei Renault haben sie die allermodernsten
Navigationssysteme, und ausgerechnet den einen Wagen, der noch keins hat, den geben sie mir.«
    »Tja, so was kommt vor«, sagte Maier leise.
    »Warum wolltest du eigentlich nicht mit zu Hertz?«
    Am Anfang einer der Straßen, die zum Charles de Gaulle führten, war Maier aus Svens Kangoo ausgestiegen und hatte eine Weile den startenden und landenden Fliegern zugeschaut. Auf internationalen Flughäfen wimmelte es von Kameras. Er wollte auf keinen Fall irgendwelche Spuren hinterlassen. Eine Dreiviertelstunde später hatte Sven ihn aufgegabelt, mit einem glänzend schwarzen Laguna.
    »Ich wollte mal eine Weile nicht dein Geschwätz am Hals haben«, erklärte Maier und rang sich ein Lächeln ab.
     
    Ein Wirrwarr aus alten Häusern, Geschäften und Firmen. Viel Kalksandstein und grober, von Autoabgasen geschwärzter Putz sowie Fensterläden mit Lamellen, die im zweiten und dritten Stock schief vor ungestrichenen Fenstern hingen. Kreuz und quer liefen mit krumm eingeschlagenen Nägeln befestigte schwarze Stromkabel über die Fassaden. Die asphaltierten

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