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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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viel du willst.«
    »Ich würd dann auch gleich wieder los.«
    Sie stand auf und ging mit den leeren Kaffeebechern in die Küche. Schenkte nach und kam ins Wohnzimmer zurück.
    »San«, sagte er, »das Zimmer von Alex, wo ich im Moment wohne, weißt du? Da ist die Miete nicht bezahlt. Die setzen mich vor die Tür. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich bei dir was unterstellen kann. Der Krempel ist ein bisschen empfindlich. «
    »Warum zahlst du nicht einfach die Miete?«
    Reno sah sie erstaunt an. »Miete zahlen?«
    »Ja. Genau wie für den Proberaum.«
    Er zuckte mit den Schultern und rührte geistesabwesend im Kaffee. »Den hab ich für vier Abende in der Woche. Das ist was anderes. Das Zimmer von Alex ist ja Wohnraum. Richtig mit Postadresse und so.«
    »Gefällt’s dir denn dort?«
    »An sich schon.«
    »Dann könntest du doch da bleiben?«
    Reno zog die Brauen hoch, als hätte sie ihm gerade etwas völlig Neues eröffnet. »Eigentlich schon, ja.« Dann schüttelte er den Kopf. »Aber wenn mein Zeug im Trockenen steht, ist mir im Grunde egal, wo ich schlafe. Irgendein Dach über dem Kopf werde ich schon finden.«
    »Bring die Sachen ruhig vorbei«, hörte sie sich selbst sagen. »Und wenn du willst, kannst du auch hierbleiben, bis Sil wiederkommt. «
    »Danke.« Reno stellte den Becher auf den Tisch. »Dann mach ich mich jetzt mal vom Hocker. Ich komm heute Abend wieder. Bist du dann da?«
    »Nach neun wahrscheinlich schon.«
    Er zog die Tür hinter sich zu.
    Sie trat ans Küchenfenster, zog den Vorhang zur Seite und sah Reno wie einen schwarzen, buckligen Schatten um die Ecke biegen, Richtung Innenstadt. Während sie auf den Gehsteig hinabstarrte, drängte sich ihr ein Gefühl auf, das sie nur allzu gut kannte. Ein beängstigendes und weinerliches Gefühl, wie sie es, seit Sil bei ihr eingezogen war, nicht mehr empfunden hatte.
    Das Gefühl, allein zu sein. Ganz und gar allein.
    Sabine wohnte schon seit Jahren in den Vereinigten Staaten. Von richtigem Kontakt zu ihrer fünf Jahre älteren Schwester konnte keine Rede mehr sein. Als sie noch zu Hause gewohnt hatten, war das allerdings auch kaum anders gewesen. Fünf Jahre Altersunterschied bedeuteten schon fast einen Generationenunterschied. Freundinnen von früher waren der Reihe nach in eine andere Welt eingetreten. Eine Welt mit Teilzeitjobs, gesundem Schuhwerk für Kinder, Diäten, kostenpflichtigen Krippen und Ehemännern mit Burn-out-Syndrom und blondierten Geliebten.
    Erst war ihnen der Gesprächsstoff ausgegangen, dann das Gefühl der Verbundenheit. Und es waren keine neuen Menschen an ihre Stelle getreten.
    Niemand, außer Sil.
    Wie konnte es sein, dass sie fünfunddreißig geworden war und einfach niemanden hatte, der für sie da war?
    Der Gedanke traf sie wie ein Schlag in den Magen.

14
    Sie fuhren auf der E15, etwa zwanzig Kilometer vor dem Anschluss an den Périphérique. Hinter den mit Graffiti überzogenen Lärmschutzwällen ragten fantasielose Bürogebäude und unheimlich wirkende Wohnkasernen mit Satellitenschüsseln auf. Schon seit einer Dreiviertelstunde war die Tachonadel über die fünfzig nicht mehr hinausgekommen. Es war Anfang August, Hochsaison, und dem auf den Autodächern befestigten Gepäck nach zu urteilen würde in den nächsten Wochen ziemlich viel Rad gefahren und gepaddelt werden. Der Renault Laguna, den sie am Flughafen Charles de Gaulle angemietet hatten, war von Autos mit Anhängern, Fahrradträgern und Wohnwagen förmlich eingekesselt. Französische, niederländische, belgische, deutsche und britische Kennzeichen wechselten einander ab. Es war noch vor zwölf Uhr, aber das LCD-Display auf der Mittelkonsole zeigte, dass die Außentemperatur auf 32 Grad gestiegen war. Für nordeuropäische Verhältnisse geradezu tropisch.
    Obwohl Maiers Blick auf die Straße gerichtet blieb, nahm er das Verkehrsgewusel kaum wahr.
    Vor einer Woche war er auch schon hier unterwegs gewesen, auf genau dieser Autobahn. Seine Vergangenheit hatte hinter ihm gelegen, und seine Zukunft, Susan, hatte neben ihm gesessen. Dass er so bald wieder hier sein würde, hatte er damals nicht ahnen können. Und das Ziel dieser Reise wäre ihm erst recht nicht in den Sinn gekommen. Er schaute kurz zur Seite.
    Keine Susan, sondern ein nervöser Sven.
    Keine Musik, sondern metallisches Klicken.
    Keine ausgelassene Fröhlichkeit, sondern spürbare Anspannung, die solchen Unternehmungen immer vorausging.
    Sven gab sich alle Mühe, seine Nervosität vor Maier zu

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