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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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und ging zur Scheune hinüber. Plötzlich sackte
ihr Fuß ein, weil das Erdreich an der Stelle weich und locker war. Sie strauchelte und fiel auf die Knie. Richtete sich wieder auf und klopfte sich den Sand von der Hose. Drehte sich um und stellte fest, dass sie einen tiefen Fußabdruck im Boden hinterlassen hatte. Trat einen Schritt zurück und sah genauer hin. Sonderbar. Der ganze Garten war zugewuchert. Überall wuchs Unkraut, und wo wenig Sonne hinkam, war der Boden hart und von Schlingpflanzen und Moos überzogen. Nur hier nicht.
    Sie kniete sich hin und fing an, den losen Boden zu durchwühlen. Die Erde war feucht und blieb an ihren Händen hängen. Sie stieß auf Pflanzentriebe, fahl und dünn, sowie auf hölzerne Wurzelstöcke mit faserigen Enden. An den Rändern des umgewühlten Bodens fanden sich umgeknickte Brennnesseln und Blätter.
    »Alles in Ordnung?« Die Stimme in ihrem Rücken hörte sie kaum. Sie starrte auf das Stück Boden vor ihren Füßen und versuchte zu erfassen, was dies zu bedeuten hatte.
    »Hier hat wohl kürzlich jemand gebuddelt«, bemerkte Reno.
    »Sieht so aus, ja.«
    »Aber warum?« Er sah sich um. »Hatte dein Vater einen Hund?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er konnte Hunde nicht ausstehen.«
    Susan richtete sich auf. Insgesamt war das umgewühlte Stück Boden etwa zwei Meter lang und gut einen Meter breit. Ein sonderbarer Umriss. Sie stellte ihren Fuß genau neben den Abdruck von ihrem Adidas-Turnschuh. Wieder sank sie ein. Der Boden war locker und weich.
    »Hier hat jemand was weggeholt.« Sie merkte kaum, dass ihre Stimme zitterte. »Erst kürzlich. Hier war irgendwas eingegraben. «
    Wieder kniete sie sich hin. Starrte wie versteinert auf die umgewühlte Erde.
    Es tut mir so leid … sie dürfen es nicht finden .
    Die pechschwarzen Puzzlestücke fügten sich zu einem Ganzen, zu einem Bild, das so grauenhaft war, dass es ihr Denken gänzlich erstarren ließ.
    Kalter Schweiß brach ihr aus.
    »Susan?« Reno stand hinter ihr. »Was ist los?«
    »Ich muss etwas tun«, sagte sie, ohne aufzuschauen.
    »Was?«
    »Ich will wissen, was hier passiert ist. Ich muss es wissen.«
    Renos Blick wanderte von der umgewühlten Erde zu Susan. »Was hier passiert ist … ?«
    Susan biss sich auf die Unterlippe, während sie mit den Fingerspitzen die lockere Erde durchkämmte. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.«
    »San, das kann doch alles Mögliche sein. Ein Stück Boden mit lockerer Erde, na und?«
    »Das ist ganz frisch, Reno.«
    »Vielleicht hat dein Vater hier irgendwelchen Müll eingebuddelt. Oder er wollte ein Beet anlegen.« Er schaute um sich. »Zugegebenermaßen kein besonders naheliegender Ort dafür.«
    »Ich muss mit diesen alten Freunden meines Vaters reden. Seit meine Mutter verschwunden ist, habe ich die nie wieder gesehen. Dabei standen sie hier vorher quasi täglich auf der Matte. Vielleicht … vielleicht wissen die mehr.«
    Reno schwieg.
    »Und … wenn es nun wahr ist? Wenn meine Mutter damals …« Sie geriet ins Stocken. »Wenn er sie weggeholt hat«, fuhr sie flüsternd fort, »wegen der Enteignung? Und dann die Herzbeschwerden bekommen hat, von dem Stress?«
    Perplex sah Reno sie an. »Kann sein«, sagte er bloß.
    »Ja. Kann sein. Und ich will wissen, ob es wirklich so war.«
    »Was waren das denn für Freunde?«
    Sie stand auf und klopfte sich erneut den Sand von der Hose. »Walter Elias und Roger … Roger irgendwas.«

23
    Maier lag höchst unbequem, mit dem Oberkörper unter einem enormen Brombeerstrauch, am Rande des Anwesens, genau gegenüber der Eingangstür des Wohnhauses. Es war vier Minuten nach halb zwölf Uhr mittags. Gut anderthalb Stunden war er damit beschäftigt gewesen, den gesamten Gebäudekomplex auszukundschaften.
    Er spähte zwischen den Zweigen hindurch in den Himmel. Die bedrohliche Wolkendecke war nun an einigen Stellen aufgerissen, und es sah danach aus, dass das Gewitter oder zumindest der Regen, den er erwartet hatte, ausbleiben würde. Die Sonne brannte immer heißer. Selbst im dunklen Schatten unter den Baumwipfeln war die Hitze zu spüren.
    Konzentriert schaute er zu dem Haus auf der anderen Seite hinüber und versuchte sich anhand des äußeren Anblicks ein Bild davon zu machen, wie das Gebäudeinnere beschaffen sein musste. In der Mitte der gelb verputzten Fassade befand sich unter einem dunkelbraun gebeizten Türbalken eine Tür, die ehemals weiß gewesen war, von der die Farbe abblätterte und stellenweise blankes Holz preisgab.

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