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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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der Wagenspur gegenüberlag und den langen Teil des L darstellte.
    Sie war keine sechs Meter von ihm entfernt. In der Mitte befand sich eine ursprünglich wohl von großen Toren verdeckte Öffnung.
    Er blieb etwa zehn Minuten zwischen den Sträuchern liegen. Ließ die Umgebung auf sich wirken. Nichts als Vogelstimmen, zirpende Grillen und summende Insekten. In der Ferne rauschte der Verkehr über die Autobahn. Der Lärm wurde hier weit über das Land getragen.
    Der Hof wirkte menschenleer. Aber das konnte täuschen.
    Er sprang auf und lief schnell auf die andere Seite. An die Scheunenwand gedrückt, ging er seitlich weiter zu der Toröffnung. Schaute um die Ecke. Der etwa zwanzig Meter lange und höchstens sechs Meter tiefe Lagerraum war nach Augenmaß mit einer Schräge an das Wohnhaus angebaut. Der Boden war aus Beton oder sah zumindest danach aus. In etwa fünf Meter Höhe befand sich die Unterseite des Schieferdachs, das auf einer Konstruktion von kreuz und quer angebrachten Leisten und krummen Baumstämmen auflag. Quer durch die Wände ragten große Holzbalken in den Raum hinein. In der gegenüberliegenden Wand war auf genau derselben Höhe ein großes Loch. Er nahm an, dass die Scheune derzeit als eine Art überdachtes Zugangstor diente, denn er hatte keinen Weg gesehen, der außen herumgeführt hätte.
    Er schlüpfte in das Gebäude hinein. Drückte sich sofort wieder mit dem Rücken an die Wand und ging in die Hocke. Unter
den Dachsparren flatterten Tauben auf und flogen durch die Toröffnung der Freiheit entgegen.
    Bis auf ein wenig Gerümpel war die Scheune leer. Maiers Blick fiel auf einen alten Kühlschrank, einen Traktor, auf Holzkisten, Kanister und ein paar kaputte Gartenstühle. Keine sichtbaren Kameras oder Bewegungsmelder.
    Er spurtete auf die gegenüberliegende Seite und drückte sich dort erneut an die Wand. Jetzt hatte er Sicht auf das Anwesen.
    Vor dem Bauernhaus, keine zehn Meter von ihm entfernt, stand ein dunkelgrauer Renault 21.

22
    »Mann, was für eine Hütte!« Reno stand mit Susan im Bogen der Auffahrt vor dem Haus und kriegte den Mund nicht mehr zu.
    Das zweigeschossige Herrenhaus wirkte fast grotesk in dem an eine Parkanlage erinnernden Garten mit uralten Bäumen.
    Susan betrachtete ihr elterliches Haus, als sähe sie es zum ersten Mal. Die Treppe vor der dunkelrot gestrichenen Holztür, die großen, hohen Fenster mit Ornamenten aus Stein. Alles jämmerlich verwahrlost. Die geschwungene Auffahrt war überwuchert. Die Fenster waren fast blind vor Schmutz, der sich mit den Jahren in immer dickeren Schichten darauf abgelagert hatte. Die Farbe blätterte ab. Die Regenrinne hing schief. Mehrere Dachziegel fehlten.
    Das ganze Haus brach allmählich zusammen.
    Das entging Reno völlig.
    »Bist du hier aufgewachsen, San? Wart ihr dermaßen reich?«
    »Hat mein Vater geerbt«, sagte sie knapp. »Von seinen Eltern, meinen Großeltern.«
    Sie ging rechts um das Haus herum, gefolgt von Reno, der sich voll Bewunderung umsah.
    Auf dem von Unkraut durchwachsenen Rasen stand ein gelber, metallener Abfallcontainer. Susan schielte zu dem Atelier hinüber, rechts im hinteren Teil des Gartens. Der hölzerne Bau war zum Teil von Zaunwinden überwuchert. Hunderte von weißen, kelchförmigen Blumen verliehen der dunkelgrünen Scheune etwas beinahe Idyllisches.
    Beinahe.
    Das Atelier würde sie sich ganz zum Schluss vornehmen.
    »Na, dann mal los«, sagte sie, um sich selbst Mut zu machen, als sie die Holzveranda betrat und die Küchentür öffnete. Unter ihren Turnschuhen federte das Holz leicht.
    Die Atmosphäre in der Küche erinnerte noch am ehesten an eine Gruft. Es hatte sich in all den Jahren wirklich nichts verändert. Auf einem Brett über der Spüle standen Shampooflaschen, Bleichmittel und Bienenwachs, überzogen von einer dicken Staubschicht. Alles wirkte, als stünde das Haus schon ein Jahrzehnt lang leer.
    Reno sagte kein Wort. Schaute sich bloß um.
    Susanne seufzte. »Lass uns oben anfangen, dann arbeiten wir uns nach unten vor.«
    »Okay.«
    Durch die Wohnküche kamen sie in einen düsteren Flur. An der hohen Decke ein Kronleuchter. Auf dem Boden ein grün geblümter Läufer. Schulterhohe Wandvertäfelung. Durch den schmalen Glaseinsatz in der Eingangstür fiel spärliches Licht. Schweigend stiegen sie die Treppe hinauf.
    In diesem Haus hatte sie mehr Zeit verbracht als irgendwo sonst auf der Welt. Aber es war so lange her, dass sie sich vorkam wie ein Eindringling. Es war nicht ihr Haus,

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