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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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jetzt ein, oder es wurde ihm vielleicht auch erst jetzt in dieser Deutlichkeit bewusst: Svens Gegenwart machte ihn nervös.
    »Entschuldige, Sven.« Er drehte sich zu ihm um. »Das nehme ich zurück.«
    Mit seiner unverletzten Hand winkte Sven ab. »Du hast ja recht. Ich habe mich wie der letzte Stümper benommen. Ich … ich glaube, für solche Aktionen bin ich einfach nicht gemacht.«
    »Wer ist das schon«, sagte Maier seufzend.
    Das musste reichen. Kein Gezanke, keinen Ärger. Er musste Sven einfach nach Hause schicken, unter irgendeinem Vorwand, bevor ein Unglück geschah, das nicht wieder rückgängig zu machen wäre. Das er sich dann selbst zuzuschreiben hätte. Denn er wusste ja jetzt Bescheid.
    Das Wasser kochte. Maier fand zwei Becher, spülte sie unter
dem spritzenden Hahn aus und tat eine großzügige Portion löslichen Kaffees hinein. Schüttete dann dampfendes Wasser drüber. Nicht mal der Geruch erinnerte an Kaffee. Aber Hauptsache, es war genügend Koffein drin, sodass er endlich seine Gedanken ordnen könnte. Er war schlicht übermüdet. Körperlich wie geistig.
    »Wo ist das Problem?«
    »Mir fehlt Material«, sagte Sven. »Ich hab alles für diesen Kerl verbraucht.«
    »Was genau brauchst du?«
    »Von allem etwas. Nähgarn – ich hatte zwei von diesen Sets mit Nadel und Garn dabei.« Er grinste säuerlich. »Beim Einpacken hab ich noch gedacht: Das ist vielleicht ein bisschen viel des Guten, die werden wir doch nicht brauchen. Aber denkste. Alles für Thierry verbraucht. Und Morphium. Es tut verdammt weh, Mann. Als hätte sich ein ganzes Rudel von Ratten in meinen Arm verbissen. Und … na ja, ganz banalen Verband. Ist einfach alle. Ich hatte zu wenig dabei. Ganz schön blöde.«
    »Man kann eben nicht alles vorplanen.«
    »Wenn ich gewusst hätte, was für ein Scheißkerl dieser Thierry war, hätte ich seinem Fuß nicht so eine Fünf-Sterne-Behandlung angedeihen lassen, sondern ihn mit Salzsäure überschüttet.«
    »Dafür bist du nicht der Typ. Sei froh drum.«
    »Vielleicht doch. Seit heute.« Sven zischte und verzog das Gesicht.
    Maier nahm ein paar Oliven aus der Dose, schnitt den Käse in kleine Stücke und verteilte beides auf einem gebrochenen Frühstücksbrett. Stellte es zusammen mit einem Becher löslichem Kaffee auf den Tisch. Sven fiel gierig darüber her.
    »Antibiotikum brauche ich auch«, sagte Sven mit vollem Mund. »Das kann sich entzünden, solche Wunden sind heimtückisch. Ich will den Arm nicht verlieren.«
    Maier nahm ihm gegenüber Platz und aß abwechselnd von dem Ziegenkäse und dem Brot. Sven hatte recht. Sie wussten schließlich nicht, wie lange sie hier noch würden ausharren müssen. Eine unbehandelte Schusswunde konnte sich schrecklich entzünden. Dann hätten sie noch ein zusätzliches Problem am Hals.
    »Und wo willst du das Zeug herkriegen? Krankenhaus oder Hausarzt fallen ja wohl aus.«
    »Damals, als ich hier gearbeitet habe, wohnte ein Freund von mir in der Gegend. Auch Tierarzt, mit eigener Praxis. Vielleicht könnten wir da kurz vorbeifahren.«
    Maier schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage.«
    »Ich könnte doch so tun, als ob ich alleine im Urlaub wäre. Ich bin geschieden, und es ist Hochsaison. Überall sind jetzt Touristen.«
    »Aber nicht mit Schusswunden.«
    Maiers Blick fiel auf die Armschlinge. Es schimmerten bereits ein paar rote Flecken durch den Verband hindurch. In etwa einer Stunde wären die zu einem einzigen großen Fleck zusammengelaufen. Die Wunde musste genäht werden.
    »Und wenn ich mit einem Wilderer aneinandergeraten wäre?«
    Manchmal konnte Sven beachtlich scharfsinnig und schnell denken. In Frankreich war die Jagd eine ganz große Sache. Unfälle waren dabei gang und gäbe, besonders nach der Mittagszeit, wenn die Jäger sich eben erst einen halben Liter Wein hinter die Binde gekippt hatten und schon wieder munter in den Wald hineinspazierten.
    Aber der Plan hatte auch seine Schwachpunkte. »Vielleicht drängt er dich, die Polizei zu rufen und Anzeige zu erstatten«, sagte Maier. »Und fragt sich, warum du nicht einfach ins Krankenhaus gehst.«
    »Da fällt mir schon was ein.«
    »Wenn du erst vor Ort darüber nachzudenken anfängst, ist das ein bisschen spät.«
    »Im Krankenhaus wird man immer gleich einen Tag lang festgehalten«, sagte Sven schnell. »Ich könnte sagen, dass ich nicht so viel Zeit habe. Dass ich in Eile bin. Oder keine Versicherung habe. Oder …«
    »Oder was ausgefressen hast. Das wird nämlich das Erste

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